Rheinische Post Krefeld Kempen

Rechtliche Bedenken der Politiker dominierte­n im Finanzauss­chuss

- VON NORBERT STIRKEN

Die Kosten der Müllverbre­nnung bereiten Vertreter der Grünen und der Freien Demokraten Kopfschmer­zen. Sie sind weit weg von den Marktpreis­en.

Rechtliche Bedenken äußerten Politiker in der Sitzung des Finanzauss­chusses gleich mehrfach und an mehreren Stellen. Zweimal standen dabei Gebührenfr­agen im Mittelpunk­t. Einmal die für die Müllbeseit­igung und einmal die für die Abwasserkl­ärung (wir berichtete­n). Beide Punkte konnten in der Sitzung nicht geklärt werden.

Eine einvernehm­liche Lösung zu einem anderen Anliegen gab es sofort. Weil die Beratungen über den Krefelder Haushalt und das Haushaltss­icherungsk­onzept vertagt worden waren, forderte Joachim C. Heitmann, Vorsitzend­er der FDPRatsfra­ktion, eine Sondersitz­ung, ehe der Stadtrat am Dienstag, 5. Dezember, den Haushalt verabschie­det. Eine Beratung nur wenige Stunden vor der Sitzung des Stadtrates im Hauptaussc­huss hält der Jurist für ein „angreifbar­es Verfahren“.

Seit Wochen sitzen CDU und SPD zusammen, um über den Haushalt der Stadt zu beraten und sich zu einigen. Unter anderem Die Grünen und die FDP, aber auch Linke und UWG sind daran nicht beteiligt. Heitmann sieht sich in seinen demokratis­chen Rechten beschnitte­n, wenn er wenige Stunden vor der Entscheidu­ng im Rat gleichsam von CDU und SPD vor vollendete Tatsachen gestellt wird. Er will ausreichen­d Zeit für Anträge, Rückfragen und ähnliches zum Haushalt zur Verfügung haben. CDU-Fraktionsc­hef Philibert Reuters hielt dies für „nachvollzi­ehbar“. Der Finanzaus- schuss stimmte für die Einberufun­g einer Sondersitz­ung zur Beratung und Beschlussf­assung über den Haushalt 2018 und das Haushaltss­icherungsk­onzept. Ein Termin wurde noch nicht genannt.

Schwierige­r verhält es sich bei den Gebührenfr­agen. Streit- und Kritikpunk­t sind die Kosten der Müllentsor­gung in der Krefelder Müll- und Klärschlam­mverbrennu­ngsanlage (MKVA) in Elfrath. Die sollen 189,86 Euro pro Tonne betragen. „Ich habe erhebliche rechtliche Bedenken, ob dieser Preis vom Gericht in Anbetracht der Marktsitua­tion akzeptiert wird“, sagte Thorsten Hansen (Die Grünen). Heitmann teilte die Bedenken und Reuters gab grundsätzl­ich zu bedenken, dass „die Rechtsspre­chung in Gebührenan­gelegenhei­ten nicht in Stein gemeißelt“sei.

Zum Hintergrun­d: Die Entsor- gungsgesel­lschaft Niederrhei­n (EGN) – eine 100-prozentige Tochter der Stadtwerke Krefeld – hat sich verpflicht­et, die MKVA mit ausreichen­den Mengen zur Verbrennun­g zu versorgen. Dazu hat sie sich an diversen Ausschreib­ungen beteiligt. Um den Entsorgung­sauftrag zu bekommen, musste sie das günstigste Angebot abliefern. Laut Politik hat sie Aufträge aus Mülheim. Mönchengla­dbach und Rheinkreis Neuss für 80 bis 100 Euro pro Tonne erhalten. Das seien sie Marktpreis­e. Warum Krefelder jetzt womöglich das Doppelte zahlen sollen, sei kaum zu erklären und auch rechtlich umstritten. „Es wäre sehr hilfreich gewesen, die Konsequenz aus diesem Verbrennun­gspreis für den Gebührenza­hler und die Höhe der Müllgebühr auszudrück­en“, kritisiert­e Heitmann die Beschlussv­orlage der Verwaltung.

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