Rheinische Post Krefeld Kempen

Zwei Grundschul­en von Teilnahme am Martinszug ausgeschlo­ssen

- VON CAROLA PUVOGEL

Buchenschu­le und Regenbogen­schule wollten nur noch Teilstreck­en mitziehen und auf Feuer und Mantelteil­ungsszene ganz verzichten. Der Bürgervere­in Lehmheide hat die Schulen daher ausgeladen.

Einer der größten und traditions­reichsten Martinszüg­e der Stadt wird in diesem Jahr drastisch schrumpfen: Der Bürgervere­in Lehmheide hat beschlosse­n, beide Grundschul­en des Bezirks von der Teilnahme auszuschli­eßen. Grund für die Maßnahme ist, dass nach der Buchenschu­le nun auch die Regenbogen­schule mitgeteilt hat, nur noch eine Teilstreck­e mitgehen zu wollen, um dann vorzeitig aus dem Zug auszuscher­en. Somit würden die Grundschül­er beider Schulen nicht am Martinsfeu­er teilnehmen und auch nicht die Szene der Mantelteil­ung erleben.

Martinskom­itee-Leiter Klaus Hess ärgert sich darüber, diese Info der Regenbogen­schule so kurzfristi­g vor dem Fest zu bekommen. „Es macht keinen Spaß, unter diesen Umständen den Zug zu organisier­en, wenn es seitens der Schulen keinen Respekt vor dem Brauchtum gibt.“

Die Buchenschu­le hatte das schon seit einigen Jahren so gehandhabt – und damit den Veranstalt­er, der das probehalbe­r toleriert hatte, vor große Probleme gestellt. „Wenn mehrere hundert Schüler abschwenke­n, entsteht eine Riesenlück­e im Zug, die kaum gefüllt wer- den kann“, erklärt Hess. „Dann laufen plötzlich zwei oder drei Kapellen dicht aufeinande­r. Und hinten gehende Kinder müssen quasi einen Spurt hinlegen, um nach vorne aufzuschli­eßen.“

Auch haftungsre­chtliche Gründe spielen eine Rolle: Die Regenbogen­schule hatte angekündig­t, an der Ecke Gladbacher- und Ispelsstra­ße entlang der Gladbacher Straße zurück in Richtung Schulgelän­de zu gehen. „Was, wenn einem Kind dort etwas passiert?“, fragt Hess. „Letztlich sind wir als Martinskom­itee in der Verantwort­ung und sehen uns nicht in der Lage, für diese Sonderwüns­che noch zusätzlich­e Ordner bereitzust­ellen.“

Er findet die Idee, den Zug vor Erreichen des Feuers teilweise aufzulösen „aberwitzig“. Um eine offizielle Genehmigun­g für das Unterfange­n zu bekommen, sei es so oder so zu spät. Auch die Polizei stehe dem vorzeitige­n Auflösen des Umzuges beziehungs­weise dem Ausscheren von Gruppen ablehnend gegenüber, heißt es in dem Schreiben, das der Bürgervere­in an die beiden Schule versendet hat.

Organisato­rische Unterstütz­ung der Schulen, etwa beim Stellen von Sammlern, habe es sowieso nicht gegeben. „Mein Gefühl ist es, dass die beiden Schulen das St. MartinsFes­t alibimäßig schön schlank halten und nicht so viel Zeit an einem Samstagnac­hmittag darauf verwenden wollen“, sagt Hess. „Mir tut das für die Kinder leid, die mit so viel Hingabe ihre Laternen basteln.“

Silke Spira, Rektorin der Regenbogen­schule, sagt, an der Schule sei schon länger geklagt worden, dass der Zugweg zu lang sei: „Ich musste letztes Jahr helfen, die Laternen zu tragen, weil es den Kindern zu weit war. Dauernd wurde gefragt ‚Wann sind wir da?‘ Dann war es so, dass die Kinder am Feuer nichts sehen konnten, weil die Erwachsene­n sich immer vorgedräng­elt haben.“Und das Gelände, der Schulhof der KurtTuchol­sky-Gesamtschu­le, sei „stockdunke­l“. „Wir haben die Kinder teilweise gar nicht mehr gefunden“, sagt Spira. Außerdem seien viele Flüchtling­skinder an der Schule und die hätten Angst im Dunkeln und vor Feuer. Sie habe versucht, nach dem Martinszug im letzten Jahr Kontakt zum Komitee aufzunehme­n, aber da habe es geheißen, es sei zu früh. Die Schulgemei­nschaft habe nun einstimmig beschlosse­n, nicht den gesamten Weg mitzugehen und auf dem Schulhof eine eigene St. Martins-Szene aufzuführe­n.

Der Zugweg in Lehmheide ist rund fünf Kilometer lang, die Regenbogen­schule war aber immer am Schulgelän­de abgeholt worden und daher generell nur etwa zwei Drittel der Strecke mitgelaufe­n.

Dass die Schulen nun vom Zug ausgeschlo­ssen werden, wollen beide Schulleitu­ngen nach Absprache untereinan­der nicht kommentier­en. Auf Anfrage unserer Redaktion nach den Gründen für das Abschwenke­n aus dem Martinszug und Nichtteiln­ahme an der Martinssze­ne sagte Buchenschu­lenRektor Thorsten Vetterkind: „Das ist eine schulinter­ne Angelegenh­eit.“

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RP-ARCHIV: TL Für die Kinder der Buchenschu­le und der Regenbogen­schule wird es in diesem Jahr keine Gelegenhei­t geben, ihre Fackeln beim Martinszug zu zeigen.
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