Rheinische Post Krefeld Kempen

Stadt muss Stiftungsg­elder zurückzahl­en

- VON NORBERT STIRKEN

Die Stadt hat jahrelang ohne erkennbare Rechtsgrun­dlage auf Stiftungsg­eldern zugegriffe­n. Das steht im aktuellen Bericht. Die Verwaltung hat als Treuhänder der Max-von-derLeyen-Stiftung inzwischen gut 165.000 Euro erstattet und deren Barbestand gutgeschri­eben.

Baronin Emmy Anna von der Leyen hat die Stadt Krefeld großzügig bedacht. Zur Förderung der „Altenerhol­ung“hat sie Gut Schirmau in der Ost-Eifel und einen sechsstell­igen Betrag treuhänder­isch durch eine auf den Namen ihres Mannes Max lautende Stiftung der Kommune anvertraut. Die griff in der Vergangenh­eit regelmäßig selbst auf das Stiftungsg­eld zu.

Hintergrun­d: Die Stadt Krefeld investiert­e erhebliche Beträge in die Sanierung und Herrichtun­g von Gut Schirmau, um es für den gewünschte­n Zweck – Altenerhol­ung und Begegnungs­veranstalt­ungen – herzuricht­en. Statt für den eigentlich­en Stiftungsz­weck zweigte die Kom- mune Raten zur Tilgung ihrer Sanierungs­aufwendung­en ab. Im Stiftungsb­ericht 2016 heißt es dazu wörtlich: „Eine Verwendung etwaiger Stiftungse­rträge erfolgte bislang nicht, da davon ausgegange­n wurde, dass der allgemeine Haushalt bei der baulichen Herrichtun­g von Gut Schirmau in erhebliche­m Umfang in Vorleistun­g getreten ist. Die bis zuletzt im Jahresabsc­hluss der Max-von-der-Leyen-Stiftung rein statistisc­h aufgeführt­en Restschuld der Stiftung gegenüber der Stadt Krefeld ist nach interner rechtliche­r Prüfung hinfällig. Es konnte nicht erkannt werden, aufgrund welcher Rechtsgrun­dlage von einer zu tilgenden Restschuld ausgegange­n werden soll.“Nach der Korrektur sei der Stiftung ein Betrag von gut 165.000 Euro zugerechne­t und im Barbestand berücksich­tigt worden.

Für das vergangene Jahr weist der Bericht für die Max-von-der-LeyenStift­ung Erträge in Höhe von 73.561 Euro aus. Abzüglich der Aufwendung­en von Kosten zur Unterhaltu­ng von Gut Schirmau, Betriebsko­sten und Kosten der Grabpflege in Höhe von zusammen 21.522 Euro bleibt ein Nettoertra­g von 52.038 Euro. Damit steigt der Barbestand auf 266.166 Euro und das Stiftungsv­ermögen – plus Immobilien­wert – auf 1,048 Millionen Euro.

Zuständig für das Stiftungsm­anagement der Stadt ist der Fachbereic­h Zentraler Finanzserv­ice und Liegenscha­ften unter der Leitung von Peter Mertens. Er und sein Team kümmern sich um elf rechtlich unselbstst­ändige kommunale Stiftungen und zweckgebun­dene Nachlässe.

Mertens und sein Team steigen tief in die Materie ein, recherchie­ren zur Historie und werten die Testamente der Erblasser aus. Zuweilen stimmen sie sich mit der Bezirksreg­ierung ab – etwa bei der Zusammenle­gung von Stiftungen. Auf die fehlende Rechtsgrun­dlage beim städtische­n Zugriff auf Gelder der Max-von-der-Leyen-Stiftung seien er und die Mitarbeite­r bei eigenen Überprüfun­gen gestoßen, sagte Mertens auf Anfrage unserer Redaktion. Die Thematik sei komplex.

Das bemerkte auch Joachim C. Heitmann, Vorsitzend­er der FDPRatsfra­ktion und Jurist. In der Sitzung des Finanzauss­chusses kritisiert er, dass die Gehlen-Schenkung zu Gunsten des Krefelder Zoos ein Minus von 21.102,90 Euro ausweist und sich der Barbestand entspreche­nd auf 259.636,03 Euro reduziert habe. Auch das gesamte Stiftungs- vermögen sei auf 1,439 Millionen Euro gesunken. Adressat der Gelder sei im Übrigen nicht der Zoo, sondern der Verein Zoofreunde gewesen. „Das wirft Fragen auf“, sagte Heitmann.

Mertens erklärte, erläuternd­e Antworten seien der FDP inzwischen gegeben worden. Laut Bericht wiesen sieben der elf Stiftungen und Nachlässe zum Stichtag 31. Dezember 2016 ein geringeres Vermögen aus als 2015. Gleichwohl sei das eigentlich­e Stiftungsk­apital nicht geringer geworden. Weil in der Vergangenh­eit nicht alle Erträge zu Stiftungsz­wecken ausgeschüt­tet worden seien, sei das Barvermöge­n zunächst gestiegen und jetzt durch größere Ausgaben wieder gesunken. Das ursprüngli­che Stiftungsk­apital sei nicht angegriffe­n worden, erklärte Mertens im Gespräch mit unserer Redaktion.

Unter dem Strich ist das von der Stadt treuhänder­isch verwaltete Stiftungsv­ermögen von 9,648 auf 9,652 Millionen Euro gestiegen. „Erstmals haben wir in diesem Jahr in bescheiden­em Umfang Aktien der geringsten Risikoklas­se erworben“, sagte Mertens. In der seit Jahren andauernde­n Niedrigzin­sphase seien mit festverzin­slichen Wertpapier­en keine Erträge zu erzielen.

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ARCHIVFOTO: FK Die Stadt Krefeld hat eigene Gelder in die Herrichtun­g von Gut Schirmau investiert und sich wohl zu Unrecht von der Stiftung erstatten lassen.

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