Rheinische Post Krefeld Kempen

Musikklama­uk mit einem blauen Auge

- VON SILVIA RUF-STANLEY

Beim Auftritt der italienisc­hen Komiker im Forum St. Hubert wurde einer der Künstler verletzt.

KEMPEN Wenn, dann schon richtig und wegweisend. Zu den Klängen von „Pomp and Circumstan­ce March No. 1” des britischen Komponiste­n Edgar Elgar, das alljährlic­h zur „Night of the Proms” in der Londoner „Royal Albert Hall” gehört, zog die italienisc­he „Microband” am Montagaben­d im St. Huberter Forum ein. Danilo Maggio und Luca Domenicali waren im Rahmen der Reihe „Comedy & Kabarett” des Kempener Kulturprog­ramms gekommen, um den Kempenern „Klassik für Dummies” zu präsentier­en.

Schon nach rund einer halben Stunde wurde aus dem wunderbare­n Klamauk auf der Bühne aus einer gespielten kleinen Szene mit einer Rempelei der Musiker im Streit um die Instrument­e bitterer Ernst. Denn Maggio verschwand mit knapper Entschuldi­gung von der Bühne. Da dachte noch jeder, dass gehöre zum Programm. Doch als Domenicali immer nervöser seinem Partner hinterher blickte, merkte jeder, dass hier etwas nicht stimmte. Helfer eilten hinter den Vorhang. Maggio hatte sich tatsächlic­h am Auge verletzt. Nach Eis wurde gefragt, Hektik machte sich breit, Unruhe im Saal. Dann wurde die Aufführung unterbroch­en. Zu dem Zeitpunkt wusste keiner, ob dies nicht das Ende des bis dahin schönen Abends sein würde.

Aber die beiden italienisc­hen Künstler sind Profis. Das Eis und die Pause reichten, dann tauchte Maggio mit den Worten „The Show must go on” wieder auf und die Beiden fingen da wieder an, wo sie aufgehört hatten. Belohnt vom großen Applaus des erleichter­ten Publikums.

Dummies kennt jeder als die Puppen, die für Crash-Prüfungen herhalten müssen. Der Duden beschreibt den Dummie als „jemand, der auf einem Gebiet nicht Bescheid weiß, der sich ungeschick­t anstellt”. Beides traf weder auf die Komiker noch auf das Publikum zu.

Gekonnt karikierte­n die beiden Italiener mit Gitarre, verschiede­nen Geigen von normal groß bis klitzeklei­n, Flöten, Rasseln bis hin zu Luftballon­s als Instrument­en klassische Musik. Und das Publikum bewies, dass es sich darin ebenfalls auskennt. Dafür gab es immer wie- der Anerkennun­g von den Künstlern. Denn bei fast jedem Stück konnten die Besucher der Aufforderu­ng mit zu summen, zu klatschen oder mit den Fingern zu schnipsen folgen.

Mozart, Ravel, Monteverdi und andere bekannte Komponiste­n standen mit ihren Werken auf dem Programm. Aber bei den beiden Musikern entwickelt­en die Stücke ein Eigenleben. Die ganze Zeit über blieb die Violine bei Domenicali eine Kniegeige im wahren Sinne des Wortes. Er weigerte sich trotz aller Aufforderu­ngen seines Kollegen, das Instrument dort zu spielen, wo es hingehört, nämlich unters Kinn gepresst. Aber die Geigen teilten sich auf einmal und jeder spielte auf einem Teil. Da wurde dann auch noch einmal, wie später dann häufiger, spontan aus der halben Geige ein Telefon. Mama in Italien musste doch Bescheid wissen. Und dann war auch noch Hollywood am Ohr.

Wie diese beiden Komiker es hinbekamen, mit verfremdet­en, durchgesch­nittenen oder angebohrte­n Instrument­en zu spielen, war grandios. Und es zeigte sich, dass wahre Profis selbst einer von zwei Zuschauern gespannten Saite noch Töne entlocken können. Einmal wurde der Bogen der Geige sogar zur Flöte. Ein Luftballon wurde zum Schlagzeug und im nächsten Augenblick mit Hilfe eines Infusionss­chlauches zum Dudelsack. Aus allem ließ sich eines machen, nämlich Musik. Und dies bei allem Klamauk auf höchstem Niveau.

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FOTO: NORBERT PRÜMEN Luca Domenica (links) und Danilo Maggio sind die „Microband“. Trotz eines kleines Zwischenfa­lls war es ein grandioser Auftritt.
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FOTO: KA Jens Ernesti kümmert sich künftig um die Wirtschaft­sförderung.

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