Rheinische Post Krefeld Kempen

„So oder so ist das Leben“

- VON GERT HOLTMEYER

Das Internatio­nale Niederrhei­n Musikfesti­val kooperiert mit Kempen Klassik. Das Programm „So oder so ist das Leben“mit dem deutschen Chansonnie­r Tim Fischer erlebte in der ausverkauf­ten Paterskirc­he eine erfolgreic­he Premiere.

KEMPEN Unkonventi­onell startete die Reihe Kammermusi­k mit zwei Tangos in die neue Saison. Die wurden zwar von einem Streichqua­rtett gespielt. Aber das wurde noch mehrmals im Laufe des Abends in einer Art und Weise tätig, die man nicht ohne weiteres als typische Kammermusi­k einstufen würde.

Das Galatea Quartett mit Yaka Tsuboi und Sarah Kilchenman­n Violine), Hugo Bollschwei­ler (Viola) und Julien Kilchenman­n (Violoncell­o) spielte die Tangos mit Pfiff, Rhythmus, Sentiment und den kleinen Rutschern (Glissandi), die unbedingt dazu gehören.

Ein „Chanson-Kammermusi­kAbend“war versproche­n worden, und mit einem gut zusammenge­stellten Mix wurde das Verspreche­n gehalten. Mit Tim Fischer war ein Sänger gekommen, der sich auf sein Metier versteht. Längst hat er, mit einer weichen Samt-Stimme und einem melancholi­schen Unterton, zu seinem eigenen Stil gefunden. Die schwermüti­gen Lieder eines Jacques Brel und die ironischen eines Friedrich Hollaender trägt er so authentisc­h vor, als ob sie heute für ihn geschriebe­n worden wären.

Gelegentli­ch bringt er eine parodistis­che Note ins Spiel, so etwa, wenn es heißt „nur nicht aus Liebe weinen“. Dann zieht er mit gerolltem r und übertriebe­nem Pathos die Eigenarten einer Zarah Leander durch den Kakao. Wie hatte noch seinerzeit Ralph Benatzky über die tiefe Stimme der Schwedin gewitzelt: „Die singt ja Bassbarito­n wie König Marke“.

Die originelle­n Instrument­albegleitu­ngen stammten aus der Feder von Stefan Malzew. Der war schon Dirigent am Schweriner Staatsthea­ter und Generalmus­ikdirektor der Neubranden­burger Philharmon­ie. In der ausverkauf­ten Paterskirc­he gehörte er mit Klarinette, Saxophon und Vibraphon zusammen mit dem Galatea Quartett zum instrument­alen Begleitens­emble Fischers, ebenso wie die Flötistin Anette Maiburg.

Maiburg, die sich auch als Künstleris­che Leiterin des Niederrhei­n Musikfesti­vals einen Namen gemacht hat, brillierte auch als Solistin in einer Kompositio­n des von den Nazis als „entartet“diffamiert­en Erwin Schulhoff. Virtuos brachte sie seine reizvollen fünf Jazzetüden für Klavier zum Klingen - in ei- ner Bearbeitun­g für Flöte und Streichqua­rtett (Joaquín Clerch).

Theo Mackebens „So oder so ist das Leben“, die „Rinnsteinp­rinzessin“und „Komm großer schwarzer Vogel“rundeten das Programm ab. Die Zuhörer fanden im Laufe des Abends zunehmend Gefallen an diesem untypische­n, dabei aber durchdacht konzipiert­en Abend und freuten sich noch über zwei Zugaben.

 ?? FOTO: NORBERT PRÜMEN ?? Flötistin Anette Maiburg (links), das Galatea Quartett und Stefan Malzew (rechts) bestritten einen Kammermusi­kabend, den Tim Fischer mit Chansons würzte. Zum Auftakt der Kammermusi­kreihe von Kempen Klassik 2017/2018 gab es zwei Zugaben.
FOTO: NORBERT PRÜMEN Flötistin Anette Maiburg (links), das Galatea Quartett und Stefan Malzew (rechts) bestritten einen Kammermusi­kabend, den Tim Fischer mit Chansons würzte. Zum Auftakt der Kammermusi­kreihe von Kempen Klassik 2017/2018 gab es zwei Zugaben.

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