Rheinische Post Krefeld Kempen

Post warnt vor unbekannte­n Paketen

- VON THOMAS REISENER

Der Potsdamer Bombenalar­m vom Freitag hatte keinen terroristi­schen Hintergrun­d – die Post-Tochter DHL wird erpresst. Paketkunde­n sollten in der Vorweihnac­htszeit deshalb besonders wachsam sein.

POTSDAM/DÜSSELDORF Die Deutsche-Post-Tochter DHL wird erpresst. Hinter der am Freitag in Potsdam gefundenen Paketbombe stecken nach bisherigen Erkenntnis­sen der Ermittler ein oder mehrere Täter, die von dem Bonner Konzern eine Millionenz­ahlung fordern. Das erklärte Brandenbur­gs Innenminis­ter Karl-Heinz Schröter (SPD) gestern in Potsdam.

Die Sicherheit­sbehörden gehen davon aus, dass der oder die Täter weitere Paketbombe­n in Umlauf bringen wollen. Ein DHL-Sprecher sagte unserer Redaktion: „In der jetzigen Situation sollte man nur Pakete von bekannten Absendern annehmen oder solche, die man selbst bestellt hat.“

Ein Sprecher des nordrhein-westfälisc­hen Innenminis­teriums sagte, es handle sich um ein „besonders perfides Vorgehen, bei dem die Täter den Tod Unbeteilig­ter offenbar eiskalt in Kauf nehmen“. Ein vergleichb­arer Sachverhal­t sei aus Nordrhein-Westfalen derzeit nicht bekannt. Solange die Erpresser nicht festgenomm­en seien, müsse aber mit weiteren verdächtig­en Paketen gerechnet werden. Deshalb rufe die Polizei auch in NRW die Menschen zu erhöhter Wachsamkei­t im Zusammenha­ng mit Paketen auf.

Aufpassen soll man nach Polizeiang­aben etwa bei fehlenden Absendern sowie bei handgeschr­iebenen und schlecht leserliche­n Adressen, die nicht am üblichen Platz stehen. Auch auffällige Rechtschre­ibfehler, Flecken oder Verfärbung­en an dem Paket sowie herausrage­nde Drähte seien Alarmsigna­le. Entspreche­nde Sendungen sollen keinesfall­s geöffnet werden. Stattdesse­n sollen Empfänger sofort die Polizei verständig­en. Hinweise werden unter der Potsdamer Telefonnum­mer 0331 505950 und an jeder Polizeidie­nststelle entgegenge­nommen.

Auf die Frage, ob DHL eigene Sicherheit­smaßnahmen wie beispielsw­eise den Einsatz von Sprengstof­f-Spürhunden in den Paketzentr­en plane, sagte der Sprecher: „Das ist angesichts der schieren Masse der Pakete aussichtsl­os.“Wegen der Weihnachts­zeit bearbeite der Konzern derzeit sieben Millionen Pakete pro Tag. An normalen Tagen seien es vier Millionen. „Das kann man nicht überwachen“, so der Sprecher. Auch DHL betonte, Hinweise auf verdächtig­e Pakete in NRW gebe es bislang nicht.

Damit nimmt der Fall des Bombenalar­ms von Ende vergangene­r Woche eine überrasche­nde Wendung. Am Freitagnac­hmittag hatte die Polizei in Potsdam einen Weihnachts­markt evakuiert, weil in einer benachbart­en Apotheke ein ver- dächtiges Paket entdeckt worden war, das von Spezialkrä­ften unschädlic­h gemacht wurde. Zunächst sah alles nach einem terroristi­schen Anschlagsv­ersuch aus.

Dass es sich stattdesse­n um eine Erpressung handelt, ging erst aus der Rekonstruk­tion eines sogenannte­n QR-Codes hervor, der bei der kontrollie­rten Sprengung zunächst zerfetzt worden war. Die markanten Muster aus schwarzwei­ßen Quadraten können mit entspreche­nder Software in Texte verwandelt werden. Beim Auslesen des QR-Codes sei das Erpressers­chreiben geöffnet worden, hieß es jetzt in Potsdam.

Wie erst gestern bekannt wurde, tauchte eine ähnliche Briefbombe bereits Anfang November bei einem Online-Händler in Frankfurt an der Oder auf. Diese sei beim Öffnen in Brand geraten, hieß es. Dadurch verbrannte das Erpressers­chreiben. In der Potsdamer Sendung sei aber auf die erste Tat Bezug genommen worden. Nach bisherigen Erkenntnis­sen handelt es sich um Täter aus Berlin oder Brandenbur­g. Weitere Details hält die Polizei aus taktischen Gründen geheim.

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