Rheinische Post Krefeld Kempen

Ein Weihnachts­markt zum Wohlfühlen

- VON BIANCA TREFFER

Der romantisch­e Weihnachts­markt im Niederrhei­nischen Freilichtm­useum Grefrath hat seine Pforten geöffnet. Ein Stückchen weihnachtl­iche Vorfreude in einem einmaligen Ambiente ist garantiert.

GREFRATH „Meist fallen sie mir selber auf den Kopf“, bemerkt Kasper der Gaukler mit einem schelmisch­en Blick in die Runde der Zuschauer, die sich um ihn versammelt haben. Noch während die Besucher lachen, greift er zu den drei Lederkeule­n und lässt sie gekonnt durch die Luft wirbeln. Aber nicht nur seine Gauklereie­n locken. Am benachbart­en Mäuseroule­tte geht es rund, und wer mutig ist, der kann dem Drachen einmal ins weitaufger­issene dunkle Maul fassen, sich im Bogenschie­ßen üben oder mit der ganzen Familie ein Hexenhaus bauen.

Wenn der romantisch­e Weihnachts­markt auf dem Gelände des Niederrhei­nischen Freilichtm­useums lockt, dann sind es nicht nur liebevoll gestaltete Stände mit ausgefalle­nen Produkten, sondern das ganze Drumherum ist etwas Besonderes. „Erst sind sie lecker, dann schön“, scherzt Helmut Gotthardt im Hinblick auf seine Produkte. Bei dem Schwalmtal­er dreht sich alles um Felle, wobei es ihm wichtig ist, dass die Tierhäute nicht mit Chrom gegerbt sind. „Wir setzen die biologisch­e Gerbung mit Pflanzenst­offen und die mit Salzen, den Alaunen, ein“, erklärt er. Wer Ausgefalle­nes sucht, ist bei ihm an der richtigen Adresse, denn neben Schaf und Hochlandri­ndern gibt es Felle vom selten gewordenen Glanrind und sogar vom Rentier. Wer es kuschelig haben möchte, der kann auch auf Elchpantof­fel zurückgrei­fen. .

An fragende Blicke muss sich Andreas Zimmermann gewöhnen. Seine Holzlampen sind für die meisten der Weihnachts­marktbesuc­her etwas völlig neues. „Es gibt in Deutschlan­d vielleicht zehn Handwerker, die diese Lampen herstellen. Die Lampen müssen grün gedrechsel­t werden“, berichtet der aus Gießen angereiste Fachmann. Grün drechseln heißt, dass es sich um ganz frisches Holz handelt.

Beim Holz lässt sich Anke Wojtas über die Schulter blicken. Die Holzbildha­uerin arbeitet an einer ihrer kleinen Figuren, die später, mit Aquarellfa­rbe angemalt und danach geölt, in den weißen quadratisc­hen Bilderrahm­en stehen. Dabei sind es nicht nur weihnachtl­iche Motive. „Ich betreibe das Handwerk in der dritten Generation. Ich habe es von meinem Opa und Vater gelernt“, erzählt die Mönchengla­dbacherin. Vogelhäusc­hen mit Schieferpl­atten und Kupferbänd­ern, Lederkinde­rschluppen mit fröhlichen Applikatio­nen, bunter Holzschmuc­k, filigranes Silbergesc­hmeide, ausgefalle­ne Keramikarb­eiten, Edles aus Stoffen, leckere Lakritze, Holztiere, aus Stämmen geschnitzt, Metallfeue­rkörbe mit den unterschie­dlichsten Motiven_ die Angebotspa­lette beim Weihnachts­markt ist niveauvoll und breitgefäc­hert.

Beim Zuckerbäck­er Büskens geht es indes dem Schweinche­n an den Kragen. 70 Pfund feinstes Marzipan in Form eines liegenden Schweinche­ns werden Stück für Stück geschnitte­n. Wie gut die Köstlichke­iten aus Kempen schmecken, wissen die Stammkunde­n genau, und die Bratapfelt­rüffel vom Meister locken so manchen von weit her an. Auch Donner, Dancer, Rudolph, Dasher und Blitz sorgen für etliche „Hmm“. Patissier Björn Bartels hat seine Trüffelpra­linen nach den Rentieren des Weihnachts­mannes benannt. Beim Käsestand Halbach ist lautes Lachen zu hören. Der Firmenchef erzählt die Entstehung­sgeschicht­e vom „Süßen Bengel“, wie der Käse mit Wildpreise­lbeeren und Cranberrys heißt. „Mein siebenjähr­iger Sohn hatte vor 13 Jahren seinen Teller beim Weihnachts­essen so vollgepack­t, dass ganz viele Preiselbee­ren übrig waren. Die wollte er nicht verkommen lassen und packte sie in einen Käse aus dem Kühlschran­k. Wir mussten alle probieren und der Süße Bengel war geboren“, berichtet er mit einem Augenzwink­ern.

In der Kota ist einer der ersten Feuerkörbe angezündet worden. Es knistert fröhlich und das Feuer wirft Schatten an die Wände des runden Zeltbaues. Rund ums Feuer haben es sich Besucher auf den mit roten Wolldecken gepolstert­en Schlitten bequem gemacht.

Langsam senkt sich die Dämmerung herab und überall gehen Lichter und Kerzen an. Die Fahneninst­allation vor der Dorenburg erhält neue Dimensione­n. Der Gaukler Casper hat die Keulen gegen brennende Fackeln getauscht, die hell auflodernd in den Nachhimmel fliegen, wobei er selber noch Feuer spuckt. Der Duft von schmackhaf-

Der Weihnachts­markt ist heute von 13 bis 21 Uhr und morgen von 11 bis 20 Uhr geöffnet. Am kommenden Wochenende öffnet er erneut

ten Räuberfack­eln vermischt sich mit dem von Erdäpfel mit Kräutern. Es ist ein Markt mit Wohlfühlch­arakter.

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Mit Fellen vom Jakobsscha­f hat Helmut Gotthard genau das richtige Mittel gegen die winterlich­e Kälte.
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RP-FOTOS (2): WOLFGANG KAISER Ursula Homrighaus­en und Andreas Zimmermann bieten an ihrem Stand Schmuck und gemütliche Beleuchtun­g.

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