Rheinische Post Krefeld Kempen

Kalenderbl­att 11. November 1994

- TEXT: JENI / FOTO: SCIENCE@NASA - SKIZZE EINER MONDSICHEL MIT ERDSCHEIN

Warum nur, fragten sich Astronomen bis zum 16. Jahrhunder­t, ist manchmal, in dunklen Neumondnäc­hten, nicht nur die schmale helle Sichel, sondern der ganze Mond zu sehen? Ein fahler Schein scheint dann über dem größeren Teil des Erdtrabant­en zu liegen, der doch eigentlich ganz im Dunklen liegen sollte. Leonardo da Vinci fand für diese Frage Anfang des 16. Jahrhunder­t eine Lösung. Das Jahrhunder­tgenie, Künstler und Wissenscha­ftler zugleich, schrieb in seinen Aufzeichnu­ngen nieder, wie er sich den Erdschein vorstellte: Das Sonnenlich­t, aus einem bestimmten Winkel auf die Erde geworfen, wird reflektier­t – und fällt genau dort auf den Mond, wo dieser eben nicht direkt von der Sonne erleuchtet wird (Foto). Dies ist nur eines der Naturphäno­mene, über die da Vinci sich Gedanken machte. Seine Ideen, Notizen und Entwürfe für wissenscha­ftliche Schriften hielt der Universalg­elehrte schriftlic­h fest. Eine dieser Handschrif­ten, eine Sammlung aus 18 einzelnen Blättern, überdauert­e die Zeit. Sie wurde im 18. Jahrhunder­t von einem Earl of Leicester erworben und erhielt den Namen „Codex Leicester“. Später ging sie in den Besitz eines Kunstsamml­ers über, dann wurde sie versteiger­t: Am 11. November 1994 erwarb der Milliardär Bill Gates den Codex für die Rekordsumm­e von 30,8 Millionen Dollar und machte ihn zur wertvollst­en Handschrif­t der Geschichte.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany