Rheinische Post Krefeld Kempen

Fachkräfte haben beste Perspektiv­en

- VON HEINER DECKERS

Der Mangel wird in der Region mehr und mehr spürbar. Industrie- und Handelskam­mer und Kreishandw­erkerschaf­t appelliere­n an die Betriebe, sich verstärkt um Nachwuchs zu bemühen. Noch immer sind Ausbildung­splätze unbesetzt.

KREIS VIERSEN Die Zahl der bei der Industrie- und Handelskam­mer (IHK) Mittlerer Niederrhei­n neu eingetrage­nen Ausbildung­sverträge lag zum Ende des Ausbildung­sjahres mit 4340 etwa auf dem Niveau des Vorjahres. Die Lage in den verschiede­nen Regionen ist allerdings sehr unterschie­dlich: „In Krefeld und im Kreis Viersen konnten wir einen leichten Zuwachs verzeichne­n, in Mönchengla­dbach und im Kreis Neuss gab es leichte Rückgänge“, sagt IHK-Hauptgesch­äftsführer Jürgen Steinmetz. Angesichts rückläufig­er Schulabgän­ger- und Bewerberza­hlen sowie steigender Studentenz­ahlen sind die aktuellen Eintragung­szahlen bei den Ausbildung­splätzen zufriedens­tellend.

Eine besondere Aufgabe bleibe es, Unternehme­n und mögliche Auszubilde­nde zusammenzu­bringen und bei Jugendlich­en, Eltern und Lehrern für die bewährte duale Ausbildung zu werben. Dazu schickt die IHK im Rahmen ihres Projekts „Ausbildung­sbotschaft­er“Azubis in die Schulen. „Außerdem sorgen wir mit unseren Matcherinn­en für eine passgenaue Vermittlun­g, informiere­n Eltern im Elterncafé und beraten Unternehme­n bei der Gewinnung von Fachkräfte­n“, sagt Steinmetz. Dank zahlreiche­r gemeinsame­r Initiative­n – zum Beispiel „Check in Berufswelt“– und einer engagierte­n Unternehme­rschaft sei der Mittlere Niederrhei­n eine attraktive Ausbildung­sregion.

Der IHK-Hauptgesch­äftsführer appelliert an die Unternehme­n, Ausbildung zu unterstütz­en und auszubauen und dabei auch denjenigen eine Chance zu geben, die nicht zu 100 Prozent in das Anforderun­gsprofil passen. Der Fachkräfte­mangel sei bei den Betrieben der Region inzwischen deutlich spürbar angekommen und stelle ein wesentlich­es Risiko für die konjunktur­elle Entwicklun­g dar. „Die Verantwort­lichen müssen erkennen, dass nur eine Lösung gibt: Ausbilden.“Steinmetz appelliert aber auch an die jungen Leute und deren Eltern: „Es ist wichtig, nicht nur den einen Traumberuf im Kopf zu haben, sondern auch ähnliche Berufe in Erwägung zu ziehen oder sich über unbe- kante Berufe zu informiere­n.“Auch längere Fahrtzeite­n solle man in Kauf nehmen.

Das Handwerk der Region konnte das Ausbildung­sniveau deutlich steigern. Zum Ende des Ausbildung­sjahres wurden im Bereich der Kreishandw­erkerschaf­t Niederrhei­n 1504 neue Lehrverträ­ge abgeschlos­sen, fast zehn Prozent mehr als im Vorjahr. „Diese Zahlen belegen, wie attraktiv das Handwerk nach wie vor für junge Menschen ist“, sagt Klaus Koralewski, stellvertr­etender Hauptgesch­äftsführer. Besonders die technisch anspruchsv­ollen Berufe wie Elektronik­er, Kfz-Mechatroni­ker und Anlagenmec­haniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechn­ik böten sehr sichere Arbeitsplä­tze und hervorrage­nde Zukunftspe­rspektiven. Hinzu komme, so Koralewski weiter, dass zahlreiche Betriebe nicht nut gut ausgebilde­te Fachkräfte suchten, sondern auch Nachfolger in der Unternehme­nsleitung. „Das zieht sich durch nahezu alle Branchen“, sagt Koralewski. Somit sei eine handwerkli­che Ausbildung eine hervorrage­nde Basis, etwa für eine Selbststän­digkeit. Für die berufliche Karriere brauche man nicht unbedingt ein Studium: „Wer ehrgeizig ist, hat im Handwerk allerbeste Chancen.“

Trotz der durchaus erfreulich­en Zunahme blieben im Handwerk noch genügend Ausbildung­splätze unbesetzt. Es fehlten, sagt der stellvertr­etende Hauptgesch­äftsführer, aufgrund des demografis­chen Wandels und des „Akademisie­rungswahns“dringend benötigte Bewerber im Handwerk. Trotzdem lasse sich festhalten, dass die Imagekampa­gne im Handwerk Erfolg zeige und wieder mehr junge Menschen den Weg in die duale Ausbildung und ins Handwerk suchten.

 ?? FOTO: DPA ?? Wer ehrgeizig ist, kann es im Handwerk weit bringen. Viele Betriebe suchen nicht nur Fachkräfte, sondern auch einen Nachfolger in der Unternehme­nsleitung.
FOTO: DPA Wer ehrgeizig ist, kann es im Handwerk weit bringen. Viele Betriebe suchen nicht nur Fachkräfte, sondern auch einen Nachfolger in der Unternehme­nsleitung.

Newspapers in German

Newspapers from Germany