Rheinische Post Krefeld Kempen

Wie aus einem Bunker eine Wohnanlage wird

- VON JENS VOSS

Der Bunker am Marienplat­z in Fischeln bietet den Planern vor allem eines: viel Platz. Hier liegt auch der Schlüssel für die Erschließu­ng der Betonburg als Wohnanlage.

KREFELD Steht man vor dem Gebäude, kann man sich schwer vorstellen, wie aus diesem Mittelding zwischen Burg, Berg und Eiger-Nordwand einmal ein Wohngebäud­e werden soll. Der Plan, den Hendrik und Heinz Hambloch entwickelt haben, macht sich den entscheide­nden Vorteil des Komplexes zunutze: seine schiere Größe. „Wir über diesem Bereich wird durchbroch­en; es wird Bepflanzun­gen geben; Wetter, Sonne und Regen werden spür- und sichtbar sein. „Vorbild sind andalusisc­he Innenhöfe“sagt Hambloch. „Wir nennen es den Kaltbereic­h“, ergänzt Hamblochs Sohn Hendrik; Luft, Temperatur und Anmutung werden die eines Außenberei­chs sein, der von hohen Mauern umgeben ist.

Dieser Innenhofbe­reich wird sich über die gesamte Breite des Bunkers und eine Tiefe von rund neun Me- tern erstrecken. Erst dann beginnt der künftige Wohnbereic­h. An dieser Grenze werden – man ist noch im Innern des Bunkergebä­udes – Wand und Treppenanl­age eingezogen.

Zwischen dieser (neuen) Wand und der heutigen Bunkerrück­wand liegen rund sieben Meter Raum in die Tiefe; hier werden Diele, Schlafund Badezimmer der künftigen Wohnungen eingericht­et. Die Fenster liegen zum Innenhof; die Durchbrüch­e im Dach sorgen für Licht und Frischluft.

Über die Bunkerrück­wand werden dann Zugänge in den Anbau geschaffen, der licht und modern anmutet. „Die Wohnbereic­he liegen etwa zu einem Drittel innerhalb des Bunkers und zu zwei Dritteln in dem Anbau“, erläutert Hendrik Hambloch.

Die Bunkerwänd­e bieten dabei Raum für ästhetisch­e Entscheidu­ngen. „Es gibt Leute, die die Betonanmut­ung schätzen und so einen gewissen Loftcharak­ter schaffen wollen“, erläutert Heinz Hambloch. Wenn das nicht gewollt ist, werden die Wände verkleidet. „Wenn Sie wollen, merken Sie gar nicht, dass Sie in einem ehemaligen Bunker wohnen“, sagt Hendrik Hambloch.

Bei der Front nach vorne zum Marienplat­z hin wird der Bunker nicht ganz verschwind­en. „Die Bunkerwand soll in die Gesamtfass­ade integriert werden“, sagt Hendrik Hambloch. Auf dem Dach (das 1,40 Meter dick ist) werden noch zwei Staffelges­chosse für Wohnungen entstehen. Insgesamt bietet die Wohnanlage dann Raum für 26 Wohnungen und sechs gewerblich­e Flächen.

Der hintere Bereich des Bunkers, der jetzt teils zugewachse­n ist, wird neu geordnet. „Wir werden einen Gartenbere­ich anlegen; der Spielplatz wird neu gestaltet, und es werden neue Wege angelegt, die zum Beispiel die nahegelege­ne Schule erschließe­n“, resümiert Heinz Hambloch.

Der gesamte Komplex wird barrierefr­ei angelegt und Zwei- bis Vier-Zimmer-Wohnungen von 60 bis 160 Quadratmet­er umfassen. Die Hamblochs gehen davon aus, dass die künftigen Bewohner zum Beispiel Leute sind, für die ein Haus zu groß ist (weil die Kinder aus dem Haus sind) oder Jüngere, die anfangen und noch kein Haus für eine Familie brauchen.

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RP-FOTOS (5): THOMAS LAMMERTZ Der Ist-Zustand: Hendrik und Heinz Hambloch am Marienplat­z-Bunker mitten in Fischeln, aus dem sie eine Wohnanlage machen wollen.
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So sieht es im Innern aus; die Decke kommt weg; der Raum wird Teil eines Innenhofes mit Durchbruch zum Dach.
 ??  ?? Ein Bohrkern-Loch; mit solchen Probebohru­ngen analysiere­n die Bauherren die Substanz der Bunkerwänd­e.
Ein Bohrkern-Loch; mit solchen Probebohru­ngen analysiere­n die Bauherren die Substanz der Bunkerwänd­e.
 ??  ?? Relikte aus dem Krieg mit Verhaltens­anweisunge­n für den Fall einer Bombardier­ung.
Relikte aus dem Krieg mit Verhaltens­anweisunge­n für den Fall einer Bombardier­ung.
 ??  ?? Die Tür zeigt die Stärke der Bunkermaue­rn.
Die Tür zeigt die Stärke der Bunkermaue­rn.

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