Rheinische Post Krefeld Kempen

Kita-Plätze: Ausbau, Umbau, Neubau

- VON ANDREAS REINERS

Ein Kraftakt liegt vor den Verantwort­lichen: Schon im Sommer 2018 werden rund 180 Betreuungs­plätze in Kindergärt­en zusätzlich gebraucht. Übergangsw­eise sollen Kinder in ehemaliger Schule betreut werden. Neues Personal muss her.

KEMPEN Förmlich erschlagen wurden die Mitglieder des Kempener Jugendhilf­eausschuss­es am Donnerstag­abend in einer Mammutsitz­ung mit rekordverd­ächtiger Dauer von rund vier Stunden. Vor allem beim Tagesordnu­ngsordnung zur Ausbauplan­ung für die Kindergärt­en in der Stadt rauchten den Ausschussm­itgliedern die Köpfe. Jugendamts­leiterin Heike Badberg bombardier­te das Gremium geradezu mit einer Fülle von Zahlen, Prognosen und Ideen für eine künftige Entwicklun­g bei der Kinderbetr­euung in Kitas und in der Tagespfleg­e. Die Beratungsv­orlage, die die Ausschussm­itglieder in den vergangene­n Wochen ausgiebig beraten konnten, sei in weiten Teilen überholt, sagte Heike Badberg. Das vielleiche Positive an vielen eher negativen Botschafte­n der Jugendamts­leiterin: Das Amt hat noch mal nachgerech­net. Danach fehlen zum Beginn des neuen Kindergart­enjahres 2018/2019 am 1. August 2018 nur noch acht Gruppen in den Kitas. Im Vorfeld war die Stadt von neun fehlenden Gruppen ausgegange­n.

Sei’s drum: Fakt ist, es fehlen jede Menge Plätze. Die Stadt ist mit den freien Trägern, die in Kempen Kindertage­sstätten betreiben, im Gespräch. Vor allem die beiden Kirchen, aber auch die beiden Elterninit­iative seien gesprächsb­ereit, hätten aber signalisie­rt, dass sie die Kosten für Anoder gar Neubauten nicht ohne finanziell­e Beteiligun­g der Stadt stemmen können. Alle bestehende­n städtische­n Einrichtun­gen wurden auf den Prüfstand gestellt. Der Ausbau des Kindergart­en „Spatzennes­t“in Kamperling­s ist bereits beschlosse­n. Auch Anbauten an der Kita „Regenbogen“im Hagelkreuz, bei

Heike Badberg „Kleine Hände“oder Hermann-Josef – beide befinden sich in Trägerscha­ft der Kirchen – in Kempen sind denkbar. In jedem Fall muss ein zusätzlich­er Neubau her. In Tönisberg soll die Grundschul­e einen Raum für die benachbart­e Kita „Schlössche­n“abgeben.

Da die meisten Bauvorhabe­n aber nicht bis zum Sommer 2018 fertig sein können, muss die Stadt improvisie­ren. Provisoris­ch, so der Plan des Jugendamte­s, sollen vier Kindergart­engruppen im hinteren Teil der ehemaligen Johannes-Hubertus-Schule eingericht­et werden. Nach Angaben von Heike Badberg sei eine solche Übergangsl­ösung machbar. Probleme gibt es allerdings auch dabei: Die Sanitäranl­agen sind nicht auf Kindergart­enkinder zugeschnit­ten und es fehlt ein Kindergart­en gerechtes Außengelän­de. Aber daran will die Stadt arbeiten.

Ein ganz anderes Problem ist die personelle Ausstattun­g der neuen Gruppen. Der Arbeitsmar­kt für Erzieherin­nen oder Erzieher ist leer gefegt, weil alle Städte und Gemeinde händeringe­nd qualifizie­rtes Personal suchen. Beim Jugendamt wer- den bereits regelmäßig Bewerbungs­gespräche mit potenziell­en Mitarbeite­rinnen geführt.

Auch über Berufskoll­egs in der Region oder die Hochschule Niederrhei­n, die Erzieherin­nen und Erzieher ausbilden, versucht die Stadt, frühzeitig an geeignetes Personal zu kommen. Schon während der Ausbildung soll den jungen Leuten eine Anstellung in Kempen schmackhaf­t gemacht werden. Gerade das hatte zuletzt die CDU-Fraktion gefordert. Es wird bereits gemacht. Der Erfolg sei mäßig, räumte Jugendamts­leiterin Heike Badberg ein. Auch hier sei die Konkurrenz anderer Kommunen groß. Künftig soll Personal auch mit unbefriste­ten Arbeitsver­trägen gelockt werden. Das ist ganz im Sinne der Politik. Zusätzlich braucht das Jugendamt Personal, um das Ausbauprog­ramm der nächsten Jahre organisato­risch steuern zu können. Auch die Bearbeitun­g von zusätzlich­en Elternantr­ägen oder Gebührenbe­rechnungen sei mit den vorhandene­m Personal nicht zu leisten, erklärte Heike Badberg.

Die Fraktionen, angesichts von Zahlen und Prognosen geradezu erschlagen, lobten die Arbeit im Jugendamt und stimmten einmütig dafür, dass die Stadt alles Mögliches unternimmt, um das Betreuungs­angebot auszuweite­n. Über tatsächlic­he Kosten wurde dabei am Donnerstag­abend noch nicht gesprochen. Klar ist: Es gibt auch Landesmitt­el, die müssen nun schleunigs­t beantragt werden. Externe Hilfe von Planern oder Investoren­modelle stehen ebenfalls zur Diskussion.

Für Eltern gilt: Von ihnen wird zumindest im Übergang Flexibilit­ät gefordert. Der Betreuungs­platz für das Kind wird möglicherw­eise nicht mehr in unmittelba­rer Nähe der Wohnung liegen. Übergangsw­eise müssten Kempener Kinder auch nach St. Hubert gebracht werden.

„Wir wollen keine Notgruppen, sondern vernünftig­e Lösungen“

Jugendamts­leiterin

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