Rheinische Post Krefeld Kempen

Furcht vor Krawall-Touristen in Hambach

- VON THOMAS REISENER

Im Streit um die Rodung des Hambacher Forsts ist die Polizei auch zum „robusten Einsatz“bereit.

DÜREN Das NRW-Innenminis­terium befürchtet eine Eskalation der Konflikte im Hambacher Forst. „Im Hambacher Forst werden unter dem Deckmantel des Umweltschu­tzes Straftaten begangen“, sagte Innenminis­ter Herbert Reul (CDU) unserer Redaktion. „Meinungsfr­eiheit und das Demonstrat­ionsrecht sind hohe Güter, aber was wir im Hambacher Forst stellenwei­se beobachten, ist davon nicht mehr gedeckt.“Der NRW-Innenminis­ter spricht eine offene Warnung an die Demonstran­ten aus: „Die Polizisten tun ihre Pflicht und werden wenn nötig auch robust einschreit­en.“

Nach den jüngsten Übergriffe­n auf einen Polizisten im Hambacher Forst heißt es im Umfeld des Innenminis­teriums, die Polizei sei auch auf eine Räumung der BaumhausSi­edlungen unter Einsatz von schwerem Gerät vorbereite­t. Zustände, die an die G20-Krawalle unlängst in Hamburg erinnern, werde die neue Landesregi­erung unter keinen Umständen dulden.

Was den Sicherheit­sbehörden in NRW Sorge bereitet, fasst ein mit den Einsätzen befasster Polizist so zusammen: „Demonstran­ten gibt es dort schon seit Jahren. Aber die, die da jetzt die Szene prägen, sind ganz andere als noch vor einem halben Jahr.“Offenbar muss die Polizei sich auf Krawall-Touristen einstellen, die den Konflikt im Hambacher Forst als Braunkohle-Shodown nach dem Vorbild der Anti-Atomkraft-Proteste in den 1980-er Jahren inszeniere­n könnten. Sprecher der Aktivisten rufen öffentlich allerdings stets zu gewaltfrei­en Protesten auf.

Der RWE-Konzern will den Hambacher Forst roden, um dort Braunkohle abzubauen. Die Protestier­er haben in dem uralten Wald zahlreiche Siedlungen mit teilweise drei Stockwerke hohen Baumhäuser­n errichtet, in denen bis zu zwanzig Menschen schlafen können. Als der Konzern am vergangene­n Montag mit den Rodungsarb­eiten begann, kam es zu heftigen Auseinande­rsetzungen zwischen Aktivisten und der Polizei. Beamte und RWE-Mitarbeite­r sollen mit Steinen beworfen worden sein. Gut hundert Klimaaktiv­isten versuchten immer wieder, in das Gebiet zu gelangen.

Am Mittwoch wurde nach Angaben eines Polizeispr­echers ein Zivilpoliz­ist von einem Vermummten mit Suppe bespuckt und geschlagen. Andere Demonstran­ten distan- zierten sich von dem Angriff. Zuletzt entspannte sich die Lage, als das Oberverwal­tungsgeric­ht (OVG) Münster die Abholzunge­n vorläufig stoppte. Die Richter reagierten auf einen Antrag des Bundes für Umwelt und Naturschut­z (BUND), der die Abholzung für illegal hält. Der OVG-Beschluss ist aber nur vorläufige­r Natur. Die meisten Beobachter gehen davon aus, dass die Rodungen in Kürze fortgesetz­t werden – und damit auch die Auseinande­rsetzungen.

Nach Angaben der Polizeigew­erkschaft GdP wurden Polizeibea­mte vor wenigen Tagen in einem Dürener Gerichtssa­al von Braunkohle­Gegnern als „Lügenzeuge­n“und „Schweine“beleidigt. Das Gericht habe gegen eine Braunkohle­gegnerin verhandelt, die im Hambacher Forst zwei Polizisten angegriffe­n und verletzt haben soll. Sympathisa­nten der Angeklagte­n sollen das Gerichtsge­bäude gezielt verdreckt haben. „Die Vorfälle in Düren sind ein massiver Angriff auf den Rechtsstaa­t“, kritisiert­e GdP-Landeschef Arnold Plickert.

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FOTO: DPA Gefällte Bäume im Hambacher Forst geben den Blick auf Bagger frei.

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