Rheinische Post Krefeld Kempen

Bahnstraße: Anwohner wollen nicht für Rennstreck­e zahlen

- VON ANDREAS REINERS

Die betroffene­n Anlieger wissen jetzt, was sie anteilig für den Ausbau der Straße zahlen müssen. Auch die Ausbauvari­ante missfällt.

ST. HUBERT Karl-Heinz Josten ist in St. Hubert und darüber hinaus ein ebenso bekannter wie zuweilen streitbare­r Mann. Seit seiner Geburt im Jahre 1943 lebt er an der Bahnstraße in seinem Elternhaus. Die Diskussion­en der vergangene­n Monate um die geplante Sanierung und Umgestaltu­ng der Hauptdurch­fahrt in den Ortskern des Kendeldorf­es hat Josten aufmerksam und mit erhebliche­r Skepsis verfolgt. Seit Montagaben­d ist der St. Huberter allerdings innerlich schon wieder „auf den Barrikaden“. Da fand nämlich eine Versammlun­g der Stadt Kempen für die Anlieger der Bahnstraße statt. Die Veranstalt­ung war nicht öffentlich, ging es aus Sicht der Stadt doch unter anderem und vor allem darum, den betroffene­n Anwohner mitzuteile­n, wie hoch ihre konkreten Beiträge zur geplanten Straßenern­euerung sind.

Wie bereits mehrfach berichtet, planen die Stadtwerke Kempen und das städtische Tiefbauamt, in der Bahnstraße die Versorgung­sleitungen zu erneuern und den Abwasserka­nal zu sanieren. Anschließe­nd sollen Fahrbahn, Gehwege und Parkbuchte­n neu gestaltet werden. Daran müssen sich die Anwohner – wie bei anderen kommunalen Straßen auch – nach dem Kommunalab­gabengeset­z finanziell beteiligen. In zwei öffentlich­en Bürgervers­ammlungen im St. Huberter Forum hat die Stadt das Vorhaben erläutert. Der Kempener Stadtrat hat eine Ausbauvari­ante beschlosse­n, die bei der letzten Bürgervers­ammlung bei den Anwesenden die größte Zustimmung erhalten hatte.

Nun wurden die Betroffene­n über die Beiträge, die sie zahlen müssen, informiert. Und da fiel so manchem Anwohner wohl die Kinnlade herunter. Nicht nur die Kosten sorgen für Verärgerun­g, sondern auch die von Kempens Tiefbauamt­sleiter Torsten Schröder bei der Versammlun­g zum wiederholt­en Male erläuterte Ausbauvari­ante.

Dagegen, so berichtete KarlHeinz Josten gestern im RP-Gespräch, rege sich nicht nur bei ihm deutlicher Widerstand. Er weiß von etlichen Nachbarn, die es nicht gut finden, wie die Stadt die Bahnstraße neu gestalten will. „Immerhin 4500 Kraftfahre­r, die nicht an der Bahnstraße wohnen, benutzen täglich die Straße. Und viele von ihnen haben nur eins im Sinn: so schnell wie möglich über die Straße zu rasen“, sagt Josten. Er wirft Stadt und Politik vor, sich nicht wirklich für die Belange der betroffene­n Anwohner einzusetze­n. „Denn die jetzigen Pläne machen die Bahnstraße zu einer Rennstreck­e“, meint Josten. Die Ausbauvari­ante erhöhe den Verkehrsfl­uss, statt ihn einzudämme­n. Für Letzteres hat Josten mit Mitstreite­rn vor Jahren gekämpft, ist bis zur Bezirksreg­ierung gegangen. Schließlic­h wurde die Stadt Kempen damals dazu verdonnert, die heute noch bestehende­n Maßnahmen zur Verkehrsbe­ruhigung auf der Bahnstraße einzubauen.

Josten sagte gestern auch das im RP-Gespräch: Wenn sich Stadt und Politik jetzt nicht eines Besseren besinnen würden, werde er wieder alle Hebel in Bewegung setzen, um eine Rennstreck­e auf der Bahnstraße zu verhindern.

Übrigens: Mit den Bauarbeite­n auf der Bahnstraße soll im April kommenden Jahres begonnen werden. Die Stadt plant die Fertigstel­lung für November 2018.

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FOTO: KAISER Die Bahnstraße in St. Hubert soll im kommenden Jahr saniert werden. Die Anlieger müssen sich an den Kosten für die Straßenern­euerung beteiligen.

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