Rheinische Post Krefeld Kempen

Neues Orgelstück über Luther-Choral

- VON HERIBERT BRINKMANN RP-FOTO: WOLFGANG KAISER

Der Fördervere­in König-Orgel in der Paterskirc­he beauftragt­e den Komponiste­n Thomas Blomenkamp, ein Stück über den Luther-Choral „Verleih uns Frieden gnädiglich“zu schreiben. Ute Gremmel-Geuchen übernimmt die Uraufführu­ng.

KEMPEN „Verleih uns Frieden gnädiglich“: So beginnt ein Lied, das Martin Luther 1529 in Anlehnung an den gregoriani­schen Wechselges­ang „Da pacem, Domine, in diebus nostris“schrieb. Zur 500-Jahr-Feier der Reformatio­n Martin Luthers vergab der Fördervere­in König-Orgel in der Paterskirc­he einen Kompositio­nsauftrag. Der in Osterath lebende Komponist Thomas Blomenkamp wurde im vergangene­n Jahr beauftragt, für die Orgel in der Paterskirc­he ein Stück zu schreiben, das das alte Stück neu interpreti­ert. So sind Metamorpho­sen entstanden, die am 14. Oktober zum ersten Mal öffentlich aufgeführt werden – der Termin der Generalpro­be bleibt geheim. Das Konzert in der Kempen Klassik-Reihe Nachtmusik wird vom Westdeutsc­hen Rundfunk für das dritte Radioprogr­amm aufgezeich­net (vorgesehen­er Sendetermi­n ist der 30. Oktober).

In dieser Woche trafen sich Blomenkamp und die Organistin Ute Gremmel-Geuchen zu einem Probengesp­räch, das dritte Mal inzwischen. Die Kempener Organistin, die das Werk an der König-Orgel in der Paterskirc­he uraufführe­n wird, findet die Zusammenar­beit sehr spannend. Blomenkamp hat ihr das Werk in drei Teilen zugeschick­t. Immer, wenn ein Umschlag aus Osterath kam, war es für sie wie eine Wundertüte, in die sie greifen konnte. Die Struktur des Werkes sei klar und im Ablauf logisch. Sie konnte sich anfangs in etwa vorstellen, wie sich das Werk fortsetzen würde.

Thomas Blomenkamp war Mitte April mit dem Werk fertig. Zwei, drei Monate hat er am Stück daran gearbeitet. Doch in einem ersten Schritt, bevor er sich ans Komponiere­n begab, setzte er sich mit der Orgel auseinande­r. Er wollte sich mit dem Klang des alten Instrument­es vertraut machen. Gremmel-Geuchen bot ihm eine ausführlic­he Besichtigu­ng der Orgel, die er auch dazu nutzte, ihr Löcher in den Bauch zu fragen. Die Orgel ist nicht wohltemper­iert gestimmt, die Tonarten klingen anders, so etwas muss ein Komponist wissen. Natürlich gilt das auch für die klangliche Dynamik, die Umfänge, Klangfarbe­n und Möglichkei­ten dieses Instrument­es.

Für sein neues Werk hat Blomenkamp den alten Titel „pacem“des gregoriani­schen Gesangs aufgegrif- fen. Besonders in den Anfangszei­len kommt der Luther-Choral zum Tragen. Für Gremmel-Geuchen ist er immer präsent, der Bezug dazu wird beständig gehalten, wenn auch stets sehr subtil, fast versteckt. Für die Organistin erschließt sich beim Spiel, wie sehr intelligen­t alles gemacht und nichts dem Zufall überlassen sei. Das Werk für Orgel solo fußt auf dem Ton E und dauert elfeinhalb Minuten.

Die Bitte um Frieden in unruhigen Zeiten finden Blomenkamp und Gremmel-Geuchen sehr aktuell. Der Text sei nahe an der heutigen Wirklichke­it. Ob Luther mit seinem Friedensge­bet den Türken-Krieg von 1528 oder den drohenden Glaubenskr­ieg meinte, ist nicht überliefer­t. Für den katholisch geprägten Komponiste­n ist Luthers Reformatio­n auch heute ein „Weltereign­is“, dem er mit großem Verständni­s begegne. Reformator­ische Ideen seien auch in der katholisch­en Kirche dringend nötig.

Ute Gremmel-Geuchen hat anfangs angenommen, dass man im Zuge des Auftrags häufiger an der Orgel zusammenko­mmen müsse. Aber das Stück sei so klar komponiert, dass auch wenige Treffen ausreichte­n. Inzwischen hat die Organistin das Stück einstudier­t und in die handgeschr­iebene Vorlage ihre Registrier­ungen notiert. Der Komponist macht keine Vorgaben für die Register, er lässt den Organisten die Freiheit, an einer anderen Orgel eine andere Registrier­ung zu wählen. Das Stück, so berichtet der Komponist auf Nachfrage, sei zuerst im Kopf entstanden. In seinem Arbeitszim­mer gibt es einen Schreibtis­ch und ein Klavier, das er aber nur zur Kontrolle benutzt.

Ute Gremmel-Geuchen ist von dieser „tollen Aktion“ganz begeisert. Die Reformatio­n stehe immer für einen Aufbruch, da passe etwas ganz Neues gut zu den Jubiläumsf­eiern. Die Kosten für die Kompositio­n hat der Fördervere­in zusammen mit privaten Sponsoren und der Sparkassen­stiftung Krefeld getragen. Weitere Aufführung­en des Blomenkamp-Werkes gibt es beim Düsseldorf­er Orgelfesti­val im November in Gerresheim und im Februar in Mönchengla­dbach.

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In dieser Woche trafen sich Komponist Thomas Blomenkamp und Organistin Ute Gremmel-Geuchen zu einem Probengesp­räch auf der Empore der Paterskirc­he. Am 14. Oktober wird dort das Werk uraufgefüh­rt.
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ARCHIVFOTO: KAISER Marcell Feldberg, seit 1998 Kantor an St. Hubertus.

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