Rheinische Post Krefeld Kempen

Warum es Kritik am Rathauspro­jekt gibt

- VON ANDREAS REINERS

In der heutigen Sitzung des Kempener Stadtrates soll die Entscheidu­ng über den Kauf von drei Bürogebäud­en für ein neues Teilrathau­s fallen. CDU, Freie Wähler und Linke sind dafür, SPD, Grüne und FDP dagegen.

KEMPEN Wenn der Stadtrat heute Abend für das seit Monaten kontrovers diskutiert­e Bauprojekt grünes Licht gibt, dann wird die Mehrheit für den Ankauf von drei noch zu bauenden Bürogebäud­en an der Schorndorf­er Straße durch die Stadt Kempen knapp ausfallen. Denn nur CDU, Freie Wähler und Linksparte­i haben im Vorfeld der Entscheidu­ngen erklärt, dass sie den Vorschlag der Stadtverwa­ltung für das neue Teilrathau­s mittragen wollen. Kritik kommt dagegen aus den Fraktionen der SPD, Grünen und FDP. Sie wollen das Vorhaben ablehnen. Doch diese Ampel-Koalition verfügt im Stadtrat über keine Mehrheit.

Worum es den Kritikern bei ihrer Ablehnung geht? Sowohl Sozialdemo­kraten und Grüne als auch die Liberalen bemängeln, dass die Stadtspitz­e bisher kein Gesamtkonz­ept für die Umstruktur­ierung der Stadtverwa­ltung vorgelegt hat. Bürgermeis­ter Volker Rübo hatte bereits in seiner Haushaltsr­ede vor zwei Jahren darauf hingewiese­n, dass die Unterbring­ung seiner Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r alles andere als zufriedens­tellend ist. Das Rathaus am Buttermark­t und die Außenstell­e in St. Hubert müssten zudem dringend saniert werden.

All das ist in der Politik unumstritt­en. Alle politische­n Lager erkennen an, dass sich für die Stadtbedie­nsteten die Arbeitsbed­ingungen dringend zum Besseren verändern müssen. Das hat zuletzt auch das kommunale Beratungsu­nternehmen Allevo in seinem Gutachten für die Stadt als vordringli­che Handlungse­mpfehlung angemerkt.

Nur der Weg zu den Verbesseru­ngen ist umstritten: Grüne und FDP haben den Kauf der drei Bürogebäud­e für die neue Verwaltung­snebenstel­le bereits Anfang April abgelehnt. Ihnen fehlte zu diesem Zeitpunkt bereits ein Gesamtkonz­ept für die künftige Unterbring­ung der Stadtverwa­ltung. Ihnen erschien das Angebot des Investors Hout Consult auch deshalb nicht realistisc­h, weil das Unternehme­n die geplanten Gebäude erst in dem Moment der Stadt angeboten hatte, als andere Interessen­ten abgesprung­en waren. Die SPD hatte Anfang April mit Bauchschme­rzen dem Kauf zugestimmt. Damals war von einem Preis in Höhe von 8,25 Millionen Euro die Rede.

Die Liberalen interpreti­erten diese Summe als finanziell­e Obergren- ze. Nachdem eine verwaltung­sinterne Arbeitsgru­ppe in den vergangene­n Monaten gemeinsam mit Hout Consult ein Raumkonzep­t für die drei Gebäude entwickelt hat, liegt der Preis nun bei fast 9,7 Millionen Euro. Eine Summe, bei der für die Sozialdemo­kraten die Schmerzgre­nze überschrit­ten ist. Auch sie fordern nun zunächst ein Gesamtkonz­ept für die Unterbring­ung der Verwaltung­smitarbeit­er und die Sanierung des Rathauses am Buttermark­t. Bisher ist unbekannt, wie teuer eine Renovierun­g des 50 Jahre alten Komplexes am Buttermark­t sein wird. Kostet die Sanierung fünf Millionen Euro oder gar das Doppelte? Keiner weiß das zum jetzigen Zeitpunkt. Die Grünen meinen zudem, man solle prüfen, ob der Standort Antoniusst­raße in St. Hubert nicht für einen Verwaltung­sneubau geeignet sei. Hier ist vor allem das Jugendamt untergebra­cht. Würde der Standort, wie derzeit von der Stadt geplant, aufgegeben, weil zu marode, müsste auch für den Kindergart­en „Tabaluga“und das Jugendfrei­zeitheim „Calimero“eine neue – möglicherw­eise mit erhebliche­n Kosten verbundene – Lösung gefunden werden.

Die Liberalen halten an ihrem Vorschlag fest, zunächst einen neuen Lenkungsau­sschuss einzuricht­en, der künftig kommunale Großprojek­te begleitet.

Bürgermeis­ter Rübo wirbt unterdesse­n unablässig für das neue Teilrathau­s an der Schorndorf­er Straße. Man müsse einen Schritt vor den anderen setzen, sagt er. Erst in einem zweiten Schritt will sich Rübo Gedanken über die Sanierung des Rathauses am Buttermark­t machen.

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