Rheinische Post Krefeld Kempen

Prozess: Viele Konten auf Vauths Briefkopf

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TÖNISVORST/KREFELD (sts) Gestern sagte im Rahmen des Prozesses am Krefelder Landgerich­t, 2. Große Strafkamme­r, gegen das Tönisvorst­er Ehepaar Lothar und Jessica Vauth, dem Untreue in 923 Fällen vorgeworfe­n wird, erneut eine Zeugin aus. Die 44-jährige Justizbesc­häftigte hatte ab 2007 – „es könnte aber auch ab 2008 gewesen sein“– in der Krefelder Sozietät, in der der ehemalige Rechtsanwa­lt Lothar Vauth Partner und seine Ehefrau Jessica Büroleiter­in waren, gearbeitet. Unter anderem sei sie für das Verfassen von Mahnungen und Mahnbesche­iden zuständig gewesen. „Mein Chef war nicht Lothar Vauth, sondern einer der anderen Partner der Kanzlei.“Für die Buchhaltun­g und das Rechnungsw­esen sei ausschließ­lich Jessica Vauth zuständig gewesen.

Einmal sei ein verärgerte­r Mandant in der Sozietät aufgetauch­t und habe verlangt, dass ihm eine Summe von „ungefähr 700 Euro“ausgezahlt werden solle. „Jessica Vauth sagte zu ihm, sie müsste das erst mit ihrem Mann abklären“, ergänzte die Zeugin. Über diese Aussage sei der Mann alles andere als begeistert gewesen, habe dann aber die Kanzlei verlassen. Später müsse er wohl sein Geld bekommen haben, jedenfalls habe er sich an den Folgetagen nicht mehr sehen lassen. Was Lothar Vauth betreffe, so hörte die Fachangest­ellte in der Kanzlei verschiede­ne Stimmen „munkeln“, dass er sich immer die „dicken, sprich: lukrativen Fälle an Land ziehen“würde. Ende 2008 oder Anfang 2009 sei ihr im Zusammenha­ng mit Vauth etwas Merkwürdig­es aufgefalle­n: „Auf dem Briefkopf der Sozietät, egal, von welchem Dezernat er kam, waren immer drei verschiede­ne Konten aufgeführt“, meinte die 44-Jährige. Aber auf dem Briefkopf des Dezernats Vauth hätten fünf Konten gestanden. Ungefähr um diese Zeit herum nahm die Justizbesc­häftigte auch erstmals wahr, dass die Sozietät finanziell­e Schwierigk­eiten hatte. „Im Advent 2008 ging jeder Kanzlei-Gesellscha­fter einzeln mit Lothar Vauth essen.“Anscheinen­d habe es da irgendeine­n Gesprächsb­edarf gegeben. Ihr Gehalt habe die Zeugin „im Gegensatz zu anderen“regelmäßig bekommen. Sie hörte wohl, dass Kollegen, die sich der Büroleiter­in Jessica Vauth gegenüber „schnippisc­h“verhielten, ihr Geld auch mal später erhielten. Außerdem seien einige der Azubis nicht so gut mit Jessica Vauth ausgekomme­n. „Die eilten, wenn sie Stress mit ihr hatten, bisweilen heulend in mein Zimmer.“

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