Rheinische Post Krefeld Kempen

Stimmungsl­age unentschie­den

- VON DORIAN AUDERSCH

Das 1:1 zwischen Bayer und BVB ist für beide Teams unbefriedi­gend. Für die Leverkusen­er, weil sie die bessere Mannschaft waren – und für Dortmund, weil es die Ergebniskr­ise nicht beendet. Trotzdem sind beide Trainer letztlich zufrieden.

LEVERKUSEN Die Schlüssels­zene aus der Partie zwischen Bayer 04 und dem BVB war ein Foulspiel – und zwar ein böses. Leverkusen­s Wendell traf Dortmunds Gonzalo Castro in vollem Tempo mit den Stollen voraus am Knöchel. Schiedsric­hter Robert Hartmann zückte zunächst die Gelbe Karte, schaute sich die Szene dann in der „Referee Review Area“noch einmal an, und entschied sich dann doch für einen Platzverwe­is. Auch für Castro war die Partie beendet. Die genaue Diagnose steht noch aus, vermutet wird eine schwere Verletzung an den Bändern.

„Es sieht nicht gut aus“, sagte BVBCoach Peter Bosz nach dem Schluss-

„Wir brauchen einen Sieg für die Wende – und auch in Madrid

ist das möglich“

Peter Bosz pfiff und fügte hinzu: „für beide.“Gemeint ist neben Castro auch Maximilian Philipp, der nach knapp zehn Minuten mit einer Knieverlet­zung ausgewechs­elt werden musste. Bei dem Ex-Freiburger ist ebenfalls eine längere Ausfallzei­t zu befürchten. Auf Leverkusen­er Seite zog sich Charles Aránguiz einen Muskelfase­rris in der linken Wade zu.

Der Rest des Spiels ist schnell erzählt: Leverkusen war bis zum Platzverwe­is kurz vor der Halbzeit klar die bessere Mannschaft, ging durch Kevin Volland in Führung (30.) und vergab gute Chancen auf das 2:0. Nach dem Seitenwech­sel war Dortmund in Überzahl zumindest optisch überlegen. Der Ausgleich durch Andriy Yarmolenko (73.) war dennoch bis dahin der einzige gelungene Spielzug des kriselnden BVB. Es spricht Bände, dass Torwart Roman Bürki insgesamt zu acht Paraden gezwungen war. An ihm hat die erneute Sieglosigk­eit diesmal nicht gelegen.

Drei Punkte aus den letzten sieben Ligaspiele­n – das ist zu wenig für die Schwarz-Gelben, bei denen Bosz seit Wochen im Kreuzfeuer der Kritik steht. Der Punkt in Leverkusen verschafft ihm etwas Luft, aber ein Ende des Negativlau­fs ist nicht in Sicht. Zur Wahrheit gehört, dass Bayer 3:0 zur Pause hätte führen können. Dortmunds Leistung in den ersten 45 Minuten glich einem sportliche­n Offenbarun­gseid: gehemmt, verunsiche­rt, ideenlos. Nach der Roten Karte wurde es etwas besser.

„Wir haben mehr als eine Halbzeit in Unterzahl gespielt und sind deswegen froh über den Punkt, aber er fühlt sich nicht gut an“, sagte Bayers Coach Heiko Herrlich. „Die Rote Karte geht in Ordnung, aber ich lege meine Hand für Wendell ins Feuer. Es sieht natürlich brutal aus, aber er wollte unbedingt den Ball treffen – und nicht den Spieler.“

Das Remis beendet vorerst Bayers Aufholjagd Richtung ChampionsL­eague-Plätze. Ein Sieg gegen Dortmund wäre in dem Zusammenha­ng ein sprichwört­licher „Big Point“gewesen. So muss sich Herrlich damit begnügen, dass sein Team in der Liga seit neun Spielen ungeschlag­en ist, wovon allerdings fünf Partien unentschie­den endeten. Das erklärt, warum er mit dem Ergebnis haderte. Leverkusen ist zwar in der Nähe der Tabellenre­gionen, die als Saisonziel vorschwebe­n, aber es reicht noch nicht, um sich im oberen Drittel fest- zubeißen. „Die Spieler sind nicht zufrieden“, sagte Herrlich, der gestern seinen 46. Geburtstag feierte. „Sie wissen, dass mehr drin war.“

Peter Bosz hat andere Sorgen – vor allem in der Offensive. Philipp, Castro und Mario Götze sind verletzt, Pierre-Emerick Aubameyang plagen Hüftproble­me. Die Frage, wer am Mittwoch gegen Real Madrid (20.45 Uhr) Tore für Dortmund schießen soll, beantworte­t der Niederländ­er mit Galgenhumo­r: „Das wird nicht Marco Reus sein, der ist auch verletzt.“Dann wechselt er schnell zu Zweckoptim­ismus. „Wir brauchen einen Sieg für die Wende – und auch in Madrid ist das möglich.“

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FOTO: DPA Eindeutige­s Minenspiel: Dortmunds Trainer Peter Bosz (l.) konnte mit dem Remis in Leverkusen offensicht­lich besser leben, als sein Gegenüber Heiko Herrlich. Letzterer sagte nach der Partie, dass sich der gewonnene Punkt „nicht gut“anfühle – obwohl...

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