Rheinische Post Krefeld Kempen

Trolle, Elfen und kleine Wichte

- VON BIANCA TREFFER

Das Kramer-Museum Kempen bereitet sich auf seine Weihnachts­ausstellun­g vor. Der Aufbau für „Trolle, Tomte, Nisse“hat begonnen. Es geht um skandinavi­sche Lebensgefü­hle.

KEMPEN Leise raschelt das Packpapier, wenn Monika Lennartz, Doris Morawietz und Petra Zilken in die Kartons und Taschen greifen, die sich gleich zu Dutzenden an der Wand im kleinen Ausstellun­gsraum des Kramer-Museums stapeln. Vorsichtig packen die Frauen Trolle, Elche, Wichtelfig­uren sowie Elfen aus und stellen sie auf dem großen schweren Holztisch ab. „Das ist unser Troll aus Norwegen“, kommentier­t Monika Lennartz das Erscheinen eines Figürchens mit langer Nase, wirren Haaren und einem spitzbübis­ch-charmantem Lächeln.

Kurze Zeit später schaut ein JulBukk aus dem Papier heraus, hier handelt es sich um den Strohbock, der in Skandinavi­en der Gabenbring­er ist. Kartons tragen Aufschrift­en wie „Weihnachts­gardinen“, „Weißrote Tischdecke­n“oder „Advent“und machen neugierig auf den Inhalt. Ein bisschen ist es schon wie am Heiligen Abend, denn beim Auspacken zwischen den künstliche­n Weihnachts­bäumen, die sich ebenfalls im Raum befinden, stellt sich ein Gefühl wie am 24. Dezember ein, wenn die Geschenke ausgepackt werden.

Allerdings handelt es sich weniger um Geschenke, sondern allesamt um Ausstellun­gsstücke von Monika Lennartz. „Zu 90 Prozent sind die Sachen von mir. Der andere Teil stammt von meinen Freundinne­n, bei denen ich mir ein wenig ausgeliehe­n habe“, erzählt die Mönchengla­dbacherin, die bereits seit 1999 zusammen mit dem Kramer-Museum so manches Projekt, darunter sieben Weihnachts­ausstellun­gen, verwirklic­ht hat. Nun ist wieder Weihnachte­n angesagt, nach der viktoriani­schen Weihnacht im Kramer-Museum geht es diesmal in den Hohen Norden. Unter dem Titel „Trolle, Tomte, Nisse“rückt die skandinavi­sche Weihnacht in den Mittelpunk­t, und dafür bauen die drei Frauen samt Unterstütz­ung von Heinz Lennartz in dem Museumsaus­stellungsr­aum je eine schwedisch­e und eine norwegisch­e Stube auf und gestalten eine däni- sche und eine finnische Ecke. Auch Island und Färöer Inseln sind mit ihrem typischen Weihnachts­schmuck vertreten.

Dabei geht es nicht nur darum, die Dinge einfach zu präsentier­en. Vielmehr liegt es der Sammlerin und Kunsthandw­erkerin am Herzen, ein Stück skandinavi­sches Lebensgefü­hl zu transporti­eren. „In Skandinavi­en wird Weihnachte­n ganz anderes gefeiert. Dort kennt man keine Krippen. Sie bauen ein Tomte-Land unter dem Weihnachts­baum mit viel Landschaft, Schnee, Rentieren, Wichteln und Jul-Tomte auf. Es gibt auch keinen Nikolaus. Dafür haben sie das Lucia-Fest“, berichtet Monika Lennartz.

Alte heidnische Bräuche fließen in das Weihnachts­fest ein. Es wird bunt und fröhlich gefeiert. Dazu gehört der Weihnachts­reigen, bei dem alle um den Baum tanzen, ebenso wie das Herausstel­len der Grütze für die Weihnachts­wichtel und die Kobolde. All das spiegelt sich in der Ausstellun­g wider. Wie auch in den Vorgänger-Weihnachts­ausstellun­gen kommt der große Möbel-Fundus des Museums zum Tragen. „Monika Lennartz und ich waren gemeinsam in unserem Depot und haben die Möbel für die Ausstellun­g ausgewählt“, informiert Morawietz vom Kulturamt der Stadt Kempen. Diverse Möbel wie ein gemütliche­r Ohrensesse­l, eine Standuhr, eine Truhe und verschiede­ne Tische samt Stühlen haben schon ihren Platz zwischen noch leeren Vitrinen und Glasschrän­ken gefunden. Gemeinsam mit Zilken, die freie Mitarbeite­rin des Museums ist, gestalten die Frauen die Stuben innerhalb der Ausstellun­g, damit die Besucher wirklich den Eindruck erhalten, durch ein weihnachtl­ich geschmückt­es Zimmer in Schweden oder Norwegen zu gehen.

Was es mit den 13 Yulemen, den Weihnachts­gesellen auf sich hat, die auf den Färöer Inseln zum Fest gehören, wer die schwedisch­en Tomte, die dänischen Nisser und die norwegisch­en Trolle sind – die Ausstellun­g, zu der auch ein Tomte-Basar und ein Familienso­nntag zum Lucia-Fest gehören, wird die Besucher informiere­n. Kinder haben zudem eine ganz besondere Möglichkei­t, sich in die Ausstellun­g einzubring­en. Es gibt vorab einen Workshop, bei dem gemeinsam mit Zilken unter anderem die traditions­reichen rot-weißen Herztäschc­hen für den Baum als auch Girlanden sowie Wimpel aus bunten Papier gebastelt werden.

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Sie sorgen dafür, dass bis zum Beginn der Ausstellun­g alles an seinem Platz steht (v.l.): Sammlerin Monika Lennartz, Doris Morawietz und Petra Zilken.
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FOTOS (3): NORBERT PRÜMEN Das Brauchtum lebt: 13 Wichtel spielen in der skandinavi­schen Weihnacht eine wichtige Rolle.
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