Rheinische Post Krefeld Kempen
Bahnstraße: Anwohner wollen nicht für Rennstrecke zahlen
Die betroffenen Anlieger wissen jetzt, was sie anteilig für den Ausbau der Straße zahlen müssen. Auch die Ausbauvariante missfällt.
ST. HUBERT Karl-Heinz Josten ist in St. Hubert und darüber hinaus ein ebenso bekannter wie zuweilen streitbarer Mann. Seit seiner Geburt im Jahre 1943 lebt er an der Bahnstraße in seinem Elternhaus. Die Diskussionen der vergangenen Monate um die geplante Sanierung und Umgestaltung der Hauptdurchfahrt in den Ortskern des Kendeldorfes hat Josten aufmerksam und mit erheblicher Skepsis verfolgt. Seit Montagabend ist der St. Huberter allerdings innerlich schon wieder „auf den Barrikaden“. Da fand nämlich eine Versammlung der Stadt Kempen für die Anlieger der Bahnstraße statt. Die Veranstaltung war nicht öffentlich, ging es aus Sicht der Stadt doch unter anderem und vor allem darum, den betroffenen Anwohner mitzuteilen, wie hoch ihre konkreten Beiträge zur geplanten Straßenerneuerung sind.
Wie bereits mehrfach berichtet, planen die Stadtwerke Kempen und das städtische Tiefbauamt, in der Bahnstraße die Versorgungsleitungen zu erneuern und den Abwasserkanal zu sanieren. Anschließend sollen Fahrbahn, Gehwege und Parkbuchten neu gestaltet werden. Daran müssen sich die Anwohner – wie bei anderen kommunalen Straßen auch – nach dem Kommunalabgabengesetz finanziell beteiligen. In zwei öffentlichen Bürgerversammlungen im St. Huberter Forum hat die Stadt das Vorhaben erläutert. Der Kempener Stadtrat hat eine Ausbauvariante beschlossen, die bei der letzten Bürgerversammlung bei den Anwesenden die größte Zustimmung erhalten hatte.
Nun wurden die Betroffenen über die Beiträge, die sie zahlen müssen, informiert. Und da fiel so manchem Anwohner wohl die Kinnlade herunter. Nicht nur die Kosten sorgen für Verärgerung, sondern auch die von Kempens Tiefbauamtsleiter Torsten Schröder bei der Versammlung zum wiederholten Male erläuterte Ausbauvariante.
Dagegen, so berichtete KarlHeinz Josten gestern im RP-Gespräch, rege sich nicht nur bei ihm deutlicher Widerstand. Er weiß von etlichen Nachbarn, die es nicht gut finden, wie die Stadt die Bahnstraße neu gestalten will. „Immerhin 4500 Kraftfahrer, die nicht an der Bahnstraße wohnen, benutzen täglich die Straße. Und viele von ihnen haben nur eins im Sinn: so schnell wie möglich über die Straße zu rasen“, sagt Josten. Er wirft Stadt und Politik vor, sich nicht wirklich für die Belange der betroffenen Anwohner einzusetzen. „Denn die jetzigen Pläne machen die Bahnstraße zu einer Rennstrecke“, meint Josten. Die Ausbauvariante erhöhe den Verkehrsfluss, statt ihn einzudämmen. Für Letzteres hat Josten mit Mitstreitern vor Jahren gekämpft, ist bis zur Bezirksregierung gegangen. Schließlich wurde die Stadt Kempen damals dazu verdonnert, die heute noch bestehenden Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung auf der Bahnstraße einzubauen.
Josten sagte gestern auch das im RP-Gespräch: Wenn sich Stadt und Politik jetzt nicht eines Besseren besinnen würden, werde er wieder alle Hebel in Bewegung setzen, um eine Rennstrecke auf der Bahnstraße zu verhindern.
Übrigens: Mit den Bauarbeiten auf der Bahnstraße soll im April kommenden Jahres begonnen werden. Die Stadt plant die Fertigstellung für November 2018.