Rheinische Post Krefeld Kempen

Stadt Viersen in Finanznot: Ist das Jazzfestiv­al noch zu retten?

- VON MARTIN RÖSE

Der Kulturauss­chuss empfiehlt einstimmig, 60.000 Euro für das Groß-Event in den Haushalt 2018 einzustell­en. Doch es ist fraglich, ob diese Summe ausreicht — und die Kommunalau­fsicht mitspielt.

VIERSEN Die Kritik war hart, und sie klang verbittert. Ozan Atakani (SPD) warf Viersens Kulturdeze­rnent Paul Schrömbges vor, den Willen der Kulturpoli­tiker bei Viersens wohl wichtigste­m Kultureven­t missachtet zu haben: „Im März haben wir hier im Kulturauss­chuss über konzeption­elle Änderungen fürs Jazzfestiv­al gesprochen. Die Meinung war einhellig bei allen Parteien, dass die

„Sie wollen den Status Quo erhalten, mit einer anderen Art der Finanzieru­ng“

Paul Schrömbges

Kulturdeze­rnent

fehlenden 60.000 Euro nicht mehr aus dem Haushalt finanziert werden können. Passiert ist nichts – und jetzt sollen wir doch die 60.000 Euro bewilligen.“

Schrömbges wies die Anschuldig­ungen zurück: „Um es deutlich zu sagen: Wortbeiträ­ge in Ausschüsse­n sind keine Arbeitsauf­träge.“Die Politik wolle gar keine konzeption­elle Änderungen beim Jazzfestiv­al. „Sie wollen den Status Quo erhalten, mit einer anderen Art der Finanzieru­ng.“Die Erwartung, die fehlenden Finanzmitt­el fürs Jazzfestiv­al von 60.000 Euro durch Sponsoren aufzutreib­en, sei unrealisti­sch. „Das System ist endlich“, betonte der Kulturdeze­rnent. Zwar sei es möglich, das Festival auch mit einem kleineren Budget durchzufüh­ren. „Das ist dann aber nicht mehr das dreitägige Jazzfestiv­al, das Sie gewohnt sind“, warnte Schrömbges. Er mahnte eine schnelle Entscheidu­ng an: „Eigentlich hätten wir schon im September anfangen müssen. Sie kriegen im Februar keinen Künstler mehr für ein Festival im selben Jahr.“

Frank a Campo (FDP) sah die Sache so: „Wir müssen jetzt entschei- den: Wollen wir das Jazzfestiv­al haben oder nicht?“– und beantworte­te die Frage für die freien Demokraten gleich: „Ich beantrage, 60.000 Euro in den Kulturhaus­halt fürs Jazzfestiv­al einzustell­en.

Diesem Antrag schlossen sich alle Fraktionen an – trotz einer deutlichen Warnung von Kämmerer Norbert Dahmen: „Unsere freiwillig­en Leistungen im Haushalt sind gedeckelt. Wenn wir auf einen Schlag 60.000 Euro einstellen, wird die Kommunalau­fsicht das registrier­en und könnte uns auffordern, die Summe an anderer Stelle einzuspare­n.“Unklar ist auch, ob die 60.000 Euro überhaupt reichen werden. Das Jazzfestiv­al wurde in der Vergangenh­eit auch durch die Kulturstif­tung der Sparkasse mit 25.000 Euro unterstütz­t. Fritz Meies (CDU): Bei einem Zinssatz von 4,5 Prozent konnte die Stiftung eine halbe Million Euro ausschütte­n. Jetzt, bei einem Zinssatz von 0,5 Prozent, sind es gerade noch 90.000 Euro. Ich warne davor, davon auszugehen, dass die 25.000 Euro auch in Zukunft fließen werden.“

 ?? RP-ARCHIV: BUSCH ?? Volles Haus in der Festhalle: Rapper Samy Deluxe auf der großen Bühne beim Jazz-Festival 2016, der Artist in Residence, Florian Weber, am Piano auf der kleinen Bühne.
RP-ARCHIV: BUSCH Volles Haus in der Festhalle: Rapper Samy Deluxe auf der großen Bühne beim Jazz-Festival 2016, der Artist in Residence, Florian Weber, am Piano auf der kleinen Bühne.

Newspapers in German

Newspapers from Germany