Rheinische Post Krefeld Kempen

Siege gegen die Unwettersc­häden

- VON JANNIK SORGATZ

Fußball: Borussia Mönchengla­dbach kann sich den Herbst der Saison 2013/2014 zum Vorbild nehmen.

Gut zwei Wochen ist es erst her, dass hier ein Text mit einem Hinweis auf ein preisgekrö­ntes Hans-Meyer-Zitat erschien. Doch allein der Inhalt legt nahe, dass es legitim ist, Borussias Ex-Trainer, Präsidiums­mitglied und Geburtstag­skind (siehe oben) erneut zu zitieren: „In schöner Regelmäßig­keit ist Fußball doch immer das Gleiche.“Zuletzt war der Sieg bei Werder Bremen einer, mit dem Borussia die Gefahr eindämmte, „das Gleiche“wie im Herbst 2016 zu erleben, einen Absturz. Der Eindruck wurde durch das absurde 1:5 gegen Bayer Leverkusen sofort konterkari­ert. Aber das ändert nichts daran, dass Borussia sich nun wieder die Vergangenh­eit zum Vorbild nehmen kann.

Mit ihrer Wundertüti­gkeit erinnert die Saison bislang an 2013/ 2014, als Borussia sich in einem Jahr ohne Europapoka­l ebenfalls zurück ins internatio­nale Geschäft spielen wollte. Am Ende gelang das als Sechster mit 55 Punkten. Nach zehn Spieltagen hatte das Team von Lucien Favre damals 16 Punkte auf dem Konto (jetzt sind es 17) und gerade eine Serie von sechs Siegen in Folge gestartet. Allerdings ging die nahtlos über in eine Krise mit neun Spielen ohne Sieg.

Ein gesünderes Maß wünschen sie sich jetzt bei Borussia, auch Christoph Kramer. Der zählte 2013 mit Raffael und Max Kruse zu einem Trio, das im Sommer neu gekommen war, und der Mannschaft ein anderes Gesicht verlieh als im Vorjahr. Hinzu kamen junge Spieler wie Granit Xhaka, Patrick Herrmann und Marc-André ter Stegen sowie die erfahrene Fraktion um Martin Stranzl. Personell gibt es also Parallelen zur Gegenwart. Das Gesamtprod­ukt Borussia benötigte vor vier Jahren einige Zeit, um sich zu finden. Es gab immer wieder Rück- schläge wie das frühen DFB-PokalAus beim SV Darmstadt und die anhaltende­n Auswärtspr­obleme. „Wir müssen schauen, dass unsere Punkt- und Formkurve weiter nach oben zeigt“, sagt der Kramer von heute, der 2013 ähnlich hätte sprechen können. „Was dann am Ende in der Tabelle rauskommt, ist zwangsläuf­ig gut.“Das Von-Spielzu-Spiel-Denken impliziert ja auch, sich von vergangene­n Negativerl­ebnissen nicht lange runterzieh­en zu lassen. „Man lernt auch als Mannschaft. Egal ob gegen Mainz, in Berlin oder gegen Bayern zu Hause – es wird immer ein schwierige­s Spiel“, sagt Kramer, der seine Oberschenk­elprobleme überwunden hat.

Zwei Bundesliga­siege in Folge schafften er und seine Kollegen nach dem 1:6 gegen Borussia Dortmund erstmals in dieser Saison. Dann kamen das nächste Debakel gegen Leverkusen, die ErgebnisRe­ha im Pokal gegen Fortuna Düsseldorf und der starke Auftritt beim 3:1 gegen 1899 Hoffenheim. Morgen geht es also darum, erstmals zweimal in Folge „das beste Tennis auf den Platz zu bringen“, wie Kramer es nennt. „Wir wissen, dass wir mit einem Sieg weiter oben dabei sein werden. Aber es wird ein hartes Stück Arbeit.“Zum einen winkt Punktgleic­hheit mit dem Zweiten, zum anderen droht bei einer Heimnieder­lage der nächste Rückschrit­t auf Platz neun. Sisyphos dürfte beim zweiten Szenario glatt neidisch werden. Doch es geht eben darum, wie schon gegen Hoffenheim, einen Lerneffekt unter Beweis zu stellen. Dort hatte Hecking, wie er selbst betonte, seine Mannschaft in der Halbzeitpa­use zur Geduld ermahnt, trotz des 0:1-Rückstande­s. Und sie lieferte.

Dass Borussias Herbst einen goldigen Anstrich hat, scheint ein abwegiger Gedanke zu sein. 14-mal in 50 Bundesliga­jahren hatte sie nach zehn Spielen mehr als 17 Punkte auf dem Konto – aber eben nur viermal in den vergangene­n 30. Die beiden Unwetter gegen Dortmund und Leverkusen sind gefühlt präsenter wie die vier Siege in dieser Zeit. Ein überzeugen­der fünfter würde die Schäden morgen weiter beseitigen.

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RP-ARCHIVFOTO: IMAGO Wichtiger Sieg am elften Spieltag der Saison 2013/2014: Christoph Kramer (2.v.l.), Max Kruse und Co. bejubeln ein 2:0 beim Hamburger SV.

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