Rheinische Post Krefeld Kempen
Ironman, Herztransplantation, Ironman
Elmar Sprink erleidet einen Herzstillstand, wird operiert und kämpft sich zurück. Die besondere Geschichte eines eisernen Triathleten.
DÜSSELDORF 3,86 Kilometer Schwimmen, 180,2 Kilometer Radfahren und 42,195 Kilometer Laufen an einem Stück – schon die puren Zahlen eines Ironman-Wettbewerbs erzeugen Ehrfurcht. Elmar Sprink hat diese Distanz schon einige Male überwunden, mit zwei verschiedenen Herzen.
Liebeskummer bringt den in Salzgitter geborenen IT-Manager mit Ende Zwanzig zum Laufen, schnell wird der Sport für Sprink zur Leidenschaft. Nach wenigen Jahren folgt der erste Triathlon, 2005 absolviert der Wahl-Kölner in Frankfurt bereits die Ironman-Distanz. Weitere Starts führen ihn sogar nach Kanada und in die USA, bis zu einem verhängnisvollen Nachmittag im Juli 2010. Sprink sitzt auf dem Sofa im heimischen Wohnzimmer und verfolgt das Ende der aktuellen Tour de France-Etappe. Wenige Tage zuvor musste er beim Ironman in Klagenfurt erschöpft aufgeben. Die Tagesform schien nicht zu stimmen. Doch es steckt mehr dahinter. Bevor das Radrennen endet, bleibt sein Herz stehen.
Eine lange Leidenszeit beginnt. Sprink wird ein Defibrillator implantiert, es folgen Reha und zahlreiche Krankenhausaufenthalte. Einen schlimmsten Moment kann der gebürtige Ostwestfale schon nicht mehr ausmachen: „Da gab es leider sehr viele. Der erste Schock nach dem Herzstillstand und nicht zu wissen, wie es jetzt weitergeht. Sehr schlimm war jedoch das Jahr 2011, als mein Zustand langsam immer schlechter wurde und niemand wusste warum. Mit 39 zuhause zu
Der Tennisspieler Alexander „Sascha“Zverev hat neulich erklärt, er stehe wahrscheinlich für die nächste DavisCup-Runde zur Verfügung. Da haben wir uns natürlich sehr gefreut. Bislang passten ihm die Auftritte bei den Länderkämpfen eher selten in den persönlichen Lebensplan. Deshalb sagte er in aller Regel ab.
Es soll zwar einen oder zwei Menschen geben, die sich laut darüber gewundert haben. So richtig bemerkenswert fanden es die meisten nicht, vor allem jene nicht, die zum großen Tenniszirkus gehören.
Dort geht es um die Wahrung der Einzelinteressen. Ein Team dient nur der Fortschreibung einer persönlichen Erfolgsgeschichte. Auch deshalb wählen Tennisspieler ihre Teamchefs selbst.
Davon würden die Fußballer nicht einmal verschämt träumen, obwohl auch sie in einer glitzernden Welt der Eigenvermarktung unterwegs sind. Aber nicht einmal Cristiano Ronaldo, der sich vermutlich fünf Stunden am Tag vor dem Spiegel seine Einzigartigkeit bestätigt, käme auf den Gedanken, vor der WM seinen Nationaltrainer anzurufen und seine Teilnahme abzusagen, weil in zwei Tagen ein wichtiger Sponsorentermin ansteht.
Ein deutsches Beispiel: Mats Hummels, der ebenfalls nicht dafür bekannt ist, sein Licht am liebsten unter den Scheffel zu stellen, geht in diesen Tagen nicht zu Jogi Löw und sagt: „Trainer, in ein paar Wochen spielen wir in Mönchengladbach und kurz vor Weihnachten wieder gegen Dortmund. Meine großen Ze- hen tun mir weh, und außerdem habe ich übermorgen eine Autogrammstunde bei Karstadt. Mein Berater sagt, dass meine Lebensplanung einen NationalmannschaftsEinsatz zurzeit nicht vorsieht. Ich melde mich aber gern, wenn ich mal wieder Lust habe.“
Die Boulevard-Presse würde Hummels mit Schlagzeilen als vaterlandslosen Verräter durch die Republik jagen. Und Löw fände es sicher „wahnsinnig schade“, künftig auf „de Mats“verzichten zu müssen. Im Fußball kommen Jungs wie Zverev also einfach nicht vor.
Dass sie im Tennis die Regel sind, liegt nicht nur an der Sportart, in der Egoismen gepflegt werden (müssen). Es liegt auch am stetig sinkenden Wert von Veranstaltungen wie dem Davis Cup. Der Teamwettbe- sitzen, nicht mehr 100 Meter am Stück gehen zu können und trotzdem keine Chance auf Hilfe zu haben, war äußerst hart.“Mit der Zeit wird deutlich, dass Sprink mit seinem Herz nicht mehr lange zu leben hat. Zwei Herzpumpen stabilisieren ihn eine Zeit lang, bis im Juni 2012 endlich ein passender Spender gefunden ist. Sprink wird operiert und kann kurz darauf das erste Mal seit einem halben Jahr sein Bett verlassen.
Die Genesung verläuft den Umständen entsprechend gut und weckt bald wieder den alten Sportsgeist. „Nachdem ich wieder gelernt hatte, eigenständig zu sitzen, zu stehen und dann zu gehen, habe ich nach zwei Monaten begonnen auf dem Rennrad zu fahren. Man kann da aber wirklich nur von Sportversuchen sprechen. Auch die ersten Laufversuche nach sechs Monaten waren mit drei Mal 500 Metern pro Woche nicht weit. Als ich nach acht Monaten meinen ersten Zehn-KilometerLauf geschafft hatte, fühlte es sich schon wieder gut an“, sagt Sprink. Schnell zieht es ihn wieder zum Extremsport hin, immer in reger Absprache mit seiner Familie und dem Arzt seines Vertrauens: „Mein Professor in Köln hat immer gesagt, dass er sieht, wie gut mir der Sport tut, und er mir den auf keinen Fall verbieten wird.“
Am Jahrestag der Transplantation läuft Sprink bereits wieder seinen
Elmar Sprink werb war mal eine richtige Weltmeisterschaft mit reichlich Glanz und Gloria. Neuerdings wird er aber nicht einmal mehr in den öffentlichrechtlichen Sendern übertragen. Und wie soll da der Werbewert einer Ich-AG Zverev ausreichend gesteigert werden?
Im Fußball ist das anders. Länderspiele halten den Scheinwerfer auf die vielen kleinen Ich-AGs auf dem Feld. Und sie tragen dazu bei, den Wert zu mehren, weil Millionen Kunden zuschauen. Deshalb sind Tennisspieler keine vaterlandslosen Gesellen und Fußballer keine besonders moralischen Sportler. Beide sind Geschäftsleute in eigener Sache. Ihre Meinung? Schreiben Sie unserem Autor: kolumne@rheinische-post.de ersten Triathlon über die Sprintdistanz, ein weiteres Jahr später erreicht er beim Ironman in Frankfurt das Ziel. Zwar reicht die Zeit nicht zur Qualifikation für die IronmanWM auf Hawaii, doch Menschen mit einer besonderen Geschichte werden häufig direkt vom Veranstalter eingeladen. Sprink versucht sein Glück und tritt im Oktober 2014 die Reise auf die Pazifikinsel an. Exakt zwölf Stunden und dreißig Minuten nach dem Start hat er als erster Herztransplantierter die Königsstrecke des Ironman bezwungen. Wobei ihm seine Krankheit eine noch bessere Zeit verwehrte, wie Sprink in seinem Buch „Herzrasen 2.0“(Delius Klasing, 22,90 Euro) schildert: „Ich habe mir beim Wechsel Zeit gelassen und in Ruhe meine Medikamente eingenommen. Nach circa 13 Minuten war ich auf dem Rad.“Die lange Unterbrechung ergibt sich aus den Nebenwirkungen seiner Medikamente: „Ich nehme alle zwölf Stunden Immunsuppressiva. Das Hautkrebsrisiko ist dadurch erhöht“, sagt Sprink.
Diese kleineren Einschränkungen treten angesichts der dramatischen Krankheitsgeschichte des wahrhaftigen Ironman jedoch deutlich in den Hintergrund. Der Ehrgeiz des 45-Jährigen ist derweil ungebrochen. Im vergangenen Sommer gewinnt er den Triathlon bei der WM der Herztransplantierten.
Tennis und Fußball – viele kleine Ich-AGs Was unterscheidet Tennisspieler von Fußballern? Nicht viel, beide sind Geschäftsleute in eigener Sache. „Ich habe mir Zeit gelassen und in Ruhe meine Medikamente einge
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