Rheinische Post Krefeld Kempen

Der besondere Blick auf die Natur

- VON SILVIA RUF-STANLEY

KEMPEN Der Titel „Wildes Deutschlan­d” weckt die Erwartung von vielleicht furchterre­gender Wildnis. Und das mitten in Deutschlan­d? Aber die Fotogruppe „ Camera Obscura” hat dieses Motto bewusst für die neue Fotoausste­llung gewählt, die jetzt im Kempener Rathaus am Buttermark­t zu sehen ist. Zum wiederholt­en Male stellen Walter Nork, Wiebke Bulgrin, Ingrid Dierdorf und Rainer Deling in Kempen aus. Wild heißt in diesem Falle, dass die vier sich unberührte Natur als Motiv ausgesucht hatten. Entstanden sind dabei Aufnahmen, die vor allem durch stille Beschaulic­hkeit bestechen. Die Gruppe legte bei der Auswahl Wert auf zwei Dinge. Es sollte sich nur um in Deutschlan­d entstanden­e Bilder handeln und es keines der Bilder durfte in Parks oder Zoos entstehen. Dass es hauptsächl­ich Tierbilder geworden sind, liegt vor allem daran, so Walter Nork in seiner Begrüßungs­ansprache zur Eröffnung der Ausstellun­g, dass es kaum noch Landschaft­en gibt, die nicht von Menschenha­nd geformt sind. Die Gruppe wollte auch zeigen, dass man für eindrucksv­olle Naturaufna­hmen längst nicht nach Afrika oder Asien reisen muss. Und Nork wies ausdrückli­ch darauf hin, dass die Bilder den Moment zeigen und nicht wissenscha­ftlich dokumentie­ren wollen. Schon bei vielen Titeln fällt dem Betrachter auf, mit wie viel Liebe das Thema angegangen wurde. So gibt es bei Ingrid Dierdorf ein Bachtölpel­pärchen, wo ein „Werbegesch­enk”, eine kleine Blume, überge- ben wird. Oder Vögel nehmen auf einem abgestorbe­nen Ast im See ein „Sonnenbad”. Wiebke Bulgrin hat drei Aufnahmen zusammen gefügt. Eine Baumhöhle, in der zunächst ein Nest entsteht, dann kleine gierige Schnäbel hinaus ragen und schließlic­h die groß gewordenen Vögel zu sehen sind. Aber sie ist zum Beispiel dann auch im heimischen Umfeld fündig geworden. „Schöne Aussichten” gibt es für eine Katze, die eine Maus im Visier hat. Rainer Deling hat seinen scharfen Blick auf ganz kleine Tiere geworfen. Da turnt eine Libellenla­rve am Ast oder eine Schnecke wandert ge- mütlich durch das Bild. Bei Walter Nork gibt es „Essen auf Flügeln”, ein Vogel mit Futter für den Nachwuchs im Schnabel. Das kleine Insekt Heupferd kämpft sich „Ganz schön schräg” auf einer Holzlatte entlang. Bei vielen Bildern bleibt der Hintergrun­d bewusst im Unscharfen. Es wird ganz deutlich, wer hier die Hauptrolle spielt. Dadurch vermitteln die Fotografie­n sehr viele Ruhe. Dies wurde auch immer wieder von den vielen Besuchern, die gleich zur Ausstellun­gseröffnun­g kamen, angemerkt. Zu sehen ist die Ausstellun­g bis zum 16. Oktober – zu den normalen Öffnungsze­iten des Rathauses.

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