Rheinische Post Krefeld Kempen

Traoré und die Fraktion Arbeitstei­lung

- VON JANNIK SORGATZ

„Der Trainer weiß: Wenn er mich braucht, bin ich da“, sagte Borussias Flügelflit­zer nach seinem Comeback in Bremen.

Nach fast auf die Minute genau acht Wochen war Ibrahima Traoré zurück. Im Derby gegen den 1. FC Köln war er in der 84. Minute ausgewechs­elt worden, gegen Werder Bremen wurde er in der 74. Minute eingewechs­elt. „Es war ein gutes Spiel der Mannschaft. Deshalb war es einfach, reinzukomm­en“, sagte er, nachdem die 4000 Borussia-Fans im Weserstadi­on ihn gefeiert hatten: „Ein geiles Gefühl!“Dass Traoré Fabian Johnson ersetzte, war geradezu logisch. Dieter Hecking hat bislang zehn Stammspiel­er, inklusive Torwart, nur beim SC Freiburg kommt der Mann mit den zehntmeist­en Minuten ebenfalls auf 540 von 720 möglichen. Dafür klafft danach eine große Lücke bei Borussia: Die elftmeiste­n Minuten hat Patrick Herrmann mit 274, da wiederum sind es bei keinem anderen Klub weniger.

Und das extreme Job-Sharing auf der freien Flügelposi­tion neben dem unumstritt­enen Thorgan Hazard dürfte weitergehe­n. In Bremen hatte Hecking drei Optionen auf der Bank. Zum zweiten Mal saß Herrmann über die gesamte Spieldauer. Neben Traoré brachte Hecking kurz vor Schluss Vincenzo Grifo, die Startelf hatte er ihnen nach wochenlang­en Verletzung­pausen noch nicht zugetraut. „Ich bin der Meinung, dass die beiden noch ein bisschen brauchen“, sagte Hecking vor dem Spiel. In Jonas Hofmann hatte er einen vierten Flügelspie­ler – zuletzt ebenfalls mit Verletzung­sproblemen – zu Hause gelassen.

Drei Tage vor dem nächsten Spiel gegen Bayer Leverkusen ist völlig offen, wer beginnen darf. Aus einem Ranking der Alternativ­en für Außen muss man Grifo, der erst 13 Minuten gespielt hat, noch weglassen. Herrmann (274), Johnson (254), Hofmann (124) und Traoré (100) sind eher zu vergleiche­n. Getroffen hat bislang keiner von ihnen, bis auf Johnson haben alle ein Tor aufgelegt. So sieht es im Detail aus (alle Werte pro 90 Minuten): Schüsse Traoré und Hofmann 3,6, Herrmann 1,3, Johnson 1,1 Schussvorl­agen Hofmann 4,4, Traoré 3,6, Johnson und Herrmann 0,7 Dribblings Traoré 7,2, Hofmann 3,6, Herrmann 1,6, Johnson 0,4 Erfolgsquo­te Traoré 63 Prozent, Hofmann 20, Herrmann 20, Johnson 0 Passquote Traoré 82 Prozent, Herrmann 75, Hofmann 74, Johnson 62 Gew. Zweikämpfe Traoré und Johnson 50 Prozent, Herrmann 42 , Hofmann 36

Zahlenmäßi­g hat eindeutig Traoré die Nase vorn, der zudem auf ein starkes DFB-Pokalspiel bei RotWeiss Essen verweisen kann. „Ich fordere nichts. Der Trainer weiß: Wenn er mich braucht, bin ich da“, antwortete der 29-Jährige allerdings auf die Frage, ob er nun gegen Leverkusen beginnen wolle. Vielleicht ist das Pokalspiel bei Fortuna Düs- seldorf, das tief stehen dürfte, die realistisc­here Option.

Am Sonntag in Bremen begann Johnson zum dritten Mal in Folge und zeigte sich etwas verbessert. Von der Form, in der er einst als „Struktursp­ieler“gefeiert wurde, ist der US-Amerikaner allerdings noch weit entfernt. Gerade einmal 28 Ballkontak­te hatte er in 74 Minuten.

Traoré kam in der restlichen Zeit bis zum Abpfiff auf 19, obwohl Borussia in der Schlusspha­se weniger Ballbesitz hatte als vorher. Doch verbal gab sich der Guineer in jeder Hinsicht defensiv. „Vor zwei Wochen waren wir Mittelmaß, jetzt sind wir mittendrin. Lasst uns am 34. Spieltag darüber reden“, sagte er zum Sprung auf den fünften Platz.

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FOTO: IMAGO Bremens Niklas Moisander bekam kurz vor Schluss zu spüren, dass sich Ibrahima Traoré nichts gefallen lässt.

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