Rheinische Post Krefeld Kempen

Eisvogel braucht zum Brüten Steilwände

- VON BIANCA TREFFER RP-FOTO: WOLFGANG KAISER

Sein schillernd­es Gefieder macht den Eisvogel unverwechs­elbar. Der Nabu Willich gibt dem auf der Roten Liste stehenden Vogel mit eigens gebauten Nistwänden Möglichkei­ten zu brüten.

WILLICH Wenn Rolf Cöhnen vom Eisvogel spricht, dann leuchten seine Augen auf. Er mag den bunt schillernd­en Vogel nicht nur, sondern er kennt sich auch bestens aus und ist daher der Fachmann bei der Nabu Ortsgruppe Willich, was den Vogel angeht. Wie viele andere Tiere ist der Eisvogel inzwischen ebenfalls auf der Roten Liste gelandet. Vor rund zehn Jahren begann die Willicher Ortsgruppe bereits mit dem Bau einer ersten Eisvogelwa­nd, um der bedrohten Art Nistmöglic­hkeiten zu bieten.

Der Eisvogel benötigt Steilwände zur Brut. Er gräbt einen, bis zu über einem Meter langen Gang in eine Steilwand, der schräg ansteigend zu einem Brutkessel führt. Dort erfolgt die erste Besonderhe­it. Der Kessel wird nicht mit Federn oder ähnlichem Material ausgepolst­ert, sondern der Eisvogel würgt seine Gewölle dort als Unterlage für die Eier aus. Ende März/Anfang April legt das Weibchen sechs bis sieben Eier. Sind die Jungvögel da, setzt der Kreisverke­hr ein. „Die Kleinen drehen sich im Kreis und werden der Reihe nach gefüttert.“

Der Nabu Willich hat bereits drei Eisvogelwä­nde angelegt. Eine vierte ist in Planung. Allein für eine Wand müssen rund zehn Kubikmeter Erde bewegt werden. Die Wände müssen mindestens zwei Meter breit und ebenso hoch sein. Dazu kommt die benötigte Tiefe, da der Eisvogel die besagten Röhren baut. Der Bau als solcher ist aufwendig. Es schließen sich die Pflegemaßn­ahmen über die Wintermona­te an, wenn Wände neu befestigt werden müssen. Der Nabu startete auch Versuche mit Betonröhre­n als Brutplätze. Er musste aber feststelle­n, dass diese nicht vom Eisvogel angenommen werden. Hier fühlten sich eher die Rotkehlche­n wohl. Allerdings nutzt der Eisvogel inzwischen eine weitere Möglichkei­t zur Brut, aber auch hier gilt, die Gelegenhei­ten liegen äußerst selten vor. Die Rede ist von Wurzeltell­ern. Wo Bäume umgekippt sind und das Wurzel-Erde-Gemisch wie ein Teller hochsteht, ist der Eisvogel anzutreffe­n. Er legt in den Wurzeltell­ern Brutkessel an. „Daher ist es uns als NABU so wich- tig, dass wir Stellen haben, wo solche umgekippte­n Bäume in der Natur einfach liegengela­ssen werden“, sagt Jack Sandrock, Leiter der Willicher Ortsgruppe. Ein Beispiel ist das Schiefbahn­er Bruchgebie­t. Dort ist der Eisvogel anzutreffe­n und dort gibt es inmitten des Bruchs ebensolche umgestürzt­en Bäume, die der Vogel für seine Brut nutzen könnte. Da das Brutplatza­ngebot zu den limitieren­den Faktoren gehört, sollte zudem die Erhaltung oder Schaffung von naturnahen Fließgewäs­ser mit an erster Stelle stehen. Dort findet der Eisvogel auch sein Nahrungsan­gebot. Er taucht unter anderem nach Fischen.

 ??  ?? In solchen Wurzeltell­ern umgestürzt­er Bäume wie hier in Schiefbahn, Im Eschert, können Eisvögel ihre Brutnester anlegen. Rolf Cöhnen von der Nabu Willich hat bereits drei Brutwände für die bedrohte Tierart angelegt.
In solchen Wurzeltell­ern umgestürzt­er Bäume wie hier in Schiefbahn, Im Eschert, können Eisvögel ihre Brutnester anlegen. Rolf Cöhnen von der Nabu Willich hat bereits drei Brutwände für die bedrohte Tierart angelegt.

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