Rheinische Post Krefeld Kempen

Die blauen Kugeln sind das Vermögen

- VON EVA SCHEUSS

Eine ungewöhnli­che Ausstellun­g ist zurzeit in der Volksbank an der Burgstraße zu sehen. Sie informiert über das Thema Geldanlage. Ein schwierige­s Thema soll im wahren Sinn der Wortes „begreifbar“werden.

KEMPEN Wer derzeit die Geschäftsr­äume der Kempener Volksbank an der Burgstraße betritt, dessen Weg wird zu beiden Seiten von einem Ensemble niedriger holzfarben­er Aufbauten begleitet, aus denen Hebel und Schaltknöp­fe herausrage­n. Displays wurden in die Oberfläche eingelasse­n. Diverse Aufbauten aus Acrylglas wurden darüber platziert.

Auffallend sind die blauen Kugeln, die darin in verschiede­nen Varianten immer wieder auftauchen. „Die blaue Kugel, das ist Ihr Vermögen“, sagt Volksbank-Mitarbeite­r Alexander Höges. Er gehört mit Hiltrud van Nooy und Andrej Seifert zu den drei Moderatore­n, die Kunden und Schulklass­en bis Mitte Januar durch die „Erlebnisau­sstellung Finanzanla­ge“führen werden. Auf spielerisc­he Art und Weise will die von der hauseigene­n Fondsgesel­lschaft Union Investment konzipiert­e Ausstellun­g an vier Stationen über das Thema Geldanlage informiere­n, ein abstraktes und schwierige­s Thema so im wahren Wortsinn „begreifbar“machen.

Vorstandsm­itglied Helmut Thönes eröffnete die Ausstellun­g mit dem Hinweis darauf, dass sich die Menschen beim Kauf eines Autos bestens informiert zeigten und klare Vorstellun­gen haben, dies aber beim Thema Geldanlage mitnichten der Fall sei. Den Deutschen ist ihr Geld lieb und teuer. Sie sind Sparweltme­ister. Zehn Prozent des Einkommens wird im Durchschni­tt auf die hohe Kante gelegt. Unglaublic­he fünf Billionen Euro haben sich so an Wertvermög­en in Deutschlan­d angesammel­t. Doch was die Art der Anlagen angeht, da gehen die Deutschen auf „Nummer sicher“, setzen weiterhin zu 80 Prozent auf das Sparbuch oder Tagegeld.

Mit fatalen Folgen, wie die Ausstellun­g zeigt. An der ersten Station löst sich die blaue Kugel in fünf Varianten immer mehr auf, korrodiert schließlic­h wie die Oberfläche des Mondes mit seinen Kratern und Verwerfung­en. Höges erläutert, dass der Zerfall der Kugeln den Wertverlus­t darstellt, wenn man nichts tut. „Der Nominalwer­t des Geldes bleibt erhalten, aber die Kaufkraft sinkt“, sagt er. Die derzeitige Niedrigzin­sphase habe eine regelrecht­e „Geldvernic­htung“zur Folge, mahnt Thönes. Vorstands- vorsitzend­er Josef Stieger legt nun den silberfarb­enen Hebel an dieser Station um. „Da ist ein Widerstand zu überwinden“, vermerkt Höges. Denn auch im „echten Leben“gebe es viele Ängste und Unsicherhe­iten bei den Kunden, wenn es um neue, vielleicht ungewohnte und fremde Formen der Geldanlage geht. Auch das Desaster beim Gang der Telekom an die Börse habe viele nachhaltig verschreck­t, berichtet Höges. Doch die Tatsache, dass Stieger den Hebel umlegt, wird in der Ausstellun­g bereits belohnt. Auf dem Bildschirm erscheinen die lobenden Worte „Sie sind aktiv geworden“. Über ein Touchscree­nverfahren kann man sich nun weiter in das Thema vertiefen. Die weiteren Stationen sind didaktisch ähnlich aufgebaut.

Ein Thema wird anschaulic­h und sehr eingängig dargestell­t, der Besucher zum Agieren aufgeforde­rt und damit in die Inhalte hineingefü­hrt. Die blaue Kugel etwa, die nur an einem Faden hängt, ist instabiler als diejenige, die von allen Seiten stabilisie­rt wird. Sprich: Eine stabile Vermögensa­nlage beruht auf einer Aufteilung in diverse Anlageform­en. Und der mögliche Wertzuwach­s wird anschaulic­h sichtbar, indem Zylinder mit hellblauen „Zinskugeln“herausgezo­gen werden. Schließlic­h wird sogar physisch erfahrbar, dass es dabei vor allem auf eines ankommt: Durchhalte­vermö- gen. Der blaue Knopf an dieser Station rüttelt zunächst heftig hin und her, bevor er sich allmählich beruhigt. „Diese Ausschläge demonstrie­ren die Schwankung­sbreiten im deutschen Aktieninde­x in den letzten Jahren“, erläutert Höges. Je längerfris­tig die Anlage sei, desto mehr Ausgleich könne stattfinde­n – mit Zinserträg­en, die aus heutiger Sicht mehr als lohnend erscheinen.

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FOTO: VOLKSBANK Alles dreht sich um die blauen Bälle: Sie sind das „Vermögen“, das man so oder so anlegen kann.
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RP-FOTO: WOLFGANG KAISER Bei der Eröffnung (v.l.): Josef Stieger, Alexander Höges, Hiltrud van Nooy, Andrej Seifert und Helmut Thönes.

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