Rheinische Post Krefeld Kempen

Saures für Schnellfah­rer

- VON BIANCA TREFFER FOTO: BIANCA TREFFER

Mit einer Denk- und Dankzettel­aktion gingen die Polizei und die Grundschul­e Tönisberg gestern Morgen gemeinsam in den Einsatz. Sie kontrollie­rten die Geschwindi­gkeit der Autofahrer auf dem Helmeskamp.

TÖNISBERG Die Spannung bei den zehn Schülern der Gemeinscha­ftsgrundsc­hule Tönisberg steigt, als Martin Gennert den Kofferraum seines Fahrzeuges öffnet und den Blick auf das kleine kompakte Messgerät freigibt. „Das bauen wir jetzt ein Stückchen entfernt von der Einfahrt zu eurer Schule auf. Mein Kollege Elmar Wellmanns nimmt das Stativ und ich die Kamera. Wer möchte den Akku tragen?“. Kaum hat der Polizeihau­ptkommissa­r die Frage gestellt, fliegen Finger in die Höhe. Felix ist der Glückliche, der den kleinen schwarzen Kasten tragen darf. Mit Warnwesten ausgerüste­t geht es entlang des Helmeskamp­s in Richtung Dorfmitte. Einige Meter von der Schule entfernt baut Gennert, aufmerksam von den zehn Grundschül­ern im Alter von sechs bis zehn Jahren beobachtet, das Geschwindi­gkeitsmess­gerät auf und erklärt den Kindern, wie es funktionie­rt.

Dann ist es soweit. Das erste Auto fährt in den Tempo-30-Bereich vor der Grundschul­e ein. Die Anzeige vom Messgerät leuchtet rot auf. 28 km/h zeigt sie an. Felix, der zuerst als Hilfspoliz­ist antreten darf, greift zur grünen Karte und der kleinen Bonbontüte mit dem grünen lächelnden Smiley, während Wellmanns die Kelle schwingt und den Wagen am Bürgerstei­g halten lässt. Scheiben gehen runter und eine Autofahrer­in blickt den Grundschül­er erwartungs­voll an. „Danke, dass sie so langsam gefahren sind. Dafür gibt es eine grüne Danke-Karte und süße Gummibärch­en“, sagt Felix.

Dann geht es Schlag auf Schlag, wobei nicht alle vorschrift­smäßig 30 km/h fahren. So mancher fährt bis zu 35 km/h schnell. Betroffene Gesichter, wenn die Kinderhänd­e eine rote Karte samt Bonbontüte mit einem roten Smiley überreiche­n, der die Mundwinkel nach unten zieht. „Da sind saurere Drops drin und keine süßen“, informiert Giuliano, nachdem er gefragt hat, warum zu schnell gefahren wurde.

„Eine prima Aktion. Gut, dass ihr hier steht. An der Bergstraße wäre eine solche Aktion auch einmal sinnig, Dort fahren viele ebenfalls schneller als erlaubt“, meint Axel Stechling, der mit gerade einmal 24 km/h die Zone vor der Grundschul­e befahren hat und sich über die grüne Dankeschön-Karte und die süße Nascherei freut.

Schulleite­rin Dorothee Heussen ist mehr als nur froh über die erste gemeinsame Aktion mit der Polizei. „Wir haben an unserer Schule die Problemati­k, dass die Leute teilwei- se nicht nur zu schnell fahren, sondern auch trotz Halteverbo­tsschilder­n im Schuleinga­ngsbereich parken“, sagt Dorothee Heussen. Daher hatte sie gemeinsam mit dem Bezirkspol­izisten Wellmanns die Idee, ob nicht jeweils 100 Meter von der Einfahrt zur Schule entfernt Elternhalt­estellen eingericht­et werden könnten. In Sachen Sicherheit setzt die Schule zudem auf Elternlots­en. Jeden Morgen von 7.30 bis 8 Uhr sind Mütter im Einsatz. An diesem Morgen ist es Nicole Sanfilippo-Hoenen, die die Kinder sicher über die Straße geleitet. „Das ist hier ein Knotenpunk­t, der wirklich gefährlich ist. Daher engagiere ich mich gerne für die Sicherheit und begrüße die heutige gemeinsame Aktion mit der Polizei ebenfalls sehr“, sagt Nicole Sanfilippo-Hoenen.

Bei Gennert und Wellmanns haben indes die süßen und sauren Gummibärch­en sowie die roten und grünen Karten abgenommen, wobei an diesem Morgen aber mehr grüne Varianten verteilt werden. „Ich habe gerne mitgemacht. Wenn die Autofahrer langsam fahren, fühle ich mich viel sicherer – gerade, wenn ich im Sommer mit dem Rad zur Schule fahre“, sagt Lena.

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Mit Spannung erwarteten die Tönisberge­r Kinder die von Martin Gennert gemessene Geschwindi­gkeit der Fahrzeuge, die an ihrer Schule auf dem Helmeskamp vorbeifuhr­en.

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