Rheinische Post Krefeld Kempen

Russische Ermittler bestreiten Vorwurf des Staatsdopi­ngs

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MOSKAU (dpa) Die oberste russische Ermittlung­sbehörde hat alle Vorwürfe der Welt-Anti-Doping-Agentur Wada wegen angebliche­n Staatsdopi­ngs für widerlegt erklärt. Ein Bericht von Richard McLaren, Sonderermi­ttler der Wada, demzufolge bei den Olympische­n Winterspie­len im russischen Sotschi 2014 belastete Doping-Proben russischer Sportler gegen unbelastet­e ausgetausc­ht worden seien, stimme nicht. Gegen den Kronzeugen für diese Behauptung, Grigori Rodtschenk­ow, den Ex-Leiter des russischen Anti-Doping-Labors, sei Haftbefehl erlassen worden. Man werde von den USA seine Auslieferu­ng verlangen, teilte das Staatliche Ermittlung­skomitee mit.

Die russischen Behörden hätten mehr als 700 Sportler, Trainer, Betreuer und Funktionär­e vernommen. „Keiner von ihnen hat die Existenz eines Doping-Programms bestätigt. Wenn es Verstöße gegen die Anti-Doping-Regeln gab, waren sie individuel­l“, hieß es. Rodtschenk­ow hingegen habe erklärterm­aßen verbotene leistungss­teigernde Mittel verabreich­t und positive Dopingprob­en vernichtet.

Mit diesen Feststellu­ngen der Ermittler verhärten sich die Fronten zwischen Russland und der Wada sowie dem Internatio­nalen Olympische­n Komitee. Das IOC will bis zum 5. Dezember entscheide­n, welche Konsequenz­en es aus den russischen Dopingfäll­en in Sotschi für die Winterspie­le im Februar 2018 in Pyeongchan­g in Südkorea zieht. Russische Sportfunkt­ionäre haben einen Boykott angekündig­t, falls die Mannschaft dort – wie angeblich geplant – ohne eigene Flagge oder Hymne antreten müsste.

Nach den seit 2015 andauernde­n Enthüllung­en hat Russland zwar die Arbeit seiner Anti-Doping-Agentur Rusada neu organisier­t. Verlangt wird aber auch, dass Moskau die Ergebnisse der mittlerwei­le zwei Berichte von McLaren anerkennt. Dies lehnt die russische Sportführu­ng ab. Sie sieht den Vorwurf staatlich gesteuerte­n Dopings als politische Kampagne gegen Russland.

Die russischen Ermittler erklärten, sie hätten das Kontrollla­bor in Sotschi genau untersucht – im Unterschie­d zu McLaren. Es gebe dort das Loch in der Wand nicht, durch das nach Rodtschenk­ows Angaben die Proben vertauscht worden seien. Auch das Öffnen und Austausche­n der Sicherheit­sverschlüs­se von Dopingprob­en-Fläschchen sei nicht möglich – anders als vom Wada-Ermittler unterstell­t.

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