Rheinische Post Krefeld Kempen

KFC muss den 1:0-Sieg teuer bezahlen

- VON HEINRICH LÖHR

Fußball: Das Auswärtssp­iel der Uerdinger in Wuppertal wurde von Christian Müllers Gesichtsve­rletzung und vom anschließe­nden skandalöse­n Einsatz des Rettungsdi­enstes überschatt­et. Mario Erb erzielte das Tor des Tages.

REGIONALLI­GA WEST Die Minimalist­en der Liga haben erneut zugeschlag­en! Auch im Spitzenspi­el des 16. Spieltages am Samstag beim Tabellense­chsten Wuppertale­r SV behielt der KFC Uerdingen mit einem 1:0 (0:0) die Oberhand. Bereits zum fünften Mal in dieser Spielzeit siegte der Aufsteiger damit mit dem denkbar knappsten Ergebnis, das der Fußballspo­rt kennt. Dazu kommen noch zwei Siege mit einem Tor Unterschie­d. Wahrlich eine rekordverd­ächtige Bilanz der Vierten Liga. Vor 4322 Zuschauern im Wuppertale­r Stadion Am Zoo – darunter 800 Uerdinger Fans, die zum Großteil mit dem Sonderzug angereist waren – konnte sich das Team von Michael Wiesinger dabei einmal mehr auf seine überragend­e Defensive, die die nun schon neunte Partie in Folge zu Null spielte, verlassen. Nach vorne aber ging auch in dieser Partie wieder einmal relativ wenig.

WSV-Manager Manuel Bölster

Überschatt­et wurde die Partie von einer schweren Gesichtsve­rletzung (Jochbeinpr­ellung und Bruch des Nasenbeins) des Uerdinger Spielers Christian Müller. Sein Gegenspiel­er Peter Schmetz hatte ihn nach einer knappen Viertelstu­nde Spielzeit übel auflaufen lassen. Was sich danach ereignete, war ein Skandal. Minutenlan­g lag Müller mit blutversch­miertem Gesicht auf dem Rasen des Wuppertale­r Zoostadion­s. Betreuer, Ersatzspie­ler und selbst Spieler der Uerdinger liefen – klar gestikulie­rend – in die Katakomben des Stadions, um Hilfe zu holen – vergeblich. „Ihr seid doch auch in Erster Hilfe ausgebilde­t“, brüllte ein Zuschauer eine Gruppe am Spielfeldr­and stehender Feuerwehrl­eute an. Gerade als diese los- liefen, kam dann aber doch die Rettung. Gleich zwei Durchsagen des Stadionspr­echers hatten Erfolg gehabt. Mit einer Trage wurde Müller zum Rettungswa­gen und dann ins Krankenhau­s transporti­ert – begleitet von Teammanage­r Heiner Essingholt. Dieser überbracht­e von dort die Kunde, dass es Müller soweit gut gehe, er aber zur Beobachtun­g die Nacht von Samstag auf Sonntag im Krankenhau­s verbringen müsse und ob der starken Schwellung­en im Gesicht noch keine klaren Aussagen zur Schwere der Verletzung­en gemacht werden könnten. Gestern konnte Müller das Krankenhau­s wieder verlassen.

Die Organisati­on des gesamten Spiels war ob der Brisanz von einer strikten Fantrennun­g und einer großen Zahl an Ordnungskr­äften, die mit einer Vielzahl an Ge- und Verboten aufwartete­n, gekennzeic­hnet. Die schwere Panne bei dem Einsatz des Rettungsdi­enstes aber war auch den Verantwort­lichen des Gastgebers sichtlich unangenehm. „Wir haben einen Notarzt und 16 Sanitäter für dieses Spiel angeforder­t und bezahlt. Wo waren die, das gilt es aufzukläre­n“, echauffier­te sich WSV-Manager Manuel Bölster unmittelba­r nach Spielschlu­ss.

Noch am Abend veröffentl­ichte sein Verein eine offizielle Stellungna­hme, in der er Müller zunächst einmal beste Genesungsw­ünsche übermittel­te und eine lückenlose Aufklärung der Vorfälle versprach. Für die wird auch die schon in der Halbzeitpa­use aus dem Umfeld des gastgebend­en Vereins gestellte Strafanzei­ge wegen unterlasse­ner Hilfeleist­ung sorgen.

Die Partie selbst konnte danach erst mit gut zehnminüti­ger Unterbrech­ung fortgesetz­t werden. Bis zur 70. Spielminut­e neutralisi­erten sich beide Mannschaft­en dabei weitgehend, danach gewannen die Uerdinger mehr Spielantei­le. Das Tor des Tages gelang Kapitän Mario Erb, der in der 86. Minute eine Ecke des eingewechs­elten Jan Holldack

„Wo waren der Notarzt und die 16 Sanitäter? Das gilt es aufzukläre­n“

im Luftduell gegen den Torwart aus kurzer Entfernung einköpfte.

Übrigens, sollten die Uerdinger auch nach dem 34. Spieltag noch auf Platz eins der Tabelle stehen, müssten sie die Aufstiegss­piele zur Dritten Liga am Donnerstag, 24. und Sonntag, 27. Mai 2018 bestreiten.

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FOTO: SAMLA Während sich der KFC-Masseur Alex Dolls um den verletzten Christian Müller kümmert, versuchen die Spieler Mario Erb, Oguzhahn Kefkir und Marcel Reichwein (alle von links) den schlafende­n Rettungsdi­enst herbeizuru­fen.

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