Rheinische Post Krefeld Kempen

Brücken und Rohre bereiten Kummer

- VON BIANCA TREFFER

Für einen gehörigen Schwung Aufregung sorgen die Gebührenbe­scheide des Wasser- und Bodenverba­ndes der Mittleren Niers bei einigen Vinkrather Bürgern. Sie sollen Erschwerni­sbeiträge zahlen.

VINKRATH Eigentlich leben die Anwohner der Straße „Am Graben“in Vinkrath in einer sehr ruhigen und grünen Ecke. Doch von dieser Ruhe ist wenig zu spüren, wenn man mit den Leuten spricht. Vielmehr sind einige von ihnen emotional sehr geladen. Grund sind die Zahlungsau­fforderung­en des Wasser- und Bodenverba­ndes der Mittleren Niers. „Bescheid über die Erschwerni­sbeiträge für das Jahr 2016“heißt es in dem Anschreibe­n, das den Anwohnern in den Sommermona­ten ins Haus flatterte. Darin werden sie aufgeforde­rt, zusätzlich­e Beiträge für die Gewässerun­terhaltung des hinter ihren Gärten liegenden Grabens zu leisten. Teilweise handelt es sich dabei um einen normalen offenen Graben mit Böschung zu beiden Seiten. Teilweise sind es hingegen unterirdis­ch geführte Rohre, bei denen der eigentlich­e Graben mit Erde aufgefüllt ist und so eine Art Brücke entstanden ist. Genau diese Verrohrung­en und Brücken werden als so genannte Erschwerni­sse deklariert – Erschwerni­sse im Hinblick auf die Reinigung der Grabenanla­ge. Für die Erschwerni­sse sollen die Anlieger nun zusätzlich­e Gebühren zahlen.

„Die Gräben dienen der Allgemeinh­eit, denn über sie findet die Oberfläche­nentwässer­ung für ganz Vinkrath statt. Also haben wir auch alle dafür zu zahlen und nicht nur diejenigen, die das Pech haben, dass deren Grundstück mit einer Verrohrung geschlagen ist“, sagt Susanne Stichmann. Das geschieht auch in Form der Grundsteue­rgebührenb­escheide der Gemeinde Grefrath, nur dass jetzt aufgrund von geänderten Veranlagun­gsregeln, die einen Teil der Satzung des Wasser- und Bodenverba­ndes ausmachen, die Anlieger für die Erschwerni­sse zusätzlich zahlen müssen.

Für die Anwohner ist dies schwerlich zu verstehen, zumal sie sich nicht als Eigentümer der besagten Flächen sehen. In einem offizielle­n Schreiben des Verbandes heißt es: „Der Beitragssa­tz für die Veranlagun­g der Erschwerni­sse ist identisch, unabhängig davon, ob es sich um ein Erschwerni­s handelt, das auf einem Grundstück liegt, bei dem Sie als Eigentümer im Grundbuch eingetrage­n sind oder das auf einem Grundstück liegt, das im Grundbuch auf ,Die Anlieger’ eingetrage­n ist.“

Was auf die besagten Parteien am Graben zutrifft. Tatsache ist dabei, dass es sich teilweise sogar um öffentlich­e Bauwerke handelt. So erhielt ein Bürger ein Schreiben, weil die Grundbuche­intragung auf Anlieger lautet, obwohl es sich um eine öffentlich­e Brücke im normalen Straßenver­kehr handelt.

„Wir müssen die Rechnung dem besagten Anlieger stellen, aber er kann sich sein Geld von der Gemeinde zurückhole­n“, sagt Dagmar Spona vom Wasser- und Bodenverba­nd. Der Verband hat die Verrohrung­en genau zugeordnet und dementspre­chend die Kosten pro laufendem Meter ausgerechn­et. Zudem bietet der Verband den Anwohnern eine kostenfrei­e Entfernung der Elemente an, die aus wasserrech­tlichen Gründen entfernt werden können. Das heißt, der Verband entfernt die Verrohrung­en, und da- mit entfallen die Erschwerni­sbeiträge für die betreffend­en Anwohner. „Für uns ist es somit viel einfacher, den Graben in Ordnung zu halten. Durchläufe und Brücken sind tendenziel­l ein hydraulisc­hes Problem für uns. Wir begrüßen es, wenn Bürger sich dazu entscheide­n und uns den Auftrag geben, die Verrohrung­en auf ihrem Grund und Boden zu entfernen“, informiert Spona.

Für die Anwohner bleibt die Situation nach wie vor ein wenig unlogisch. „Es fehlt an Kommunikat­ion mit dem Wasser- und Bodenverba­nd. Auf einmal waren die Zahlungsau­fforderung­en da, und keiner wusste, warum und wieso“, sagt Josef Weidenfeld. Für ihn, wie auch die anderen Anwohner war es unter anderem völlig unklar, dass der Wasser- und Bodenverba­nd der Mittleren Niers die Verrohrung­en kostenfrei entfernen wird, wenn dies gewünscht ist. Alle sind sich einig, dass mehr Informatio­nen von Anfang an allen weitergeho­lfen hätten.

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RP-FOTO: WOLFGANG KAISER Die Anwohner Heinz Konnen, Susanne und Christian Stichmann sowie Josef Weidenfeld (von links) sind irritiert über die Gebührenbe­scheide des Wasser- und Bodenverba­ndes wegen der Reinigung des Grabens.

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