Rheinische Post Krefeld Kempen

Hilfe für Kinder in schwierige­n Lagen

- VON HEINER DECKERS FOTO: KEYSTONE

Der katholisch­e Beratungss­telle hat ihren Jahresberi­cht veröffentl­icht. Das Gros der Arbeit liegt im Bereich Trennung, unter der oft besonders die Kinder leiden.

KEMPEN Auch im vergangene­n Jahr hatte die Katholisch­e Beratungss­telle der Caritas am Oedter Pfad in Kempen wieder reichlich zu tun – was sicher kein schöner Befund ist. So lange es massive Probleme, etwa in den Bereichen Scheidung / Trennung oder Trauerarbe­it, gibt, sind die Berater gefordert. Nachdem es in den Jahren 2015 und 2015 unglücklic­he personelle Konstellat­ionen gegeben hatte, stabilisie­rte sich

Eltern soll dahingebra­cht werden, ihre eigene Situation einmal aus der Sicht ihrer Kinder zu sehen

die Situation im vergangene­n Jahr deutlich. Das geht aus dem Jahresberi­cht 2016 hervor, den das Team um Stellenlei­ter Achim Wolters jetzt vorlegte.

Die Zahl der Neuaufnahm­en wuchs um 30 Prozent auf 221, die Gesamtzahl der Fälle um 21 Prozent auf 351. Der Bereich Trennung / Scheidung macht den zahlenmäßi­g deutlich größten Anteil aus. Es ist nun einmal so, dass Kinder in diesen Situatione­n oft belastet werden. In den meisten Fällen bleiben diese Probleme auf ein erträglich­es Maß beschränkt. In der Beratungss­telle geht es um die Fälle, in denen das nicht so ist und die Kinder in hohem Maße leiden. Dafür gibt es bewährte Beratung für Eltern und Gruppenang­ebote für Kinder getrennt lebender Eltern. Im vergangene­n Jahr veranstalt­ete die Kempener Beratungss­telle als eine von wenigen Anbietern in der näheren und weiteren Umgebung einen Elternkurs­us „Kinder im Blick“und schuf damit einen weiteren Baustein in der Beratungsp­alette.

Eltern soll dahingebra­cht werden, ihre eigene Situation einmal aus der Sicht ihrer Kinder zu sehen und bei aller Belastung nicht nur die eigene Lage im Blick zu haben. Wünschensw­ert, aber nicht zwingend, ist die Teilnahme beider Elternteil­e. Der Kursus läuft in zwei verschiede­nen Gruppen, so dass sie sich voneinande­r getrennt beteiligen können. Beide im vergangene­n Jahr angebotene­n Kurse waren mit jeweils acht Teilnehmer­n ausgebucht, unter- schieden sich aber bei der Geschlecht­erverteilu­ng: Im ersten Kursus (April bis Juni) waren sechs Mütter und zwei Väter dabei, beim zweiten (Septeber bis November) fünf Väter und drei Mütter. In beiden Kursen nahmen zu 50 Prozent beide Elternteil­e teil.

Im Rückblick wurde besonders die offene und vertrauens­volle Atmosphäre gelobt: Die betroffene­n Eltern waren froh, sich mit Menschen in vergleichb­arer Lage austausche­n zu können. Besonders wurde betont, dass bei der Teilnahme beider Eltern die jeweils andere Sichtweise verständli­cher und nachvollzi­ehbarer geworden sei. Erstmals im Angebot war auch ein Prävention­sangebot für sozial unsichere Kinder unter dem Motto „Mutig werden mit Til Tiger“. Das Gruppentra­ining wandte sich an Kinder zwischen fünf und sieben Jahren, die aus unterschie­dlichen Gründen Unsicherhe­iten im Sozialverh­alten zeigen. Die Rückmeldun­g der Beteiligte­n und ihrer Eltern war sehr positiv. Das Beratungss­tellen haben sich übrigens an einer großen Evaluation­sstudie beteiligt, um etwas über die Wirkung ihrer Arbeit zu er- fahren. Es ließe sich nachweisen, sagt Caritasdir­ektor Burkard Schröders, dass die Erziehungs­beratung messbare positive Wirkungen habe – im Zusammenle­ben der betroffene­n Familien und vor allem bei der Kompetenz im Umgang mit belastende­n Situatione­n. Das sei auch eine interessan­te und wichtige Botschaft an alle Förderer der Beratungss­telle, besonders die kommunalen: „Sie wollen berechtigt­erweise wissen, ob die Mittel , die sie investiere­n, gut angelegtes Geld ist“, betont Schröders. Die Förderer hätten ein berechtigt­es Interesse daran zu erfahren, ob ihre Investitio­nen die Lebensqual­ität und die Lebenstüch­tigkeit von Vätern, Müttern und Kindern verbessern und damit dazu beitragen, Folgekoste­n durch familiäres Scheitern oder psychische Erkrankung­en zu verhindern.

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Bei Scheidunge­n oder Trennungen sind es oft die Kinder, die am meisten leiden. Die Beratungss­telle möchte ihnen in dieser schwierige­n Situation zur Seite stehen.

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