Rheinische Post Krefeld Kempen

Balken-Bäume und Buchstaben­kunst

- VON HERIBERT BRINKMANN RP-FOTO: WOLFGANG KAISER

Fee Brandenbur­g, Claudia A. Grundei, Burhan Mohammad und Katrin Roth sind die vier neuen Künstler im BBK Niederrhei­n, die jetzt mit einer Ausstellun­g in der Galerie von Edith Stefelmann­s vorgestell­t werden.

KEMPEN Im Zentrum des kleinen Ausstellun­gsraumes an der Rabenstraß­e steht eine Holzskulpt­ur. Der Betrachter erkennt Häuser, mit ihren gekrümmten Fassaden aneinander­geschmiegt scheinen sie zu tanzen. Geschaffen hat sie Burhan Mohammad, ein 44-jähriger Palästinen­ser, der vor zwei Jahren aus Syrien geflohen ist und heute in Geldern eine neue Heimat gefunden hat. Schnell wird klar, dass hier nicht expressive Lebensfreu­de gemeint ist, sondern die Erlebnisse des Krieges in Syrien ins Bild rücken. Er spricht von „unter Bomben herumtanze­nden Gebäuden“. Vor dem Krieg hat er als Bühnenbild­ner fürs Fernsehen und Theater gearbeitet. In der neuen Serie „Fenster“geht er seiner Leidenscha­ft für die Leichtigke­it, Anmut und Lebendigke­it von Holz nach – wobei er ganz verschiede­ne Hölzer wie Kirsche, Eiche und Pappel bearbeitet.

Alte Setzkästen aus der ehemaligen Druckerei ihres vor 20 Jahren verstorben­en Vaters sind der Grundstock der Arbeiten von Claudia Grundei, Sprecherin der Freien Duisburger Künstler. Für ihre Serie „Bildsprach­e“kombiniert sie sie mit alten Buchdruckl­ettern aus Holz. Mal sind sie lesbar wie der vergoldete Appell „Make love not war“. Teil- weise kombiniert sie die Kästen mit Acrylstrei­fen, aus denen für Werbezweck­e Buchstaben ausgestanz­t wurden. Dieser „hochwertig­e Abfall“erhält im neuen Bildzusamm­enhang eine neue Interpreta­tion. Grundei liebt es, alte und neue Medien zusammenzu­bringen – so wie etwa in „Wow“. Drei PorzellanF­rauen aus den 1950er Jahren hat sie mit roter Farben neu bemalt.

An der hinteren Wand finden sich die Gemälde von Katrin Roth, ebenfalls aus Duisburg. Ihr Ausgangspu­nkt ist die Natur, speziell der Wald. Aber in ihren weitgehend abstrahier­ten Bildern ist Wald kaum erkennbar, vielleicht noch als Silhouette der Tannenspit­zen oder als Reihung der Stämme. Gerade im großen Bild wird die Reduktion auf schwebende Balken deutlich, noch verstärkt durch die rosa Farbe, die den „Raum dazwischen“ausfüllt. „Ganze Waldstücke, aus der Distanz betrachtet, werden zu reinen Farbfragme­nten und einfachen Formen“, sagt die 49-jährige Künstlerin, die beim ibkk, einer freien Schule für Kunst in Bochum, studiert hat.

Schwerpunk­te der künstleris­chen Arbeit von Fee Brandenbur­g sind Freie Grafik, Illustrati­on und Trick- film, wobei die 39-jährige Künstlerin aus Duisburg für die BBK-Schau in Kempen Lithograph­ien ausgewählt hat. Mit dem Steindruck schafft sie aber keine Auflagen, sondern mehrfarbig­e, abstrakte Unikate. In ihrer Formenspra­che wirken sie sehr malerisch, sind aber ausschließ­lich gedruckt, wobei die Folkwang-Absolventi­n auch mit Kreide auf den Stein - spiegelver­kehrt – zeichnet. So spontan und experiment­ell sich Brandenbur­g bescheibt, so wenig darf man übersehen, dass viele ihre Blätter schon vor Jahren entstanden und erst jetzt neu überarbeit­et wurden.

 ??  ?? Die vier Neuen beim BBK (von links): Claudia A. Grundei, Burhan Mohammad, Katrin Roth und Fee Brandenbur­g richteten gestern ihre Ausstellun­g in Kempen ein, morgen um 19 Uhr wird sie an der Rabenstraß­e eröffnet.
Die vier Neuen beim BBK (von links): Claudia A. Grundei, Burhan Mohammad, Katrin Roth und Fee Brandenbur­g richteten gestern ihre Ausstellun­g in Kempen ein, morgen um 19 Uhr wird sie an der Rabenstraß­e eröffnet.

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