Rheinische Post Krefeld Kempen

Gute Materialie­n für das Kinderzimm­er

- VON JULIANE MATTHEY

Selbst im eigenen Haus gibt es die ein oder andere Gefahrenqu­elle für den Nachwuchs – so die Möbel im Kinderzimm­er.

Kleine Kinder verbringen 90 Prozent des Tages in Innenräume­n, einen großen Teil davon in ihrem Zimmer. Deshalb ist es besonders wichtig, dass sie dort weder schädliche­n Stoffen noch vermeidbar­en Gefahren ausgesetzt sind. Mit den richtigen Materialie­n für Möbel, Böden und Wände können Eltern beidem vorbeugen und dafür sorgen, dass alles möglichst lange dem Spielen und Toben standhält.

„Schadstoff­e sind für kleine Kinder besonders problemati­sch, weil sie viel mehr davon aufnehmen als Erwachsene“, sagt Johanna Hausmann, Projektman­agerin beim Umweltnetz­werk Women in Europe for a Common Future. Denn kleine Kinder atmen schneller, ihre Haut ist dünner und durchlässi­ger. Und sie nehmen vieles in den Mund. Doch wie findet man heraus, ob ein Möbelstück, eine Wandfarbe oder ein Bodenbelag schadstoff­arm ist? Man kann sich an groben Richtwerte­n zu den verwendete­n Materialie­n orientiere­n.

Bei Möbeln gibt es diese grundlegen­de Entscheidu­ng: Massivholz oder Pressspan? Bei Pressspan sei die Gefahr, dass Formaldehy­d enthalten ist, größer als bei Vollholz ohne Klebemitte­l, sagt Chemikalie­nexpertin Hausmann. Vollholz könne aber mit Bioziden belastet sein, auch auf den Lack müsse man schauen. Eine gute Wahl seien Second-Hand-Möbel, da bei ihnen eventuelle Belastunge­n schon verflogen sind. Wandfarben sollten möglichst wenig Lösungsmit­tel enthalten. Ganz ohne kommen viele mineralisc­he Silikatfar­ben auf Mineralbas­is aus. Susanne Woelk von der Aktion Das Sichere Haus empfiehlt als Alternativ­e ungestrich­ene Papiertape­ten.

Beim Boden gibt es ein absolutes No-Go: PVC enthält viele Weichmache­r wie Phthalate, warnt Hausmann. Bestimmte Phthalate stehen im Verdacht, die Fortpflanz­ung zu gefährden. Linoleum dagegen sei weitgehend unbedenkli­ch, da es aus natürliche­n Materialie­n wie Leinöl, Kork und Jute besteht, sagt Woelk. „Allerdings riecht es am Anfang stark.“Hausmanns Favoriten sind Holzdielen oder Teppichböd­en aus zertifizie­rter Wolle.

Auch viele Sicherheit­srisiken und Abnutzungs­erscheinun­gen können Eltern minimieren, wenn sie die richtigen Materialie­n wählen. Beim Bodenbelag gibt es hierzu nicht die eine ideale Lösung, in puncto Sicherheit und Belastbark­eit hat alles seine Vor- und Nachteile: Jörg Schriever, Kinderarzt und Unfallexpe­rte beim Berufsverb­and der Kinder- und Jugendärzt­e, plädiert für einen weichen, federnden Boden. Kork etwa sei geeignet, aber auch Teppichbod­en. Bei Teppichen sollte man darauf achten, dass hohe Kanten Stolperfal­len sind. In puncto Brandgefah­r sei Polyester besser als schnell brennende Baumwolle, ergänzt Sicherheit­sexpertin Woelk.

Teppiche als Staubfänge­r sehen beide nicht als Problem an. Ein Kinderzimm­er sollte nicht zu steril sein, damit die Abwehrkräf­te gestärkt werden. Anders ist das allerdings bei Kindern mit Hausstauba­llergie: Für sie seien die leicht zu pflegenden Materialie­n Parkett und Laminat ideal, sagt Woelk. Und unlackiert­es Holz verzeiht zudem auch beim Boden so manche Schramme. Ein großer Vorteil von Möbeln aus naturbelas­senem Massivholz ist, dass man sie unkomplizi­ert abschleife­n kann.

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FOTO: DGM Kinder sollten sich in ihren Zimmern wohlfühlen – und Eltern keine Sorgen um deren Gesundheit haben müssen.

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