Rheinische Post Krefeld Kempen
Runder Tisch für den Pimpertzhof
Die Positionen von Eigentümer Farhad Jalali („Videowall GmbH“) und der Stadt Willich sind festgefahren. Als Vorsitzender des Planungsausschusses schlägt Christian Pakusch einen „Runden Tisch“vor.
ANRATH Farhad Jalali ist ein junger Unternehmer. Seine Krefelder Firma „Videowall“(Kunden: Jägermeister, Karstadt Sport) expandiert, die Firmenräume platzen aus allen Nähten. Jalali glaubte 2013, eine Lösung gefunden zu haben. Er kaufte in Anrath den leerstehenden Pimpertzhof direkt an der Bahnstrecke mitsamt einer inzwischen aufgegebenen Schlosserei. Er wollte durchaus viel Geld in die teilweise marode Bausubstanz stecken und dort mit seiner Familie und Firma einziehen. Doch die Stadtverwaltung mauert, verweigert die gewerbliche Nutzung und empfiehlt den Abriss.
Landwirtschaft wird dort schon lange nicht mehr betrieben, die Schlosserei arbeitete rund 30 Jahre auf dem Hof – nach dem Bebauungsplan nicht rechtens, aber angeblich geduldet. Mit seinem Anliegen ging Jalali vor vier Jahren zum Bürgermeister. Und so kam das Projekt in die Politik. Der Planungsausschuss hörte sich im Juli 2013 das Anliegen des möglichen Investors an und empfahl der Verwaltung, ihm planerisch entgegenzukommen. Seitdem ist nichts in der Sache passiert.
Erst als Anwohner sich jetzt über wilden Müll am Pimpertzhof beklagten, platzte Jalali der Kragen. Im Oktober nahm er in unserem Bürgermonitor aus seiner Sicht Stellung zur Problemlage, und die technische Beigeordnete Martina Stall reagierte unwirsch. Jetzt ist der Pimpertzhof wieder in der Politik angekommen. Christian Pakusch, Vorsitzender des Planungsausschusses (allerdings noch nicht 2013), kündigte an, sich mit beiden Seiten an einen runden Tisch setzen zu wollen.
In einer Stellungnahme an die Redaktion empfiehlt Martina Stall dem Eigentümer, einen vollständigen und prüffähigen Bauantrag „für was auch immer“einzureichen. „Wir werden diesen prüfen und eine Entscheidung treffen, die selbstverständlich justiziabel ist. Dabei stellt der Bebauungsplan sicherlich nicht das größte Hindernis dar.“Bisher wurde aber vom Anwalt der Stadt Willich (Harald Möller) immer mit dem Bebauungsplan argumentiert. Im Gerichtsverfahren (25 K 8640/ 15) stellt Möller fest, das Vorhaben liege im Geltungsbereich des Bebauungsplanes Nr. 3/69 A, der dort als Nutzungsart „Fläche für Landwirtschaft“festsetze. „Soweit Herr Jalali in seiner Klagebegründung auf eine Änderung des Bebauungsplanes abstellt, ist dies unrichtig. Denn der Bebauungsplan ist – noch – nicht geändert worden und wird es aller Voraussicht nach auch nicht.“
Auch 2016 vor dem Verwaltungsgericht Düsseldorf weist Möller darauf hin, dass der Bebauungsplan eine Norm sei. Bei einem Ortstermin im August 2016 schlug Richte- rin Zeiß im Beisein von zwei Mitarbeitern der Verwaltung vor, das betroffene Gebiet als Gewerbegebiet auszuweisen. Schon im Beschluss von 2013 hatte gestanden: „Zu bedenken ist darüber hinaus auch, dass auf dem Grundstück über fast 30 Jahre mehr oder weniger mit Billigung der Stadt Willich ein gewerblicher Betrieb vorhanden war.“
Anders als das technische Rathaus hält Architekt Peter Ratka den Hof für erhaltenswert und eine Sanierung für machbar. Martina Stall sieht die Hofanlage als „100 Prozent abgängig“an. Der Hof ist bedeutend älter als die heute erhaltenen Gebäude. In der „Geschichte der Gemeinde Anrath“von Gottfried Kricker wird der Pimpertzhof zu den ältesten Höfen im Kehn (der Hof gehörte bis Mitte des 19. Jahrhunderts zur Gemeinde Vorst) gezählt.