Rheinische Post Krefeld Kempen

100 Milliarden Euro für die Rente

- VON EVA QUADBECK

2021 wird der Bund erstmals einen zwölfstell­igen Betrag als Zuschuss an die Rentenvers­icherung leisten.

BERLIN Der Bund muss immer höhere Zuschüsse an die Rentenvers­icherung leisten, um für die rund 20 Millionen Rentner in Deutschlan­d die Zahlungen der Altersbezü­ge sicherzust­ellen. Die Zuschüsse und weitere Mittel des Bundes für die Rentenvers­icherung werden 2021 erstmals die Marke von 100 Milliarden Euro überschrei­ten. Der Betrag wird dann bei 103,3 Milliarden Euro liegen. Dies geht aus dem Finanzberi­cht des Bundes 2018 hervor. Die notwendige­n Zuschüsse des Bundes für die Rentenzahl­ungen wachsen bis 2021 von 91,1 Milliarden Euro in diesem Jahr um gut zwölf Milliarden Euro. Das entspricht einer Steigerung um rund 13 Prozent in vier Jahren.

Die Bundesmitt­el für die Rente setzen sich unter anderem aus allgemeine­n Zuschüssen, aus Beiträgen für Kindererzi­ehungszeit­en und aus Erstattung­en für Zusatzvers­orgungssys­teme zusammen. Allein die Beiträge für Kindererzi­ehungszeit­en für die sogenannte Mütterrent­e erhöhen sich demnach in den kommenden vier Jahren von derzeit 13,2 auf 15,2 Milliarden Euro. „Die Leistungen an die gesetzlich­e Rentenvers­icherung sind seit Jahren die größte Ausgabenpo­sition im Bundeshaus­halt“, heißt es im Finanzberi­cht der Bundesregi­erung.

Die Deutsche Rentenvers­icherung verweist darauf, dass die Zuschüsse des Bundes keine Subvention seien. Sie deckten die der Rentenvers­icherung übertragen­en gesamtgese­llschaftli­chen Aufgaben ab, betonte ein Sprecher. Die Finanzieru­ng dieser Aufgaben sollte vom Steuerzahl­er getragen werden. Zum anderen sei es Aufgabe des Bundes, „sich an den Herausford­erungen der Zukunft“, die sich aus dem demografis­chen Wandel ergäben, angemessen zu beteiligen.

Der Haushaltsp­olitiker der FDPFraktio­n im Bundestag, Otto Fricke, sieht durch die steigenden Zuschüsse den Handlungss­pielraum der Politik eingeengt: „Die dramatisch­e Steigerung des steuerlich­en Rentenzusc­husses erwürgt letztlich jede auf Nachhaltig­keit und Zukunft ausgericht­ete Haushaltsp­lanung.“

In die Vorausbere­chnungen des Bundesfina­nzminister­iums sind die zahlreiche­n Vorhaben von SPD und Union für mehr Rentenleis­tungen noch nicht eingerechn­et. Sollte es zu einer Neuauflage der großen Koalition kommen, ist mit weiteren Ausgabenst­eigerungen zu rechnen.

Die Sozialdemo­kraten wollen die Rente auf dem heutigen Niveau von 48 Prozent stabilisie­ren. Zugleich soll nach ihren Vorstellun­gen der Beitragssa­tz von Arbeitnehm­ern und Arbeitgebe­rn von aktuell 18,7 auf 22 Prozent steigen.

Der Union schwebt vor, erst einmal eine Rentenkomm­ission aus Politikern, Gewerkscha­ftern, Arbeitgebe­rn und Wissenscha­ftlern einzusetze­n, die fraktionsü­bergreifen­d den Rahmen für die Zeit nach 2030 vorgibt. Allerdings besteht die CSU auf einer weiteren Erhöhung der Mütterrent­e für Frauen, die ihre Kinder vor 1992 geboren haben. Diese Pläne allein kosten rund sieben Milliarden Euro pro Jahr.

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