Rheinische Post Krefeld Kempen
Mehr als ein Drittel bleibt bei den alten Regeln
Gründen verboten.“Genau hier liegt das Problem: Fachreferent in Sachen Reitwegeverordnung bei PSVR ist Hermann Bühler. Er hat an allen Verhandlungen rund um die Neuregelung teilgenommen, zusammen mit Referenten des Pferdesportverbands Westfalen und Mitgliedern der Vereinigung der Freizeitreiter. „Der PSVR hat sich auch an der Finanzierung eines Gutachtens beteiligt, das unter anderem zu dem Ergebnis kommt, dass 15 andere Bundesländer liberaler sind als Nordrhein-Westfalen. Dort ist das Reiten im Wald nicht verboten, und trotzdem kommen Radler, Fußgänger und Reiter gut miteinander zurecht“, sagt Bühler. Für ihn ist die neue Regelung ein Kompromiss: „In Westfalen und im Sauerland wird das Ausreiten für viele Reiter angenehmer werden, weil befestigte Waldwege erst einmal freigegeben sind. Im dicht besiedelten Rheinland dagegen wird überall verhandelt.“
Mit sogenannten Allgemeinverfügungen möchten beispielsweise Düsseldorf, Solingen und Leverkusen es bei der bisherigen Regelung belassen: Gebiete, die zum Reiten nicht freigegeben waren, sollen dies auch weiterhin nicht sein. Im Landesgesetz ist bestimmt, dass Städte und Kreise in Gebieten, die stark von Fußgängern, Radfahrern oder Hundebesitzern genutzt werden, die Reitwege weiterhin beschränken können – nach Anhörung der Forstwirtschaftsbehörde, von Waldbesitzern und anderen Beteiligten, darunter auch Reiterverbänden. Es zeichnet sich im Rheinland ab, dass sich etliche Städte dem neuen Gesetz nicht beugen wollen. Dies sei aber auch nicht Sinn der Sa- che, sagt Peter Schütz, stellvertretender Sprecher des Ministeriums für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz NRW: „Ziel der Gesetzesänderung ist es, dass Städte flexibel über die Freigabe entscheiden können und dadurch zum Beispiel die Wege besser vernetzen.“– Beispiel Hilden: Die Stadt überlegt, ganz viele Reitverbotsschilder im Stadtwald aufzustellen. Förster Dennis Anders begründet das so: „Die Wege im Stadtwald sind ohnehin mit Wanderern, Radlern, Joggern und Hundehaltern so voll, dass Reiter für zusätzliche Probleme sorgen würden. Der Wald ist längst an der Belastungsgrenze.“Aus Sicht der Forstbetriebe ist die Freigabe weiterer Wege für Reiter unbedenklich – es käme aber auf den Einzelfall an, schränkt Hermann Fröhlingsdorf, Fachgebietsleiter der Hoheit des Landesbetriebs Wald und Holz NRW, ein. „Reiten ist etwas Tolles, doch es stört Fußgänger“, sagt Philipp Heeremann, Vorsitzender des Waldbauernverbands NRW. „Wäre es erlaubt, mit Pferden alle Wanderwege zu nutzen, würden diese kaputtgemacht.“ Reitwege Mehr als ein Drittel der Kreise und kreisfreien Städte, insbesondere in den Ballungsräumen an Rhein und Ruhr, beabsichtigen, das Reiten im Wald wie bisher auf die gekennzeichneten Reitwege zu beschränken. Mehr als die Hälfte hingegen möchte von der euen Erweiterungsoption Gebrauch machen, gegebenenfalls in Verbindung mit örtlichen Reitverboten. Dies ergab eine Umfrage des Umweltministeriums NRW. Reiter Fast vier Millionen Menschen in Deutschland bezeichnen sich selbst als Reiter (Stand 2016). Reiter In NRW 159.365 Mitglieder sind in verschiedenen Reitvereinen organisiert (Stand 2016). Weitaus mehr Menschen reiten, ohne irgendwo organisiert zu sein. Die Zahl dieser Hobbyund Freizeitreiter ist nirgendwo erfasst.