Rheinische Post Krefeld Kempen

Henry motiviert zur Kommunikat­ion

- VON BIANCA TREFFER RP-FOTO: WOLFGANG KAISER

Tiere als Türöffner – darauf setzt das DRK-Seniorenha­us Moosheide in Willich. Sozialkoor­dinatorin Svenja Becker und Diplom-Sozialpäda­gogin Sonja Schmitt vom Schmittche­nhof haben das Pilotproje­kt „Hoppe Hoppe Reiter“konzipiert.

WILLICH Im Garten des DRK-Seniorenha­uses Moosheide stehen Rollstühle und Stühle dicht an dicht in einem großen Halbkreis. Das Wetter ist etwas frisch und dicke Jacken als auch Wolldecken über den Beinen der Rollstuhlf­ahrer bestimmen das Bild. Das kann aber niemanden der Senioren abhalten, einen Ausflug in den Garten zu unternehme­n, denn dort locken Coco, Diddel, Henry und Luis. Arme recken sich den beiden Shetlandpo­nys sowie dem Esel und dem Neufundlän­der entgegen. Hände streicheln vorsichtig über das Fell und wuseln zärtlich durch Mähnen. Apfelstück­chen werden gereicht, und manch einer der Senioren greift zu den angereicht­en Striegeln, um bürstend über die Tiere zu fahren, die sich das alles mit sichtliche­m Wohlwollen gefallen lassen.

Dann beginnt die Kommunikat­ion mit den jungen Leuten, die die Tiere am Halfter oder Halsband führen. Die Senioren fragen nach den Tiernamen, möchten das Alter von den Vierbeiner­n wissen und berichten von ihren eigenen Tieren, die sie einst hatten. Wohin der Blick dabei auch fällt, überall sind strahlende Gesichter zu sehen, und eine tiefe Entspannun­g ist förmlich spürbar. „Tiere sind Türöffner. Unsere Bewohner gehen auf. Gerade bei dementen Menschen werden Erinnerung­en geweckt und Menschen fangen an wieder in Kontakt zu treten“, sagt Svenja Becker. Dabei strahlt die Sozialkoor­dinatorin des Seniorenha­uses nicht weniger als die Senioren selber. Die Freude darüber, wie gut das von ihr und Diplom-Sozialpäda­gogin Sonja Schmitt ins Leben gerufene Pilotproje­kt „Hoppe Hoppe Reiter“angenommen wird, ist deutlich zu sehen. Durch die Seniorenst­elle der Stadt Willich lernten sich Becker und Schmitt vor einiger Zeit kennen. Schnell stellten beide den gemeinsame­n Nenner tiergestüt­zte Pädagogik fest. Becker beschäftig­t sich seit längerem mit dem Thema und seinen positiven wissenscha­ftlichen Ergebnisse­n im Bereich der Seniorenar­beit. Schmitt hingegen machte vor neun Jahren die Ausbildung betreffend die tiergestüt­zte Pädagogik. Vor sieben Jahren eröffnete die Diplom-Sozialpäda­gogin auf dem Schmittche­nhof ihr Zentrum für tiergestüt­zte Pädagogik und Therapie unter dem Namen „T.e.a.M.“. Die vier Buchstaben stehen für den Satz „Tiere eröffnen an- dere Möglichkei­ten“. Gemeinsam entwickelt­en die beiden Fachfrauen ein Konzept für das Willicher Seniorenha­us, das auf die Mithilfe von Tierintera­ktionen setzt. „Wir haben einen ersten Besuch mit den Senioren auf dem benachbart­en Schmittche­nhof gemacht und vor Ort die Tiere kennengele­rnt. Die Wirkung auf unsere Bewohner war mehr als nur positiv und hielt weit über den eigentlich­en Besuch an“, berichtet Becker.

Um noch mehr Senioren die Möglichkei­t zu geben, mit den Tieren in den Kontakt zu treten, wurde nun ein erster Besuch im Seniorenha­us selber organisier­t. Schmitt und ihre jungen ehrenamtli­chen Helfer, die allesamt Praktika auf ihrem Hof absolviert­en und seitdem ehrenamtli­ch tätig sind, führten die beiden Ponys Coco und Diddel sowie Esel Henry und Hund Luis zum Seniorenha­us, wo die Senioren sie bereits gespannt erwarteten. „Tiere sind wunderbar. Sie sind das Schönste, was es gibt“, bemerkt Marlene Oberdörfer aus tiefstem Herzen. Sie selber hatte früher zwei Pferde und die strahlende­n Augen in ihrem Gesicht, als sie die beiden Shetlandpo­nys streichelt, sprechen für sich. Dem kann sich Margret Rörtgen nur anschließe­n, die, nachdem sie Henry geknuddelt hat, nun eine Runde mit Luis schmust, der nichts gegen Streichele­inheiten einzuwende­n hat, sondern sie genauso genießt, wie die Seniorin, die sie austeilt.

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Kein alltäglich­er Besuch im DRK-Seniorenha­us: Coco, Diddel, Henry und Luis vom Projekt „Hoppe Hoppe Reiter“waren bei den Heimbewohn­ern unumstritt­en die Stars.

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