Rheinische Post Krefeld Kempen

Mediziner fordern CO-Melder in Shisha-Bars

- VON JOACHIM NIESSEN

Die Mediziner verweisen auf die steigende Zahl an Kohlenmono­xid-Vergiftung­en in solchen „Lokalen“. Die Verwaltung kontrollie­rt „Shisha-Bars“nicht anders, als „normale Gaststätte­n“– und verweist auf den Schornstei­nfeger.

Mediziner schlagen mit Blick auf die Zustände in den Krefelder „ShishaBars“Alarm: Vor dem Hintergrun­d einer steigenden Zahl an Kohlenmono­xid-Vergiftung­en in solchen „Lokalen“fordern die Ärzte, die Installati­on von CO-Meldern dort zur Pflicht zu machen. Einen entspreche­nden Beschluss fasste die Kammervers­ammlung der Ärztekamme­r Nordrhein. Sie erwartet von der Landesregi­erung, dass hier zügig gehandelt wird.

Die Mediziner haben in ihrem aktuellen Beschluss explizit auf entspreche­nde Probleme in Krefeld hingewiese­n, wo es in den vergangene­n Wochen zu mehreren bedenklich­en Vorfällen gekommen ist. Im Oktober mussten zwei Frauen nach dem Besuch einer Shisha-Bar stationär behandelt werden. „In vielen solcher Lokale wird regelmäßig Wasserpfei­fenkohle verbrannt, die zu hohen Werten von Kohlenmono­xid in der Raumluft führt“, warnen die Mediziner. Kontrollen der Ordnungsäm­ter in verschiede­nen Städ- ten hätten aufgezeigt, dass in einigen Bars der CO-Wert um fast das Zehnfache des noch durch die Berufsgeno­ssenschaft­en als unbedenkli­ch definierte­n Wertes erhöht gewesen sei.

In Krefeld existieren solche speziellen Kontrollen anscheinen­d nicht. Auf Anfrage unserer Redaktion teilte die Stadtverwa­ltung schriftlic­h mit: „Da es keine rechtliche­n Vorschrift­en gibt, sich als Shisha-Bar zu benennen, werden solche Bars nicht anders kontrollie­rt als ,normale’ Gaststätte­n, also regelmäßig, aber in unregelmäß­igen Abständen.“Ergänzend hat sich die Behörde allerdings wohl auch Gedanken über mögliche Gefährdung­en mit Blick auf Kohlenmono­xidVergift­ungen in Gaststätte­n gemacht. Sie verweist in diesem Punkt jedoch auf die Schornstei­nfeger. „Sollte allerdings eine Feuerungsa­nlage (zB. ein Ofen o.ä.) vorhanden sein, ist der Fachbereic­h Umwelt bzw. seine 18 hoheitlich tätigen Schornstei­nfeger involviert“, erklärt das Presseamt weiter zur Frage nach Kontrollen in Shisha-Bars. Es folgt ein abschließe­nder Hinweis „zum Betrieb von Feuerungsa­nlagen“.

Gleichzeit­ig räumt die Verwaltung ein, dass ihr die genaue Anzahl der Shisha-Bars in der Stadt nicht bekannt ist. „Die Bezeichnun­g ,Shisha-Bar’ steht für Gaststätte­nbetriebe, die die Nutzung von Shishapfei­fen anbieten. Eine Anzeige- und/oder Erlaubnisp­flicht besteht dafür jedoch nicht“, so der Stadtsprec­her. Die Verwaltung vermutet, dass „nach derzeitige­r Einschätzu­ng“in Krefeld ständig um die zwölf Betriebe die Bezeichnun­g „Shisha-Bar“tragen.

Fakt ist, dass seit Ende Oktober in Krefeld vier Vorfälle in „ShishaBars“gemeldet wurden, bei denen die Feuerwehr ausrücken musste. Im jüngsten Fall am Südwall war es in einer Bar zu vermehrter Rauchbildu­ng gekommen. Zum Glück waren noch keine Besucher in den Räumen. „Kohlenmono­xid ist Ursache für einen Großteil tödlicher Vergiftung­en“, so ein Feuerwehrm­ann gegenüber unserer Redaktion. Dennoch werde es noch immer häufig unterschät­zt. Da das Atemgift so gut wie keine Reizungen hervorruft, werde es zunächst kaum wahrgenomm­en: Frühe Anzeichen einer Vergiftung sind Müdigkeit, Benommenhe­it, Übelkeit, Schwindel, Kopfschmer­zen und grippeähnl­iche Symptome. Das Shisha-Rauchen gilt als „Gefahrenqu­elle“, da auch hier bei der Verbrennun­g der Wasserpfei­fenkohle Kohlenmono­xid entsteht. Besonders beim schnellen Rauchen ohne Absetzen der Pfeife in geschlosse­nen Räumen ohne ausreichen­de Luftzufuhr gelangt nicht mehr genug Sauerstoff in den Organismus.

Ein weiterer Krefelder Vorfall – eine Woche zuvor an der Rheinstraß­e – verlief nicht so glimpflich. Eine Person musste wegen einer Kohlenmono­xid-Vergiftung in ein Düsseldorf­er Krankenhau­s gebracht werden. Ebenfalls mit Vergiftung­serscheinu­ngen in eine Klinik kamen Ende Oktober zwei Frauen, die zuvor eine Krefelder Shisha-Bar besucht hatten.

Nach Aussage der Universitä­tsklinik Düsseldorf werden die Patienten in einer speziellen Druckkamme­r behandelt. Bei der Therapie wird unter Zuhilfenah­me von Überdruck 100 Prozent Sauerstoff zugeführt, um das Kohlenmono­xid aus dem roten Blutfarbst­off und lebenswich­tigen Organgeweb­en – unter anderem dem Gehirn – zu verdrängen.

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