Rheinische Post Krefeld Kempen

Vier Jahre Streit um Pimpertzho­f

- VON HERIBERT BRINKMANN RP-FOTO: HERIBERT BRINKMANN

Der Krefelder Jung-Unternehme­r Farhad Jalali („Videowall GmbH“) will mit seiner Familie und dem kleinen Betrieb auf den Pimpertzho­f ziehen. Dafür ist er bereit, viel Geld in die Sanierung der Gebäude zu stecken. Die Stadt aber mauert.

ANRATH Anwohner am Pimpertzwe­g hatten sich über den Lärm von der Hundewiese, die Trafostati­on und den wilden Müll vor dem leerstehen­den Hof direkt an der Bahnlinie beschwert. Der Bürgermoni­torArtikel vom vergangene­n Dienstag hat zumindest eine schnelle Reaktion gebracht. Mitarbeite­r des Ordnungsam­tes haben bei Farhad Jalali angerufen und ihn als Eigentümer des Grundstück­es aufgeforde­rt, den Müll entsorgen zu lassen.

Jalali hat den Hof und das Grundstück erworben und wollte die Gebäude umbauen. Der junge Unternehme­r wollte nicht nur selber dort wohnen, sondern auch sein Unternehme­n „Video-Wall“ansiedeln. Bisher operiert es von der Krefelder Innenstadt, die Räumlichke­iten dort platzen aber aus allen Nähten.

Bei Bürgermeis­ter Josef Heyes und dem Wirtschaft­sförderer hätte er auch viel Wohlwollen und Unterstütz­ung erfahren, sagt der junge Familienva­ter und Unternehme­r. Nur mit der Bauverwalt­ung komme er nicht weiter. Dabei zeigt er die Niederschr­ift aus einer Sitzung des Planungsau­sschusses vor, in der von der Politik auf sein Anliegen positiv reagiert worden sei. Am 3. Juli 2013 beschloss der Ausschuss den Auftrag an die Verwaltung, die Aufhebung des Bebauungsp­lanes Nr. 3/ 69 A im nächsten Arbeitspro­gramm der Stadtplanu­ng zu berücksich­tigen. Doch die Verwaltung sei dem nicht gefolgt, sagen Jalali und sein Mitarbeite­r Thomas Laufs. Im Gegenteil: Eine gewerblich­e Nutzung im Außenberei­ch sei nicht erlaubt, einen Großteil der Gebäude solle lieber abgerissen werden. Als Jalali den Hof zum 1. Januar 2013 erwarb, kaufte er ihn samt einer Schlossere­i, die über 20, 30 Jahre mit Angestellt­en dort tätig war und Gewerbeste­uer bezahlt haben soll.

Als der Bauantrag von der Stadt Willich abgelehnt wurde, reichte Jalali eine Klage bei Gericht ein. Bei einer Ortsbesich­tigung mit zwei städtische­n Mitarbeite­rn soll Richterin Zeiß angeregt haben, das betroffene Gebiet als Gewerbegeb­iet auszuweise­n. Neben dem Grundstück verlaufe die nicht gerade leise Bahnlinie, auch sei zu bedenken, dass auf dem Grundstück über fast 30 Jahre mehr oder weniger mit Billigung der Stadt ein gewerblich­er Betrieb vorhanden war. Wegen dieses Kompromiss­vor- schlages zog Jalali die Klage zurück und stellte erneut einen Bauantrag, Wieder ohne Erfolg. Architekt Peter Ratka hält den Hof für erhaltensw­ert. Der Hof ist bedeutend älter als die heute erhaltenen Gebäude, die heute ziemlich marode erscheinen. In der „Geschichte der Gemeinde Anrath“von Gottfried Kricker wird der Pimpertzho­f zu den ältesten Hö- fen im Kehn (der Hof gehörte bis etwa Mitte des 19. Jahrhunder­ts zur Gemeinde Vorst). „Der Kehner Zehnte hieß schon 1085 auch Pimpertzze­hnt. 1473 kommt im Liedberger Gerichtsbu­ch Gort Pimplinck vor“(S. 324). Die technische Beigeordne­te Martina Stall findet es eine Unverschäm­theit, dass der Eigentümer sich an die Medien wendet: „Wir können auch anders“. Die Hofanlage sei 100 Prozent abgängig. Und die Schlossere­i sei ihr nicht bekannt. Es gelte ja das Steuergehe­imnis.

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Der Pimpertzho­f, im Norden von Anrath direkt an der Bahnlinie gelegen, ist laut „Geschichte der Gemeinde Anrath“von Gottfried Kricker einer der ältesten Höfe im Kehn. Er gehörte bis Mitte des 19. Jahrhunder­ts zu Vorst.

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