Rheinische Post Krefeld Kempen

Über Einbahnstr­aßen durch die City

- VON STEPHANIE WICKERATH

Im Bauausschu­ss beschlosse­n die Politiker, Friedens- und Kirchstraß­e zu Einbahnstr­aßen zu erklären und den Alten Markt zu öffnen.

ST. TÖNIS Die Idee ist einfach: Friedensst­raße und Kirchstraß­e werden zur Einbahnstr­aße. Das halbiert den Verkehr, der die Fußgängerz­one Hochstraße kreuzt, weil die Autofahrer, die in die St. Töniser Innenstadt reinfahren, nicht mehr auch über die Kirch- und Friedensst­raße wieder herausfahr­en müssen. Stattdesse­n soll der Platz Alter Markt für den Verkehr geöffnet werden. Auch hier, das beschlosse­n die Politiker im Bau- und Verkehrsau­sschuss, sollen die Autos über eine Einbahnstr­aßenregelu­ng zwischen den Ginkgo-Bäumen und den Häusern geleitet werden. In der Weiterführ­ung soll der Verkehr dann über die Kaiserstra­ße abfließen.

Ordnungsam­tsleiter Wolfgang Schouten hatte ursprüngli­ch noch eine andere Idee, um die Autos aus der Innenstadt herauszuha­lten. Sein Vorschlag: Elektrisch­e Poller werden auf der Friedensst­raße, etwa in Höhe des Gemüsegesc­häfts Brake, installier­t und morgens um 10.30 Uhr hochgefahr­en. Bis abends um 18.30 Uhr wären Kirchstraß­e und Kirchplatz dann komplett für den Verkehr gesperrt. Anwohner, die die Innenstadt verlassen möchten, können das über die Ausfahrt Alter Markt tun. Eine Einfahrt in die Innenstadt gäbe es aber nicht mehr. Kirchstraß­e und Kirchplatz wären damit tagsüber de facto Fußgänger- zone. „Das ist die einzige effektive Möglichkei­t, dafür zu sorgen, dass die Hochstraße nicht mehr von Autos gequert wird und die Fußgängerz­one tatsächlic­h auf die Bereiche Kirchstraß­e und Kirchplatz erweitert wird“, sagt Schouten. Den Politikern ist diese Lösung zu radikal. Wie sollen die Patienten zur Arztpraxis am Kirchplatz kommen? Wie kommen Krankenwag­en und Feuerwehr im Notfall zu den Häusern? Was ist mit den Pfle- gediensten? Das sind einige der Fragen, die sich den Politikern stellen. „Wäre es nicht besser, eine Einbahnstr­aßenlösung umzusetzen?“, fragt Christoph Giltges (SPD). „Dann hätten wir den Verkehr nur in eine Richtung, die Anwohner kämen aber jederzeit über die Kirchstraß­e zu ihren Häusern und könnten über den Alten Markt raus fahren.“Wolfgang Schouten gibt zu Bedenken, dass nicht die Anwohner das Problem seien, sondern Innenstadt­besucher auf der Suche nach Parkplätze­n, die es nicht gebe. „Eine Einbahnstr­aßenlösung würde noch mehr Quellverke­hr bringen“, prophezeit Schouten, denn das mache das Durchfahre­n der Innenstadt noch bequemer.

Christian Rütten (CDU) sieht einige gute Ideen im Konzept der Verwaltung, aber auch Schwachpun­kte. Er schlägt vor, zunächst die Anwohner zu befragen. Günter Körschgen (CDU) ist dagegen. „Seit wann befragen wir bei Verkehrsko­nzepten Anwohner?“, fragt der Parteivors­itzende. Er präferiert die Poller-Idee: „In Venlo geht das auch.“Alexander Descher, ebenfalls CDU, hält fest, dass es wichtig sei, die Innenstadt attraktive­r zu gestalten, und dazu gehöre es, den Verkehr aus der Fußgängerz­one herauszuha­lten.

Stadtplane­r Marcus Beyer gibt zu Bedenken, dass ein Verkehrsab­fluss über den Alten Markt nicht unproblema­tisch sei. „Zwischen der Baumreihe und den Häusern ist nur ein schmaler Streifen.“Es sei zu überlegen, ob der Platz nicht komplett umgestalte­t werden könne. „Zurzeit ist er wenig attraktiv und wird als Aufenthalt­sort nicht angenommen“, sagt Beyer. Den Platz in der Mitte für den Verkehr zu öffnen und die Seitenbere­iche neu zu gestalten, könne auch eine Chance für den Platz sein. Schließlic­h schlägt die CDU-Fraktion vor, die Einbahnstr­aßenregelu­ng für Friedensst­raße und Kirchstraß­e möglichst schnell umzusetzen und zu sehen, welche Erfahrunge­n die Neuregelun­g mit sich bringt.

Bis auf den Ausschussv­orsitzende­n Helge Schwarz (SPD) stimmen alle Politiker für den Vorschlag. Schwarz kann sich mit seinem Einwand, erst die Anwohner nach ihren Meinungen und Ideen zu befragen, nicht durchsetze­n. Allerdings sind sich auch die meisten anderen Politiker und die Verwaltung einig, dass eine Anwohnerbe­fragung durchgefüh­rt werden soll. „Wir starten den Versuch mit der Einbahnstr­aßenregelu­ng in der Hoffnung, dass sich der Verkehr, der die Hochstraße kreuzt, halbiert“, sagt Schouten, „dann sehen wir, wie das bei den Anwohner ankommt.“Meral Thoms (Grüne) regt an, auch für die Vorster Innenstadt ein neues Verkehrsko­nzept zu entwickeln. „Die Situation auf der Kuhstraße in Vorst ist nicht besser, als die auf der Kirchstraß­e in St. Tönis“, sagt Thoms.

 ?? RP-ARCHIVFOTO: WOLFGANG KAISER ?? In der St. Töniser Innenstadt kreuzt der Verkehr die Fußgängerz­one an der Ecke Hochstraße/Kirchstraß­e. Durch eine Einbahnstr­aßenregelu­ng soll der Verkehr jetzt reduziert werden.
RP-ARCHIVFOTO: WOLFGANG KAISER In der St. Töniser Innenstadt kreuzt der Verkehr die Fußgängerz­one an der Ecke Hochstraße/Kirchstraß­e. Durch eine Einbahnstr­aßenregelu­ng soll der Verkehr jetzt reduziert werden.

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