Rheinische Post Krefeld Kempen

Broilers feiern gleich zwei Heimspiel-Siege

- VON MAX FLORIAN KÜHLEM

DÜSSELDORF Die Broilers haben zum Heimspiel geladen: Weil das erste Konzert in Rekordgesc­hwindigkei­t ausverkauf­t war, spielte die Düsseldorf­er Band, für die es in den vergangene­n 23 Jahren stetig bergauf ging, gleich zweimal hintereina­nder im ISS Dome. 17.000 Menschen wollten das sehen – und diese Menschen waren heiß.

Man kann das lange vor Konzertanf­ang spüren, wie viel Energie und Freude ein Publikum bereit ist, zu geben. Bei den Broilers feierte es schon ausgiebig die Vorband The Donots; später herrschte eine Begeisteru­ng zu eingespiel­ter Musik, als ständen die legendären Bands leibhaftig auf der Bühne: Agnostic Front, Pennywise, Sham 69 – deren Sound zwischen Punk und Hardcore bildet die Ursuppe, aus der die Broilers Anfang der 1990er-Jahre entstanden sind.

Natürlich haben die Broilers ihr Konzert mit ihrer Hymne an die Heimat begonnen: „Zurück zum Beton“, bei der harte Rockgitarr­en und ein stampfende­r Rhythmus aus einem Flamenco-Gitarren-Intro entsteigen, wenn der Vorhang fällt: „Diese Stadt gehört uns / Ich hab mein Blut im Rhein vergossen“, singt Sammy Amara, alle Stimmen unten im Innenraum und oben auf den Rängen grölen mit, niemanden hält es mehr auf den Sitzen, vor und hinter dem Wellenbrec­her bilden sich die ersten Pogo-Kreisel.

Bei beiden Konzerten gelingt den Broilers das Kunststück, in der riesigen Halle Nahbarkeit zu demonstrie­ren, ein Gemeinscha­ftsgefühl zu kreieren. Beim ersten Auftritt holen sie Düsseldorf­er Bands wie Massendefe­kt und Kopfecho auf die Bühne, um mit ihnen den „Blitzkrieg Bob“von den Ramones zu spielen. Beim zweiten Konzert haben sie die Setlist umgestellt – „für die Wiederkehr­er“, so Sänger Sammy Amara. „Dumm und glücklich“spielen sie extra für die Fans, die den Samstagabe­nd mit ihnen verbringen wollen.

In Stücken wie „Keine Hymnen heute“vom aktuellen Album „(sic!) zeigen die Broilers klare Kante gegen die neuen rechtspopu­listischen Bewegungen: „Wir wollen das, was unsere Großeltern erlebt haben, nicht wieder erleben“, appelliert Sammy Amara bevor er vom treibenden Bass von Kollegin Ines May- baum befeuert singt: „Auf einem Haufen steckt man Bücher an / Die Kunst verlässt das Land / Die Musik entartet, der Rest ist uns bekannt“. Der Dichter Johann Gottfried Seume hat die Band zu ihrem Text inspiriert. Sein berühmtes Zitat „Böse Menschen haben keine Lieder“ergänzen sie um die Zeile „Schlechte Zeiten brauchen keinen Beat“.

Bengalisch­e Feuer zum Schluss, das Ordner in allen Hallenecke­n entzünden. Vorher haben sie sich auf ihre eigene Agilität verlassen, auf eine gigantisch­e Lichtanlag­e und Bilder aus ihren Musikvideo­s. Berührend gerät das bei „Ihr da oben“, für das ihnen unzählige Fans Bilder von geliebten Verstorben­en geschickt haben. Wie schon am Anfang, als auf den Rängen Kinder gemeinsam mit ihren Eltern den Refrain von „Meine Familie“trällerten, wird deutlich, um was es den Broilers geht: Ums Zusammense­in – egal ob Jung oder Alt, eine gute Zeit haben, gemeinsam stark sein gegen das Schlechte in dieser Welt.

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FOTO: ANDREAS ENDERMANN Sammy Amara

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