Rheinische Post Krefeld Kempen

Piloten verklagen Air Berlin

- VON REINHARD KOWALEWSKY

13 Airbus-Jets wechseln zur Tochterfir­ma Walter. Die Gewerkscha­ft ist empört.

BERLIN/DÜSSELDORF Die Pilotengew­erkschaft Vereinigun­g Cockpit (VC) wird das insolvente Unternehme­n Air Berlin verklagen. Das erklärte ein Sprecher der VC gestern gegenüber unserer Redaktion. Eine Anwaltskan­zlei schreibe die Klage bereits. Die Piloten wollen so verhindern, dass das erst im Frühjahr übernommen­e Dortmunder Tochterunt­ernehmen Luftfahrtg­esellschaf­t Walter (LGW) genutzt wird, um 13 Airbus-Jets inklusive aktuell neu eingestell­ten Piloten an den Lufthansa-Ableger Eurowings weiterzuge­ben.

Die Piloten werfen Air Berlin konkret vor, gegen einen 2013 abgeschlos­senen Tarifvertr­ag zu „Geschäftsf­eldabgrenz­ung und Beschäftig­ungssicher­ung“zu verstoßen. In dem Papier, das unserer Redaktion vorliegt, ist festgelegt, dass fast alle Flüge mit mehr als 78 Passagiers­itzen von Piloten von Air Berlin und nicht über Verbund-Airlines wie die LGW durchgefüh­rt werden. Die Grenze von 78 Passagiers­itzen wurde dabei gezielt gewählt, weil die LGW eine Reihe von Turbopropm­aschinen betreibt, die eben unter diese Grenze fallen. „Die LGW betreibt Regionalfl­ieger für Air Berlin und keine Airbus-Jets“, sagt ein VCSprecher, „da gibt es keinen Grund, von dem Vertrag abzurücken.“

Aus Sicht von Air Berlin sieht die Lage ganz anders aus. „Der Tarifvertr­ag zur Beschäftig­ungssicher­ung ist gegenstand­slos, weil Air Berlin den Flugverkeh­r eingestell­t hat“, erklärt ein Sprecher. Darum sei es ein gutes Recht der LGW als eigenständ­iger und nicht insolvente­r Fluggesell­schaft mit eigenem Tarifvertr­ag, Crews für die 13 Airbus-Maschinen anzuheuern, die Air Berlin auf die LGW übertragen habe.

Ein Ziel der Aktion ist, dass Eurowings viele Jets von Air-Berlin inklusive den wertvollen Startrecht­en beispielsw­eise von Düsseldorf aus erhält. Der für die Insolvenz zuständige Generalbev­ollmächtig­te Frank Kebekus erfüllt so seine Aufgabe, möglichst werthaltig­e Firmenteil­e auszuglied­ern und zu verkaufen. Dabei übernimmt Eurowings über die LGW nicht nur 13 Airbus-Jets, sondern auch 16 Turboprops.

Die VC interpreti­ert den Vorgang anders: Die 13 Airbus-Jets würden nur auf die LGW übertragen, damit Air-Berlin-Crews sich gezwungene­rmaßen auf die dort weniger gut bezahlten Stellen bewerben. „Es geht nur darum, die Air-Berlin-Verträge loszuwerde­n.“

Neben LGW verkauft Air Berlin auch den Ferienflie­ger Niki mit 20 Jets komplett an Eurowings. Auch dort sind die Tarife niedriger als beim Mutterunte­rnehmen.

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