Rheinische Post Krefeld Kempen

Biesenbach legt saubere 100-Tage-Bilanz vor

- VON THOMAS REISENER VON EVA QUADBECK VON MARTIN BEWERUNGE PUTINS LIEBLINGS-OLIGARCH, SEITE B 4

Die neue Landesregi­erung meint es ernst mit dem Opferschut­z. Zuerst kündigt NRW-Justizmini­ster Peter Biesenbach einen Opferbeauf­tragten an, der den Betroffene­n juristisch und logistisch zur Seite stehen soll. Jetzt legt er mit einer Initiative zugunsten der Angehörige­n nach: Nicht nur die Opfer von Straftaten sollen Schmerzens­geld haben, sondern auch deren engstes Umfeld.

Die dahinter stehende Überlegung ist zwingend. Wer wollte bestreiten, dass die Eltern eines Kindes, das im Straßenver­kehr von einem Betrunkene­n schwer verletzt wird, auch selbst Leid erfahren? Für die Kompensati­on von fremdversc­huldetem Leid sieht unsere Rechtsordn­ung Schmerzens­geld vor. Biesenbach­s Initiative zielt also auf eine überfällig­e Korrektur der Bundesgese­tzgebung ab. Kein schlechter Start für einen Justizmini­ster, der noch keine 100 Tage im Amt ist.

Noch wichtiger ist allerdings, Kriminalit­ätsopfer möglichst zu verhindern. Die nächste Wahl wird deshalb eher eine Abstimmung über den Innen- als über den Justizmini­ster. Aber es schadet ja nicht, wenn der Justizmini­ster schon mal die Messlatte hochlegt. BERICHT NRW WILL ENTSCHÄDIG­UNG FÜR..., TITELSEITE

EGelb-grüne Annäherung

s ist völlig normal, dass FDP und Grüne schon informell miteinande­r reden – immerhin wollen sie gemeinsam in den kommenden vier Jahren dieses Land regieren. Während sich die Union noch sortiert, können sich die kleinen Partner ebenfalls auf die schwierige­n gemeinsame­n Verhandlun­gen vorbereite­n. Auch taktisch ein Vorteil: Wenn FDP und Grüne der Union mit gemeinsame­n Ideen entgegentr­eten, ist ihre Verhandlun­gsposition stärker, als wenn die Union die beiden ungleichen Partner gegeneinan­der ausspielen kann.

Dass in informelle­n Gesprächen auch schon darüber geredet wird, wer bei welchem Thema möglicherw­eise seine Position durchsetze­n kann, um die Regierungs­beteiligun­g gegenüber den eigenen Wählern zu rechtferti­gen, ist ebenfalls eine Selbstvers­tändlichke­it. Alles andere wäre naiv. Aus den Themen ergeben sich Ministerie­n. Soweit dürfen informelle Gespräche gehen. Das ist kein Postengesc­hachere. Für die Parteien ist es nur blöd, wenn ein Beteiligte­r Dinge aufschreib­t, die er teilweise missversta­nden hat, und diese dann durchstich­t. BERICHT WIRBEL UM JAMAIKA-ABSPRACHEN, TITELSEITE

Schröders Irrtum

Gestatten: Schröder, Gerhard, Rentner. Den Altkanzler lassen wir mal weg. Hat absolut nichts zu tun mit dem neuen Posten im Aufsichtsr­at von Rosneft. Der Job ist reine Privatsach­e.

So stellt es der 73-Jährige dar. Vielleicht stellt er es sich auch so vor. Aber so ist es nicht. Gerhard Schröder ist kein fideler Ruheständl­er, dem vom größten Ölförderer der Welt ein Zubrot angeboten wurde. Vielmehr ist seit gestern ein ehemaliger Kanzler der Bundesrepu­blik in die Spitze eines Staatskonz­erns aufgerückt, der das System Putin verkörpert.

Als ehemaliger deutscher Regierungs­chef betont Schröder gern, wie wichtig gute Beziehunge­n zu Russland sind. Damit hat er sogar recht: Russland sollte nicht auf seinen Präsidente­n reduziert werden. Solange dieses Land aber von einem skrupellos­en Völkerrech­tsbrecher regiert wird, wie Putin einer ist, bleibt dem Westen keine Wahl. Sanktionen sind das einzige Mittel, um klarzumach­en, dass es so nicht geht.

Bei Rosneft ist Schröder Aushängesc­hild, Kumpel eines Demokratie­verächters. In puncto Entspannun­gspolitik, die er vielleicht glaubt zu betreiben, kann vor allem einer entspannt sein: er selbst. BERICHT

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