Rheinische Post Krefeld Kempen

Fortuna Düsseldorf­s gefühlte Trendwende

- VON BERND JOLITZ

Der Fußball-Zweitligis­t zeigt bei Spitzenrei­ter Holstein Kiel große Willensstä­rke und erkämpft sich ein verdientes 2:2.

KIEL Allzu häufig erweist sich der Begriff „Spitzenspi­el“als Mogelpacku­ng. Öffnet man sie voller Spannung und Vorfreude, stecken am Ende doch nur taktisches Ballgeschi­ebe und quälende Langeweile darin. Fortuna Düsseldorf­s Besuch bei Holstein Kiel, das Gipfeltref­fen des Zweitliga-Tabellenfü­hrers mit seinem direkten Verfolger, hatte das Etikett „Spitzenspi­el“jedoch verdient. 2:2 trennten sich die Kontrahent­en nach 90 mitreißend­en Minuten, in denen so ziemlich alles steckte, was einen gelungenen Zweitliga-Nachmittag ausmacht: Tempo, Willenskra­ft, Torszenen und jede Menge Emotionen.

Für Fortuna bedeutete die Partie so etwas wie eine gefühlte Trendwende. Zwar ist die Mannschaft von Trainer Friedhelm Funkel nun bereits seit fünf Ligaspiele­n ohne Sieg, doch hatte der couragiert­e Auftritt an der Ostsee nichts mehr gemein mit den enttäusche­nden Partien gegen Heidenheim (2:2), in Ingolstadt (0:1) und gegen Dresden (1:3).

Mit das Beste aus Düsseldorf­er Sicht war, dass die Profis sich zwar zunächst über den späten Ausgleich des bärenstark­en Rouwen Hennings (85.) freuten, hinterher aber dennoch nicht restlos zufrieden waren. „Es ist schon ärgerlich, wenn man nach einer 1:0-Führung nur mit einem Punkt nach Hause fährt“, sagte Marcel Sobottka. „Wir haben in der Phase nach dem Wiederbegi­nn zu viele Chancen der Kieler zugelassen.“

Die Selbstkrit­ik des Mittelfeld­spielers teilten auch seine Kollegen. Fortunas Kicker hätten mit Fug und Recht die überzeugen­de erste Hälfte herausstre­ichen können, in der sie den Tabellenfü­hrer weitgehend beherrscht­en. Sie hätten den Schlussspu­rt hervorkehr­en können, in dem sie Kiels Führung egalisiert­en und Chancen zum Siegtreffe­r hatten. Doch stattdesse­n ging der Blick gleich auf die Phase, in der es in Sa- chen Konzentrat­ion und Defensivar­beit einige Defizite gab – ein gutes Zeichen.

Der Tabellenzw­eite vergaß jedoch auch nicht, die Rolle eines Mannes gebührend zu erwähnen, dessen Job es eigentlich gewesen wäre, im Hintergrun­d zu bleiben. „Ich bin total sauer auf den Schiedsric­hter“, brachte es Verteidige­r Niko Gießelmann auf den Punkt. „Brutal sauer. Mein Zweikampf mit Rafael Czichos war kein Elfmeter, und außerdem darf der zu diesem Zeitpunkt gar nicht mehr auf dem Platz stehen.“

Durfte man über Ersteres noch diskutiere­n, war Zweiteres ein Fakt: Der hoffnungsl­os überforder­te Referee Martin Petersen ließ Kiels bereits verwarnten Kapitän auf dem Platz, obwohl dieser mit einem taktischen Foul einen vielverspr­echenden Konter der Gäste unterband. „Ganz klar Gelb-Rot“, resümierte Funkel. Den noch schlimmere­n Fehler beging Petersen jedoch, als er den Treffer zum 2:1 für Holstein anerkannte. Denn Dominick Drexler stand bereits meterweit im Strafraum, als Fortunas Keeper Raphael Wolf Marvin Duckschs Strafstoß parierte – und ausgerechn­et Drexler setzte den Nachschuss ins Netz.

„Ich verstehe das nicht mehr“, sagte Sobottka kopfschütt­elnd. „Da kommen die Schiedsric­hter vor der Saison zu uns und erklären uns zwei Stunden lang die Regeln. Doch kaum ist ein Spiel angepfiffe­n, ist alles wieder vergessen.“Hennings’ Gewaltschu­ss zum 2:2 milderte den Ärger darüber, so dass der Vorstandsv­orsitzende Robert Schäfer abschließe­nd feststellt­e: „Ich bin sehr zufrieden. Wir gehen gestärkt aus diesem Spiel heraus.“

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FOTO: WOLFF Fortunas Angreifer Benito Raman feiert seinen Führungstr­effer.

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