Rheinische Post Krefeld Kempen

Seehofer lässt nicht locker

- VON KRISTINA DUNZ

Der 68-Jährige will CSU-Chef bleiben, aber nicht Ministerpr­äsident über 2018 hinaus.

BERLIN Es war einmal eine CSU-Landesgrup­pen-Winterklau­sur in Kreuth. Mit bemerkensw­erter Weitsicht. Vor fast zwei Jahren. Parteistra­tegen spielten zu nächtliche­r Stunde im Hotel „Zur Post“die Varianten für die Bundestags­wahl 2017 und die bayerische Landtagswa­hl 2018 durch. Wenngleich nicht in der Annahme, dass die Partei bei der Wahl im Bund für ihre Verhältnis­se historisch schlecht unter 40 Prozent stürzen würde. Aber in der Annahme, dass die CSU ihren Parteichef Horst Seehofer noch viel länger behalten werde als gemeinhin vermutet.

Damals dachten nämlich noch viele, Seehofer würde ernst machen mit seinem Vorhaben, im Herbst 2017 den Parteivors­itz abzugeben und ein Jahr später auch nicht mehr als bayerische­r Ministerpr­äsident anzutreten. Nicht so sein enges Umfeld. Ein Ausstieg aus dem Ausstieg wurde durchgespi­elt. Dabei hatte Seehofer gesagt, irgendwann sei einmal Schluss. Er müsse auch an seine Gesundheit denken, ließ der heute 68-Jährige seine Zuhörer wissen auf den etwas zugigen Fluren des verschneit­en Tagungsort­es der Landesgrup­pe, des einstigen Kurbades Wildbad Kreuth.

Seehofer hat seither wohl an vieles gedacht. Nicht aber an seine Gesundheit. Jedenfalls fand er die Idee mit dem Aufhören im Nachhinein ziemlich daneben und kämpfte sich erst einmal auf die Position zurück, beide Ämter behalten zu wollen. Das sorgte bei jenen für Unmut, die den Übergang selbst gestalten wollten, wie etwa sein größter innerparte­iliche Konkurrent und Landesfina­nzminister Markus Söder. Und als dem verkorkste­n Bundestags­wahlwahlka­mpf mit dem Dauer-Hickhack um die Flüchtling­spolitik der CDU-Vorsitzend­en und Bundeskanz­lerin Angela Merkel dann die Quittung der Wähler folgte, waren die Schleusen für Attacken aus den eigenen Reihen auf Seehofer geöffnet. Auf Kreisebene, aber auch in der Landtagsfr­aktion – der Hausmacht Söders – wurde er zum Rücktritt gedrängt. Doch Seehofer spielte auf Zeit. Ein für Mitte November geplanter Parteitag wurde um vier Wochen verschoben. Ebenso seine Entscheidu­ng über seine Zukunft. Seine Versicheru­ng, er klammere sich an keines seiner Ämter, wirkte auf viele nicht sehr überzeugen­d.

Im „Hotel zur Post“ging es damals darum, ob Seehofer 2017 wie- der als Bundesmini­ster die Geschicke der Regierung stärker mitprägen sollte. Interessan­terweise begann Seehofer später darauf hinzuweise­n, dass ein CSU-Chef in Berlin sein müsse. Nun will er laut Medienberi­chten heute in Sondersitz­ungen von Landtagsfr­aktion und Parteivors­tand in München ankündigen, beim Parteitag wieder als Vorsitzend­er zu kandidiere­n, aber nicht wieder als Spitzenkan­didat für die Landtagswa­hl anzutreten. Das solle den Parteifrie­den wieder herstellen.

Wer sein Nachfolger in Bayern wird, war noch offen: Söder? Oder Innenminis­ter Joachim Herrmann, dem schon eine Kampfkandi­datur gegen ihn zugetraut wurde? Spannend wird außerdem, welches Amt sich Seehofer in Berlin vorstellt: Arbeits- und Sozialmini­ster? Auf jeden Fall unter Merkels Führung. Eine Herausford­erung für beide. Freunde sind sie schon lange nicht mehr.

Wer wird Seehofers Nachfolger in Bayern: Landesfina­nzminister Söder oder Innenminis

ter Herrmann?

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