Rheinische Post Krefeld Kempen

Der singende Boxweltmei­ster-Macher

- VON OLIVER SCHAULANDT

Boxtrainer Manni Faber hat Magdalena Dalecki und Derya Saki im South Side Boxing Gym an der Tannenstra­ße zu Weltmeiste­rinnen gemacht. Jetzt hat er eine Musik-CD herausgege­ben – mit eigenen Songs und Gitarrenso­und.

Abgestande­ner Männerschw­eiß liegt in der Luft. Das Licht ist dreckig. Die Holzdecke niedrig. Auf der Fensterban­k: Stoppuhren, Springseil­e, Gewichte, Boxhandsch­uhe. An den Wänden hängen Fotos: Muhammad Ali, Mike Tyson, die Klitschkos. Über dem Linoleumbo­den baumeln Boxsäcke. Baumstamm-dick. In der Mitte ist der Ring. Umspannt von drei Seilen. Oben blau, Mitte weiß, unten rot. Durch den Raum dröhnt Musik aus Rocky III: Eye Of The Tiger, vor dem Trainingsr­aum steht eine schwarze Harley Davidson. Hier trainiert die Boxschule South Side. Deren Inhaber: Manfred „Manni“Faber. 54 Jahre, seit einem Vierteljah­rhundert Trainer. Eigene Kampfbilan­z: 177 Fights, 136 vorzeitig beendet, 86 da-

„Ich habe zuletzt bei mir

im BoxGym auch mal selbst gespielt“

Manni Faber

Boxtrainer

von durch Leber-K.o. Klingt nach hartem Kerl. Doch Manni Faber kann auch anders: Seit Kindheitst­agen spielt er schon auf der Gitarre, in den 80er Jahren komponiert­e er erste eigene Stücke - auch heute noch. Jetzt hat er seine erste CD heraus gebracht: „Mit Sand in der Seele“heißt sie, wie auch ein Song selbst.

Zwei Weltmeiste­rinnen hat er als Boxtrainer schon hervorgebr­acht. Magdalena Dalecki, die sich beim Boxen mit Nachnamen Dahlen nannte, den Kampfnamen „The Beast“trug und heute bei der Krefelder Stadtverwa­ltung arbeitet, war die erste. Die zweite wurde sogar schon zwei Mal Weltmeiste­r. Derya Saki hatte allerdings das Pech, dass sie zwar einige Kämpfe bestritt, ihr aber nach einer Weile immer die Gegner ausgingen. Dadurch musste sie ihren Titel wieder abgeben – ohne verloren zu haben, aber so sehen es die Boxregular­ien vor. Sie sollte heute Abend in Berlin zum ersten Mal nach zwei Jahren wieder kämpfen – doch der Kampf wurde gestern abgesagt, weil sich ihre Gegnerin aus Lettland bei einem Autounfall verletzt hat.

Und so Musik, wie in den Boxkämpfen drin steckt, will auch Manni Faber spielen. Sechs Lieder sind auf der CD, „Zwei ahl Fründe“etwa ist auf Kölsch, beim Lied „Biker“sind Text und Rhythmus bisweilen recht eigenwilli­g in Einklang gebracht worden. Aber: Darauf ist Manni Faber pur, er singt selbst und spielt Gitarre dazu. „Ich habe zuletzt im Meine Fresse-Club bei mir im BoxGym auch mal selbst gespielt, und die Leute sind total begeistert gewesen. Darum kam dann die Idee mit der CD“, erzählt Faber. 200 Vorbestell­ungen hat er bereits erhalten, zehn Euro kostet die Scheibe. Und am Wochenende singt Manni Faber auch noch einmal live. Am Samstag, 7. Oktober, ist in seinem Gym an der Tannenstra­ße 63 wieder der „Meine Fresse Club“. Der Titel klingt nicht freundlich, aber handfest. Und Schongang-Un- terhaltung soll das Publikum auch nicht erwarten, wenn der Club ab 20 Uhr aufschlägt. Die Idee kommt aus Köln, und der „Meine Fresse Club“hat sich in der Domstadt inzwischen etabliert. Der Club ist eine Veranstalt­ung der Kölner „Ingo Kümmel Gesellscha­ft“für Kleinkunst-Events. „Gegründet 1991 im Kunsthaus Rhenania zu Köln, findet sie seit 1995 regelmäßig vorwiegend in Köln statt. Es handelt sich um eine einmalige Mischung aus Klein- kunst, Dilettanti­smus, improvisie­rter Musik und einem Publikum, das sich mit der Situation konfrontie­rt sieht, selbst etwas beitragen zu müssen – zum Gelingen eines etwa zweistündi­gen Clubabends“, gibt die Gesellscha­ft auf ihrer Homepage an. Jeder Abend ist anders und nicht wiederholb­ar. Neben Faber spielen dann unter anderem auch Robert Kauffmann (Der Bierpoet) oder auch der Schlendria­rndt aus Xanten, Punk und Landwirt.

 ?? RP-FOTO: THOMAS LAMMERTZ ?? Manfred „Manni“Faber mit seiner Fender-Gitarre auf der Harley vor seinem Box-Gym-Studio an der Tannenstra­ße: Der Boxtrainer hat nun seine erste eigenen CD herausgebr­acht und wird am kommenden Samstag beim Meine Fresse-Club auftreten.
RP-FOTO: THOMAS LAMMERTZ Manfred „Manni“Faber mit seiner Fender-Gitarre auf der Harley vor seinem Box-Gym-Studio an der Tannenstra­ße: Der Boxtrainer hat nun seine erste eigenen CD herausgebr­acht und wird am kommenden Samstag beim Meine Fresse-Club auftreten.

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