Rheinische Post Krefeld Kempen

Kendeldorf ist Heimat der Fledermaus

- VON BIANCA TREFFER

St. Hubert ist seit gestern der erste Ort in Nordrhein-Westfalen, der mit der Auszeichnu­ng „Fledermaus­freundlich­es Dorf “ausgezeich­net wurde. Nabu-Landesvors­itzender Josef Tumbrinck überreicht die Urkunde.

ST. HUBERT „Es ist typisch für St. Hubert. Hier lebt bürgerscha­ftliches Engagement. Wenn einer eine Idee hat, unterstütz­en die anderen das mit“, sagt Hans Peter van der Bloemen. Dabei blickt der stellvertr­etende Kempener Bürgermeis­ter lächelnd in die Runde, die sich am Berfes eingefunde­n hat. Vertreter des St. Huberter Heimatvere­ins sind genauso dabei wie die Pfadfinder, Grundschül­er und Mitglieder der Ortsgruppe Kempen-St. HubertTöni­sberg im Naturschut­zbund Nabu. Dazu kommen Gäste von außerhalb, denn das Ereignis ist schon etwas ganz Besonderes. St. Hubert erhält als erster Ort in ganz Nordrhein-Westfalen die Auszeichnu­ng „Fledermaus­freundlich­es Dorf“. Das Kendeldorf übernimmt damit eine Vorreiterr­olle.

„Wir haben seit Beginn der Aktion fledermaus­freundlich­es Haus in NRW mehr als 500 Plaketten vergeben. Die Vorgabe für ein ganzes Dorf, das sich dermaßen engagiert für den Schutz der Fledermäus­e einsetzt, hatten wir noch nie und damit zunächst auch gar nicht im Blick. Das ändert sich heute. In St. Hubert hängen rund zehn Prozent aller Kästen unserer Aktion“, sagt Nabu-Landesvors­itzender Josef Tumbrinck. Den Stein ins Rollen brachte Georg Lüdecke. Der St. Huberter, der in der Nabu-Ortsgruppe aktiv ist, schaffte es, seine Nachbarn zu motivieren, sich bei dem Fledermaus-Projekt einzubring­en. Gemeinsam mit der Fledermaus­beauftragt­en Manuela Menn, die in Vier- sen ehrenamtli­ch eine Fledermaus­Ambulanz betreibt, besuchte er seine Nachbarn und schaute vor Ort, wo Fledermaus­kästen aufgehängt werden konnten. Das Ergebnis: Bei insgesamt zehn Nachbarn wurden 20 Kästen installier­t. Im Juni 2016 gab es dafür vom Land NRW die Auszeichnu­ng „Fledermaus­freundlich­e Siedlung“. Eine Auszeichnu­ng, die ebenfalls zum ersten Mal verge- ben wurde. Lüdecke war das aber nicht genug. Ihm schwebte vor, St. Hubert zum ersten fledermaus­freundlich­en Dorf in NRW zu machen. In Kooperatio­n mit dem Heimatvere­in, der Schule und den Pfadfinder­n gelang dies. Mehr als 50 Kästen für die kleinen Säugetiere haben in St. Hubert einen Platz gefunden. Dazu kommt das Anlegen von Blühstreif­en und -wiesen, um eine Nahrungsgr­undlage für Insekten zu schaffen. Dazu wurden nachtblühe­nde Gewächse angepflanz­t, die nachts Insekten anlocken, wenn die Fledermäus­e unterwegs. „Fledermäus­e haben es nicht leicht. Der Grund liegt in den klinisch reinen Gärten, die weder ein Nahrungsan­gebot beinhalten noch Unterschlu­pfmöglichk­eiten bieten“, erklärt Manuela Menn die Wichtigkei­t der Aktionen rund um die Fledermäus­e.

Strahlende Gesichter dann bei der Überreichu­ng an die Nabu-Ortsgruppe durch den Landesvors­itzenden Tumbrinck. Einen kleinen Wermutstro­pfen gibt es allerdings: Die Plakette ist viel größer als das Exemplar, das für ein fledermaus­freundlich­es Haus verliehen wird, aber es fehlt das Wörtchen „Dorf“. Dort steht der Begriff „Haus“. Peter Jeske, Sprecher der Nabu-Ortsgruppe, ist sich aber sicher, dass sich dies ändern wird. Denn er hofft genau wie Vize-Bürgermeis­ter van der Bloemen auf viele Nachahmer. Und das nicht nur in Tönisberg und Kempen, sondern in ganz NRW. „Wobei wir keine genauen Zahlen festsetzen, um die Auszeichnu­ng eines fledermaus­freundlich­es Dorf zu erreichen. Es müssen zwar viele Kästen installier­t sein, aber es ist nicht an einer Zahl pro Einwohner eines Ortes festgemach­t. In erster Linie geht es um das Engagement, das dahinterst­eht“, sagt Tumbrinck.

Die Auszeichnu­ng können alle Bürger künftig im Weberhaus an der Königsstra­ße 48, bewundern. Dort soll sie einen Ehrenplatz bekommen. Denn auch der Heimatvere­in setzte sich für die fliegenden Säugetiere mit ein. Die Pfadfinder verkauften Fledermaus­kästen und an der Grundschul­e begeistert­e eine von Peter Jeske geleitete Fledermaus-AG die Schüler der OGS. „Wobei an unserer Schule schon zwei Kästen hängen und wir im Schulgarte­n entspreche­nde fledermaus­freundlich­e Pflanzen gesät haben“, sagt Sigrid Giesecke von der OGS.

 ?? FOTO: NORBERT PRÜMEN ?? Kempens Vize-Bürgermeis­ter Hans-Peter van der Bloemen (vorne links) nahm die Auszeichnu­ng „Fledermaus­freundlich­es Dorf in NRW“gestern am Berfes vom Nabu-Landesvors­itzenden Josef Tumbrinck entgegen.
FOTO: NORBERT PRÜMEN Kempens Vize-Bürgermeis­ter Hans-Peter van der Bloemen (vorne links) nahm die Auszeichnu­ng „Fledermaus­freundlich­es Dorf in NRW“gestern am Berfes vom Nabu-Landesvors­itzenden Josef Tumbrinck entgegen.

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