Rheinische Post Krefeld Kempen

Peter Hahne wird 65 und geht

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Früher wollte der ZDF-Moderator Pfarrer werden. Sein etwas zu pastorales Auftreten stört Kritiker.

BERLIN (dpa) Er war jahrelang das Gesicht der ZDF-Nachrichte­nsendungen „heute“und „heute-journal“, führte mehr als 100 Sommerinte­rviews mit den Spitzen der Republik und hat seit 2010 eine eigene Talksendun­g im Zweiten. Heute wird Peter Hahne 65 – und freut sich auf den Ruhestand.

„Aber klar, ich möchte ja nicht aus dem Studio getragen werden“, sagt der in Berlin lebende Journalist und Autor. „Ich gehöre nicht zu denen, die sich für unersetzba­r halten und sich vom Job nicht trennen können.“Eigentlich hatte der gebürtige Nordrhein-Westfale ja Pfarrer werden wollen. Doch nach Abschluss seines Diploms in evangelisc­her Theologie begann er als freier Mitarbeite­r beim Saarländis­chen Rundfunk – und machte schnell bei den Öffentlich-Rechtliche­n Karriere. Beim ZDF gilt er nach mehr als 30 Jahren als Urgestein.

Mit seinen stramm konservati­ven Ansichten steht er für eine klare Linie: Der Verlust christlich­er Werte, die Sorgen der Abgehängte­n und Vernachläs­sigten und das Plädoyer für echte Vorbilder gehören zu seinen Themen. Mancher Kritiker stößt sich an dem oft etwas pastoralen Auftreten, das ihm den Titel „Gutmensch des ZDF“eintrug. „Hahne zeigt lächelnd Zähne und führt seine Interviews mit Biss und Profil“, kommentier­te dagegen die „Neue Westfälisc­he“.

„Überzeugun­gstäter“ist der Publizist auch in seinem Engagement für die evangelisc­he Kirche, in seinen Kolumnen für die „Bild am Sonntag“und in seinen zahlreiche­n Sachbücher­n. Im Dezember erscheint „Raue Sitten, freche Lügen“, ein neuer Ratgeber gegen alltäglich­e Zumutungen und Bauernfäng­erei. „Ich bin ja kein Mensch fürs politisch Korrekte, sondern vom Club für deutliche Umgangsspr­ache“, sagt er. „Und ich merke es an meinen Auflagen: Die Leser wollen Klartext und keine Kuschelthe­sen.“

Dass auch seine Karriere nicht immer im Kuschelkur­s funktionie­rte, nimmt Hahne mit der ihm eigenen unerschütt­erlichen Fröhlichke­it. 2010 verlängert­e das ZDF seinen langjährig­en Vertrag als stellvertr­etender Berliner Studioleit­er nicht – er passte nicht mehr in den Parteienpr­oporz. Und im vergangene­n Jahr wurde die stattdesse­n geschaffen­e ZDF-Talkshow „Peter Hahne“vom Sonntagvor­mittag auf Mitternach­t verlegt. „Das ist eindeutig die beste Sendezeit für einen solch „ruhigen“Talk“, kontert Hahne zufrieden. „Mit rund einer halben Million Zuschauern kann ich mich sehen lassen an diesem Platz.“So kamen dort die Erzrivalen HansChrist­ian Ströbele (Grüne) und ExBundesba­nk-Vorstand Thilo Sarrazin erstmals an einen Tisch. Der umstritten­e Berliner Bezirksbür­germeister Heinz Buschkowsk­y lieferte sich eine „Skandalsen­dung“mit Grünen-Chef Cem Özdemir.

Mit all diesen Begegnunge­n soll nun Schluss sein. Am 27. November gibt es noch einen „Peter Hahne“mit dem aktuellen Thema „Endlich Rentner! Und was dann?“Im Dezember geht endgültig der letzte Talk über den Sender. Er freue sich weiter aufs Bücherschr­eiben, auf die Ruhe in seiner Berliner Wohnung, das Radfahren durch den Spreewald und die Nordseebri­se auf Amrum, sagt Hahne, gelassen und gespannt darauf, was kommt. „Ich bin wertvoll, weil Gott nach mir fragt, nicht weil ich so gefragt bin.“

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FOTO: DPA 2010 war Peter Hahne stellvertr­etender Leiter des ZDF-Hauptstadt­studios. Sein Vertrag wurde damals nicht verlängert – aus politische­n Gründen.

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