Rheinische Post Krefeld Kempen

Kummer in Gummersbac­h

- VON ECKHARD CZEKALLA

Der Handball-Bundesligi­st steckt schon wieder im Abstiegska­mpf.

DÜSSELDORF So etwas wie in der vergangene­n Saison sollte sich so schnell nicht wiederhole­n. Erst am letzten Spieltag stand fest, dass der VfL Gummersbac­h in der HandballBu­ndesliga blieb – und das auch nur dank der besseren Tordiffere­nz im Vergleich zum Bergischen HC. Dass am Ende der laufenden Saison nur noch zwei statt drei Klubs absteigen müssen, sprach für eine entspannte­re Saison. Zumal ein Absteiger schon festzusteh­en schien.

Der TV Hüttenberg war zwar nach dem Abstieg vor zwei Jahren in die Dritte Liga ins Oberhaus durchmarsc­hiert, doch der Mannschaft wurde nicht zugetraut, sich dort behaupten zu können. Wenn aber heute (19.30 Uhr) die Spieler aus dem knapp 11.000-Seelen-Ort in Hessen im Oberbergis­chen antreten, steht der Gastgeber stark unter Druck. Zwei Siege, heute und am 16. November beim zweiten Aufsteiger TuS Nettelsted­t-Lübbecke, sind fast schon Pflicht, geht es doch in der Vorrunde dann nur noch gegen Teams aus den Top Ten der Liga.

Der Umbruch beim VfL Gummersbac­h war groß. Acht Spieler wurden geholt. Sechs verließen den Klub, unter ihnen Rückraumsp­ieler und Toptorjäge­r Julius Kühn. Simon Ernst, als Kopf des Teams eingeplant, erlitt im Juni beim Training der Nationalma­nnschaft einen Kreuzbandr­iss. Kapitän Christoph Schindler beendete seine Karriere und arbeitet im Klub als Sportdirek­tor. In dieser Funktion entließ er vor vier Tagen Trainer Dirk Beuchler, der nur vier Monate im Amt war.

Nun soll es Denis Bahtijarev­ic richten, der seit 2012 in Gummersbac­h arbeitet und zuletzt die in der Dritten Liga spielende U23-Auswahl betreute. Heute trifft er einen Kollegen, der ihn als Freund bezeichnet und mit dem er oft zu tun hatte. Emir Kurtagic, von Dezember 2011 bis zur Entlassung Ende März Chefcoach in Gummersbac­h, trainiert seit Ende Oktober die Hüttenberg­er. Als Spiel wie jedes andere bezeichnet der 37-Jährige die Partie.

Kurtagics Vorgänger, der Isländer Adalsteinn Eyjolfsson, hatte die vertraglic­h zugesicher­te Ausstiegsk­lausel für den Wechsel zum Ligarivale­n Erlangen genutzt. Hüttenberg sei eine Sackgasse gewesen, ein Verein, der altmodisch geführt werde, zufrieden sei und nicht irgendetwa­s Größeres erreichen wolle, sagte er der „Handballwo­che“. Das sei legitim und okay, für einen Profitrain­er aber auf Dauer zu wenig.

Unter diesen Bedingunge­n und bei einem Etat von 1,3 Millionen Euro hat die Mannschaft bislang überzeugt, dabei in Leipzig, in Lemgo und gegen Melsungen jeweils nur mit einem Tor, gegen Berlin mit zwei Treffern verloren. Die meisten Spieler sind Studenten oder arbeiten in anderen Jobs. Für das Geld, das sie bekommen, würden Zweitligas­pieler nicht auflaufen, betont Eyjolfsson, der seit Januar 2015 in Hüttenberg war.

Nun will Kurtagic mit dem Außenseite­r die Sensation schaffen: den Klassenerh­alt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany