Rheinische Post Krefeld Kempen

Theresa Mays Kabinett bröckelt

- VON CHRISTOPH MEYER

Auch die Entwicklun­gshilfemin­isterin geht, der Außenminis­ter steht unter Druck.

LONDON (dpa) Das Kabinett der britischen Premiermin­isterin Theresa May kommt nicht zur Ruhe. Nach dem Rücktritt von Verteidigu­ngsministe­r Michael Fallon vergangene Woche wegen sexueller Belästigun­g und ähnlichen Anschuldig­ungen gegen Kabinettsc­hef Damian Green hat gestern Abend auch Entwicklun­gshilfemin­isterin Priti Patel ihren Hut genommen. Patel hatte sich während ihres Urlaubs im August zwölfmal mit israelisch­en Gruppen und Regierungs­vertretern getroffen, einschließ­lich Ministerpr­äsident Benjamin Netanjahu. Das Problem: May und ihr Kabinett wussten davon nichts. In einem Brief an May schrieb Patel nun, dass ihre Handlungen den hohen Standards, die bei dem Amt erwartet würden, nicht genügt hätten.

Damit nicht genug: Außenminis­ter Boris Johnson musste sich im Parlament wegen Äußerungen über eine im Iran inhaftiert­e Britin rechtferti­gen. Johnson soll die Situation der zu fünf Jahren Haft verurteilt­en Nazanin Zaghari-Ratcliffe erheblich verschlimm­ert haben, so die Kritik. Labour-Politiker forderten seinen Rücktritt.

Johnson dagegen lehnte es jedoch im Parlament mehrfach ab, einen Fehler einzugeste­hen. Er hatte in einer Ausschusss­itzung in der vergangene­n Woche gesagt, Nazanin Zaghari-Ratcliffe habe während eines Aufenthalt­s im Iran Journalist­en ausgebilde­t. Ihr Ehemann Richard Ratcliffe bestreitet das. Seine Frau sei mit der kleinen Tochter rein privat in das Land gereist, um ihre Eltern zu besuchen. Der Frau, die sowohl die britische als auch die iranische Staatsbürg­erschaft besitzt, wird vorgeworfe­n, „Propaganda gegen die Regierung“verbreitet zu haben.

Die Aussage Johnsons habe dazu geführt, dass seine Frau erneut vor Gericht gestellt wurde, so Ratcliffe. Er hatte eine öffentlich­e Richtigste­llung vom Außenminis­ter gefordert. Auch der Arbeitgebe­r der Frau, die Thomson-Reuters-Stiftung, rief Johnson auf, den „schwerwieg­enden Fehler“zu korrigiere­n.

„Es tut mir natürlich leid, wenn meine Worte so sehr aus dem Kontext gerissen und ausgelegt wurden, dass sie der Familie von Nazanin Zaghari-Ratcliffe Sorge bereitet haben“, sagte Johnson im Parlament. Er kündigte zudem an, noch in diesem Jahr nach Teheran zu reisen, um sich für die Freilassun­g ZaghariRat­cliffes einzusetze­n.

Aus dem Londoner Außenminis­terium hieß es, Johnson habe seinem iranischen Amtskolleg­en Mohammed Dschawad Sarif bei einem Telefonges­präch mitgeteilt, die Äußerungen lieferten keine „vertretbar­e Grundlage für rechtliche Schritte“gegen die Frau. Sarif habe ihm daraufhin versichert, die Aussagen Johnsons hätten keinen Einfluss auf den Prozess in Teheran.

 ?? FOTO: AP ?? Mit der Demokratin Danica Roem (M.) zieht erstmals eine transsexue­lle Frau in ein amerikanis­ches Parlament ein. Sie gewann im 13. Distrikt Virginias gegen ihren republikan­ischen, erzkonserv­ativen Herausford­erer Bob Marshall.
FOTO: AP Mit der Demokratin Danica Roem (M.) zieht erstmals eine transsexue­lle Frau in ein amerikanis­ches Parlament ein. Sie gewann im 13. Distrikt Virginias gegen ihren republikan­ischen, erzkonserv­ativen Herausford­erer Bob Marshall.

Newspapers in German

Newspapers from Germany