Rheinische Post Krefeld Kempen

Brian Auger – ein vitaler fingerfert­iger Tastenteuf­el

- VON JÜRGEN KARSTEN

Er ist inzwischen 78 Jahre alt und so etwas wie eine lebende Legende der internatio­nalen Jazzmusik. Der gebürtige Brite Brian Auger gastierte am Donnerstag­abend im prall gefüllten Kempener „Campus“.

KEMPEN Mit brachialer musikalisc­her Gewalt raste Brian Augers „New Oblivion Express“durch den Kempener „Jazzkeller“. Der „Godfather of Acid Jazz“, jener herrlichen Mixtur aus elektronis­cher Musik, Soul, Funk und Jazz, begeistert­e im prall gefüllten „Campus“das Publikum mit seinen rasanten Soli und seiner trotz der inzwischen 78 Jahre immer noch höchst beachtlich­en Vitalität und vor allem mit der bewunderns­werten Virtuositä­t, zu der er in rund 50 Jahren Bühnentäti­gkeit gefunden hat. Seine Anthology Tour „Back tot he Beginning“brachte ihn von Verviers in Belgien, wo er am Vorabend aufgetrete­n war, nach Kempen und schon am nächsten Tag weiter zu einem Gastspiel nach Bonn.

Derzeit tritt Auger mit seinem alten Weggefährt­en Alex Ligertwood auf, der bereits in den 1970er-Jahren zu Augers Ensemble „Oblivion Express“gehörte. Der in Mimik und Gestik, vor allem aber mit seiner außergewöh­nlichen Jazz-Stimme beeindruck­ende Schotte war 16 Jahre lang die Stimme von Carlos Santana. Ein Genuss ist es noch heute, diesem auch mit 70 Jahren noch jugendlich frisch wirkenden exzentrisc­hen Sänger zuzuhören. Dazu spielt er auch noch ausgezeich­net Gitarre und beherrscht so manches Schlagwerk. Zum neuen „Oblivion Express“gehören heute zwei weitere noch wesentlich jüngere Musiker: Brian Augers Sohn Karma Auger, der sein Schlagzeug sowohl schmettern­d und krachend wie auch gefühlvoll begleitend beherrscht und an diesem Konzertabe­nd für den nötigen Drive sorgte. Seine Soli steigerten sich zu wahren Trommelwir­beln. Neben ihm der stoische Wonnepropp­en Travis Carlton an der Bassgitarr­e, der nicht nur als Begleiter im Hintergrun­d, sondern auch als Solist bestach.

Von der lebenden Legende Brian Auger, Brite mit Wohnsitz in denVereini­gten Staaten von Amerika, sagte sein Freund Herbie Hancock, selbst längst eine Jazz-Legende, einmal voller Bewunderun­g, Auger sei einer der besten Hammond B3-Orgelspiel­er, die er je in seinem Leben gehört habe. Und den Beweis trat der souveräne Musiker mit seinem tempogelad­enen und fingerfert­igen Spiel auch in der Thomasstad­t an. Mit einem furiosen Opening startete er in das Konzert, spielte mit seiner Band das von ihm selbst in der Schweiz komponiert­e Stück „ Sundown“, herrlich groovend, und wenig später ein zweites Sonnenunte­rgangsstüc­k mit Wes Montgomery­s „Bumping on sunset“. Dann noch den Herbie Hancock-Hit „Butterfly“zu dem er den Text schrieb, den Ligertwood sang, und später folgte in ebenfalls rasantem Tempo Jimmy Smiths unverwüstl­iches „T-BoneSteak“, ein musikalisc­her Leckerbiss­en.

Zwischendu­rch kalauerte sich Brian Auger mit kauzigen Einlagen durch das Programm, zwischen Englisch und Deutsch hin und her wechselnd, nannte Kempen ironisch das „Zentrum der progressiv­en Musik“und kündigte an: „We came to make you happy“. Da kann man nur sagen: Vorhaben vollauf gelungen. Die Jazz-Freunde klatschten im zweiten Set völlig begeistert mit und tanzten am Ende sogar zu den rhythmisch­en Klängen der Soul-Funk-Rock-Jazz- und BluesLegen­de Brian Auger. Martin Klapheck, dem bekennende­n Jazzfan des Kempener Kulturbere­ichs der Stadtverwa­ltung, sei Dank, dass dieser fantastisc­he Musiker mit seinen Kompagnons nach Kempen geholt werden konnte. Zwei Anläufe waren vergebens, ehe es diesmal klappte.

Ein Appell an die Programmma­cher um Martin Klapheck: In dieser Qualität bitte mehr davon!

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